Kapitel 13

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Bald darauf verließ Jonas mit dem geliehenen Buch die Wohnung der alten Dame und machte es sich auf seinem Sofa bequem. 

„Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir das antue!“, dachte der junge Mann, aber seine Neugierde war nun geweckt worden. Er schlug das Buch auf und sah ins Inhaltsverzeichnis. Zehn unheimliche Geschichten mit angeblichen Dämonenstatuen waren dort aufgelistet, jedoch seine Heimatstadt und die St. Andreas Kirche wurden nicht erwähnt.

Statt dessen wurden Geschichten von unheimlichen Statuen aus anderen Städten und Dörfern in Deutschland berichtet.

So gab es in Bremen in einem Park eine unheimliche Drachenstatue, die dort schon seit 200 Jahren stehen sollte. Angeblich hatte sie ihrem Erbauer Wohlstand gebracht, dafür verlangte sie nun immer bei Vollmond eine Seele. Niemand wagte sich in die Nähe des Parks, wenn der Vollmond schien....

Eine ähnliche Geschichte wurde aus einem Dorf an der Nordsee berichtet. Dort hatte ein armer Bildhauer vor 300 Jahren eine Pakt mit einem Dämon geschlossen, der auch ihm Reichtum und Glück bringen sollte. Doch auch dieser Dämon, der in eine der Statuen des Bildhauers gefahren war, verbreitete seitdem Angst und Schrecken. Dem Bildhauer hatte das ganze übrigens nichts mehr gebracht, denn die aufgebrachte Familie eines der Opfer des Dämons hatte ihm eines Tages in einer dunklen Gasse aufgelauert und ihn erschlagen.

Die Statue stand immer noch im Haus des Bildhauers, in dessen Nähe sich seit dieser Zeit niemand mehr gewagt hatte. In stürmischen Nächten solle sie lebendig werden und dort ihr Unwesen treiben...

Es folgten ähnliche Geschichten aus kleinen Dörfern und großen Städten in Deutschland. So ging beispielsweise außerhalb von Berlin in einem alten Schloß seit der Zeit des 30 jährigen Krieges eine dämonische Riesenschlange um, die sogar jede Nacht um Mitternacht zum Leben erwachen sollte. Das Schloss war mittlerweile nur noch eine Ruine, doch niemand hatte es bisher gewagt, es abzureißen...

Auch die Bürgermeisterstatue aus dem kleinen bayrischen Dorf,von der Ingo berichtet hatte, wurde in einem Kapitel erwähnt. Angeblich habe der ehemaliger Bürgermeister, der dort dargestellt wurde, ebenfalls einen Pakt mit einem Dämonen geschlossen, und ihm dafür die Seelen des gesamten Dorfes versprochen. Der Dämon müsse sie sich nur selbst holen, was er auch mit einigem Erfolg seit ungefähr 120 Jahren tat.

Nach dieser Geschichte schlug Jonas das Buch zu. „Das sind doch nur dumme Geschichten!“, schimpfte er mit sich selber. „Du glaubst doch nicht an Märchen!“

Jonas stand vom Sofa auf und verließ seine Wohnung. Kurz darauf klingelte er bei Frau Müller und gab ihr das Buch zurück.

„Das ist Ihnen wohl auch zu gruselig geworden, was?“, fragte die alte Dame. „Ich frage mich wirklich, was mein Sohn sich dabei gedacht hat, mir ausgerechnet so was Grässliches zu schenken. Er weiß doch, wie schwache Nerven ich habe. Ich denke manchmal, er möchte mich vorzeitig ins Grab bringen.“

„Bestimmt wollte er Ihnen nur eine Freude machen, Frau Müller,“ antwortete Jonas verlegen und kehrte in seine Wohnung zurück.

Dort nahm er ein Kissen und legte es auf die Plastiktüte, damit er sie nicht ständig vor Augen haben musste.

Am nächsten Montag suchte Jonas seinen Kollegen Ingo an dessen Schreibtisch auf. Gemeinsam suchten sie nach dem Fehler in Ingos Computerprogramm und fanden ihn glücklicherweise auch recht schnell.

„So einen blöde Kleinigkeit hat mir Freitag Nachmittag den Rechner lahm gelegt. Ich glaube es fast nicht!“, sagte Ingo und nahm einen Schluck von seinem mittlerweile kalt gewordenen Kaffee. 

„Ich will den Tag mal erleben, wo ich es hier schaffe, eine Tasse Kaffee heiß zu trinken!“, sagte er ein wenig mürrisch, doch dann hellte sich seine Miene auf. 

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt