Kapitel 20

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Nachdem Jonas die Scherben der Porzelankatze zusammen gekehrt hatte, sah er sich erneut sein  Schwert an. „Es fühlt sich zwar alles sehr vertraut an, aber das ändert leider nichts an der Tatsache, dass ich keinerlei Ahnung vom Schwertkampf habe,“ dachte er betrübt.

„Ich müsste irgendwo Unterricht nehmen, aber wer unterrichtet so was schon?“

Er sah in den Gelben Seiten unter „Kampfsport“ nach. Es gab Lehrer für Judo, Karate und Boxen. Aber leider unterrichtete niemand den Kampf mit mittelalterlichen Waffen.

Frustriert schlug Jonas das Telefonbuch zu und schaltete den Fernseher ein, doch auf das Programm konnte er sich nicht so richtig konzentrieren.

Doch dann klingelte es an seiner Haustüre und Jonas schwarnte Böses....

Tatsächlich standen Britta, Julia, Dennis und Sebastian dort. „Bitte schlag uns nicht direkt die Türe wieder vor der Nase zu, sondern lass uns bitte rein,“ bat Julia.

Jonas seufzte und ließ die vier eintreten.

„Nette Wohnung,“ stellte Julia fest. 

„Natürlich, was hast du denn erwartet? Einen Saustall?“, fragte Jonas empört.

„Nun fangt bitte nicht schon wieder mit euren Streitereien an,“ bat Sebastian. „Dazu ist die Sache einfach viel zu ernst! Julia hat dir nämlich einen Vorschlag zu machen.

„Und der wäre?“, fragte Jonas misstrauisch.

Julia hatte inzwischen auf dem Sofa Platz genommen und sah sich das nun gereinigte Schwert, das auf dem Wohnzimmertisch lag, genauer an.

„Das sieht sehr schön aus!“, meinte sie.

„Das ist es wirklich. Auch wenn es ganz schön unheimlich war, wie wir daran gekommen sind,“ stellte nun auch Dennis fest. „Ich hätte nicht gedacht, dass man es noch einmal so gut hinbekommen würde!“

„Ich ehrlich gesagt auch nicht!“ meinte Jonas nachdenklich.

„Nun hast du also ein Schwert, aber du hast ganz bestimmt keine Ahnung, wie man damit kämpft!“, sagte nun Julia.

„Nein, habe ich nicht. Woher denn auch? Oder weiß jemand von euch darüber Bescheid? Du vielleicht, Britta?“ fragte Jonas spöttisch.

„Natürlich nicht,“ murmelte diese.

„Nun sei nicht gleich wieder eingeschnappt! Das sollte ja auch gar keine Kritik an dir sein!“, sagte Julia und sah Jonas ernst an.

„Das wäre aber das erst Mal, dass du was zu mir sagst, und es ist nicht böse gemeint.“ antwortete Jonas und warf ihr einen verbitterten Blick zu, doch sie beschloss, nicht näher darauf einzugehen. Immerhin hatte sie ihm einen Vorschlag zu machen.

„Ich kann dir jemanden sagen, der dir beibringt,  mit dem Schwert zu kämpfen,“ sagte sie.

Jonas schaute sie erstaunt an. „Du kennst jemanden, der den Schwertkampf beherrscht?“

„Da staunst du, was?“, fragte sie. Doch dann wurde sie ernst. „Ja, ich kenne da tatsächlich jemanden. Ich habe bei der Arbeit einen Kollegen, der ist Anfang 40 und eigentlich sieht er aus wie der typische Büromensch. Er ist übrigens echt nett. Aber er hat ein ungwöhnliches Hobby, er ist nämlich ein sehr großer Mittelalter Fan und verbringt seinen Urlaub und seine Wochenenden gerne auf Mittelaltermärkten und Mittelalterlichen Ritterturnieren. Und jetzt kommt das Beste. Er hat vor ein paar Jahren damit angefangen, bei diesen Turnieren teilzunehmen. So richtig mit Rüstung und Schwert und so. Da hat er richtig kämpfen gelernt.

Und er gibt Neueinsteigern, die sich für die Welt der Ritter und Schwertkämpfe interessieren, Unterricht. Ich habe ihn heute morgen angerufen und ihm gesagt, dass du Interesse hast. Natürlich weiß er nicht über den wahren Grund Bescheid, er denkt einfach, du wärst auch ein Mittelalter-Fan.“

Jonas hatte Julia schweigend zugehört. Zuerst wollte er sie anfahren, da sie hinter seinem Rücken über ihn sprach und über seinen Kopf hinweg Verabredungen traf, doch dann besann er sich eines Besseren.

„Und dieser Franz kann wirklich richtig mit einem Schwert kämpfen und einem das auch beibringen?“, fragte er noch einmal nach.

Julia nickte. „Ja, das macht er. Allerdings kostet der Unterricht etwas. Er meinte, das würde er mit dir persönlich ausmachen!“

„Das geht schon in Ordnung,“ sagte Jonas. Wäre er in eine Kampfsportschule gegangen, dann wäre der Unterricht schließlich auch nicht umsonst gewesen.

„Und, wirst du dich mit diesem Franz treffen?“, fragte Sebastian. 

Jonas nickte. „Ja, gib mir doch bitte seine Telefonnummer, Julia!“

Julia kritzelte die Nummer auf ein Stück Papier und reichte sie Jonas. 

Dann verabschiedeten sich die vier und verließen Jonas Wohnung. Er rief sofort die Nummer auf dem Zettel an.

„Meier hier!“, erklang vom anderen Ende der Leitung eine Stimme. „Guten Tag Herr Meier, Schneider hier. Ich bin ein....Bekannter von Julia Becker, Ihrer Kollegin.“

Der Mann lachte freundlich. „Ja, die Julia hat mir schon von Ihnen erzählt. Sie interessieren sich für den Schwertkampf, nicht wahr? Ich schlage vor, wir treffen uns heute Abend bei mir. Ich habe einen sehr großen Garten, und da gebe ich auch den Unterricht. Dann schauen wir mal, was für Fertigkeiten sie überhaupt mitbringen. Ich hatte nämlich schon Schüler, die dachten, sie könnten innerhalb von zwei Stunden alles lernen, was sie brauchen und die haben nach einer halben Stunde das Handtuch geschmissen!“

„Ich gehöre nicht zu denen. Ich möchte es wirklich gerne lernen. Aber wie lange dauert es denn tatsächlich, bis man mit einem Schwert umgehen kann?“, fragte Jonas.

„Das ist ganz unterschiedlich und kommt auf den einzelnen an. Aber ich habe über ein Jahr gebraucht, bis dass ich an einem Turnier teilnehmen konnte und da habe ich dann gegen jeden verloren. Also richten Sie sich auf eine lange Lehrzeit ein.“

Nachdem sie das Gespräch beendet und sich für 17 Uhr verabredet hatten, stöhnte Jonas. „Über ein Jahr. Aber so viel Zeit haben wir nicht! Die Statue kann sich jeden Moment ihr nächstes Opfer holen!"

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt