Kapitel 8

153 14 0
                                    

Unglücklich sah Britta ihren Freund Dennis an. „Dann gibt es wohl keine Hoffnung, diesen Dämon jemals zu besiegen! Am besten, ich kündige hier die Wohnung und meinen Job und ziehe in eine andere Stadt, am besten irgendwo in Australien. Da muss ich diese Statue nie mehr wieder sehen!“

„Ich komme mit!“, warf Julia ein.

„Es macht eigentlich keinen allzu großen Unterschied, ob man die Statue besiegen könnte oder nicht. Wer sollte es schon tun? Immerhin schrieb dieser Bruder Mathias doch, dass nur Simon mit seinem Schwert dazu in der Lage gewesen sei,“ sagte Dennis.

Britta setzte sich neben ihn aufs Sofa und lehnte sich an ihn an. „Was sollen wir jetzt machen?“ fragte sie.

„Wir können gar nichts machen!“, sagte Julia und fügte ein wenig zögernd hinzu: „Am besten ist es wahrscheinlich, wir vergessen die ganze Sache und gehen künftig einfach nicht mehr bei Nacht in die Nähe der Kirche. Gute Diskos gibt es auch in anderen Städten und irgendwann suchen wir uns alle wirklich Wohnungen in anderen Orten. Wir geben morgen dem Pfarrer sein Buch zurück und denken nicht mehr an diese Statue.“

„Eigentlich ist Julias Vorschlag gar nicht mal so schlecht,“ sagte Sebastian. „Was sollte uns daran hindern, uns nicht weiter um diese Sache zu kümmern?“

„Wir könnten auch versuchen, das Schwert zu finden! Dieser Mathias hat es doch mit in sein Kloster und in sein Grab genommen!“, schlug Britta vor.

„Britta, das wird nicht gehen. Willst du vielleicht ein Grab öffnen, von dem du außerdem noch nicht einmal weißt, wo es liegt?“, fragte Julia.

„Es war ja nur ein Vorschlag!“, antwortete Britta.

„Selbst wenn wir das Schwert hätten, uns würde es doch gar nichts nutzen. Wahrscheinlich könnten wir damit stundenlang auf die Statue einschlagen und es würde nichts geschehen! Und selbst Simon hat ja erst gegen das Ding gekämpft, als es zum Leben erwachte,“ warf Dennis ein. „Das möchte ich nicht erleben!“

„Ich auch nicht!“, stimmt Sebastian zu.

„Also ist es wirklich hoffnungslos und Julias Vorschlag, die Sache zu ignorieren wird angenommen?“, fragte Britta traurig.

„Ich sehe keine andere Möglichkeit!“, antwortete Dennis.

„Dann lasst uns morgen das Buch zum Pfarrer zurückbringen!“ sagte Julia.

„Mir gefällt das nicht!“, erwiderte Britta. „Was ist, wenn nächste Woche wieder in der Zeitung steht, dass man irgend jemanden tot aufgefunden hat? Dann würde ich mir wahrscheinlich die schlimmsten Vorwürfe machen. Ist das nicht so was wie unterlassenen Hilfeleistung?“

Sie sah die anderen an und machte einen anderen Vorschlag. „Vielleicht sollten wir mit der Geschichte zur Polizei gehen!“

Dennis zeigte ihr einen Vogel. „Du spinnst ja wohl! Die stecken uns in die Psychiatrie und lassen uns so bald nicht mehr da raus, wenn wir mit so einem Blödsinn kommen!“

„Aber ich versuche es wenigstens,“ sagte Britta und schnappte sich das Buch. 

„Ich gehe jetzt zur Polizei!“

Die anderen starrten ihr nur noch fassungslos nach, als sie die Wohnung verließ.

„Hoffentlich sperren sie sie nicht direkt ein!“, sagte Sebastian kopfschüttelnd.

Eine halbe Stunde später saß Britta auf der Polizeiwache einem älteren Beamten und seiner jungen Kollegin gegenüber.

„Sie möchten uns also eine Meldung über einen Serientäter machen, der schon seit geraumer Zeit in  unserer schönen Stadt sein Unwesen treibt?“, fragte der ältere Beamte. 

Britta nickte. Auf einmal fühlte sie sich sehr unsicher. Aber vielleicht glaubten die Beamten ihr ja doch! Immerhin mussten sie sich doch auch über die Todesfälle vor der Kirche wundern.

„Also, um wen handelt es sich denn, und vor allem, wer sind die Opfer? Im Augenblick ermitteln wir nämlich nicht gegen einen unbekannten Serientäter und ungeklärte Todesfälle gab es auch nicht.“

„Doch, meine Freundin Katja und ein anderes Mädchen, die man tot vor der Kirche St. Andreas gefunden hat. Außerdem starb dort vor ein paar Monaten eine junge Frau und vor drei Jahren fand  man einen toten Rentner. Auch einige Obdachlose gehörten zu den Todesopfern.

Genau genommen sterben die Menschen dort schon seit Jahrhunderten!“

„Was wollen Sie denn damit sagen?“, fragte die Polizeibeamtin. „In der Tat gab es einige Todesfälle vor der Kirche, doch die hatten alle eine natürliche Ursache. In dem Fall des alten Rentners, der dort vor einigen Jahren starb, habe ich selbst ermittelt. Ich weiß das noch so genau, weil es der erste Fall war, an dem ich nach der Ausbildung mitarbeitete. Aber der Mann starb an einem Herzinfarkt. Das ist zwar traurig, aber er war schon über siebzig. Da ist so was nicht ungewöhnlich!“

„Und die Mädchen? Die starben auch angeblich alle an Herzversagen!“, antwortete Britta.

„Und Sie glauben nicht daran!“, stellte der Poliziebeamte fest. 

„Nein!“ sagte Britta leise und schüttelte den Kopf.

„Und was ist Ihrer Meinung nach die Ursache für die Todesfälle?“ Die junge Beamtin sah Britta an.

„Die Statue über der Kirchentüre!“ antwortete Britta. „Hier in dem Buch steht es genau geschrieben, in dieser Statue lebt ein Dämon und er holt sich die Seelen seiner Opfer, wenn er lebendig wird.“

Brittas Stimme war immer leiser geworden. Auf einmal klang die Geschichte in ihren eigenen Ohren unglaublich lächerlich.

„Das meinen Sie jetzt nicht ernst, oder?“, fragte sie der Beamte und wurde rot vor Wut im Gesicht. „Was fällt Ihnen eigentlich ein, uns hier unsere Zeit zu stehlen und so einen Blödsinn zu erzählen? Machen Sie gefälligst, dass Sie hier herauskommen und seien Sie froh, dass Sie keine Anzeige bekommen.“

Britta erhob sich mit Tränen in den Augen. „Bitte, ich habe mir das nicht ausgedacht! Es ist wahr!“

„Gehen Sie jetzt besser!“, forderte die Polizeibeamtin sie mit einem eisigen Blick auf.

Traurig verließ Britta den Raum.

„Für so einen Blödsinn werde ich wirklich viel zu schlecht bezahlt,“ hörte sie den älteren Beamten noch zu seiner Kollegin sagen.

Doch diese antwortete lachend:“ Nimm es doch nicht so schwer, da haben wir wenigstens was, das wir bei unserer nächsten Weihnachtsfeier zum Besten geben können!“

Britta beeilte sich, zu ihrem Auto zu gelangen. Inzwischen war es dunkel geworden und in der Ferne sah sie den beleuchteten Kirchturm der St. Andreas Kirche in den Himmel ragen. Nun begannen auch noch die Kirchenglocken zu läuten. Sie erinnerten Britta an die Totenglocken, die bei einer Beerdigung erklangen.

„Du hast gewonnen!“, sagte sie in Gedanken und dachte an die Statue.

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt