Kapitel 21

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Am nächsten Tag stand Jonas pünktlich vor der Haustür von Julias Kollegen Franz Meier. Dieser bewohnte ein kleines Einfamilienhaus das ein wenig abgelegen in einem kleinen Dorf lag und auf einem großen Grundstück stand.

„Wenn der hier Schwertkampftraining macht, dann braucht er sicherlich auch den Platz,“ dachte Jonas.

Geöffnet wurde die Tür von einem Mann, der eine Jogginghose und ein T-Shirt trug. 

„Sie müssen Herr Schneider sein. Dann kommen Sie mal rein!“, forderte er ihn auf. Ein wenig zögernd betrat Jonas das Haus. 

Bilder von einem kleinen Jungen und einem Mädchen hingen an den Wänden, ebenso ein Hochzeitsfoto, das unverkennbar einen jüngeren Franz Meier mit einer hübschen blonden Frau zeigte.

Ein paar Inliner lagen im Hausflur herum, Herr Meier hob sie auf und legte sie auf eine Kommode. „Ich sagte meiner Tochter immer wieder, sie soll ihr Zeug nicht so herum liegen lassen,“ meinte er entschuldigend.

Sie betraten das Wohnzimmer und ein etwa achtjähriger Junge saß auf dem Sofa und sah sich einen Zeichentrickfilm an. 

Doch nicht dieser Film erregte Jonas Aufmerksamkeit, sondern die Einrichtung. 

Über dem Fernseher hingen zwei Samuraischwerter, an einer Wand standen drei Speere und an diese gelehnt ein Bogen sowie ein Köcher mit Pfeilen.

An der Wand über dem Sofa, auf dem der Junge saß, hingen dekorativ noch drei weitere Schwerter.

Jonas fragte sich, ob es richtig war, diese Schwerter in einem Haushalt, in dem Kinder lebten, aufzubewahren.

„Kevin, geh doch mal ein wenig zur Seite, ich muss dem Herrn hier was zeigen!“, sagte Herr Meier und der Junge duckte sich ein wenig weg, während sein Vater sich über ihn lehnte und ein Schwert von der Wand nahm.

„Hier, das ist eine Kopie des Schwertes, das Christopher Lambert im Film Highlander benutzt hat. Leider hat es damals, zu DM-Zeiten, schon ein Vermögen gekostet. Ein richtiges Sammlerstück, viel zu schade, um es zu benutzten. Haben Sie auch ein Schwert?“

Jonas nickte. „Ja, aber erst seit kurzem.“

Sein Blick wanderte weiter durch das Wohnzimmer. Ein paar Fotos, die Herrn Meier und ein paar Freunde in mittelalterlicher Kleidung zeigten, standen im Regal.

„Das hier sind nur Deko-Waffen, fürs Training benutzten wir andere, die bewahre ich im Gartenhäuschen auf. Sonst regt sich meine Frau auf. Sie hat das Wohnzimmer auch dekoriert,“ meinte Herr Meier mit einem Grinsen.

Tatsächlich musste sich auch Jonas ein Lachen verkneifen. 

Denn im Kontrast zu den mittelalterlichen Waffen saßen, neben den Mittelalterfotos, kleine Porzellanpuppen im Regal.Sie alle trugen Rüschenkleider und Häubchen. Auf dem Sofa links und rechts von dem kleinen Kevin saßen ebenfalls Porzellanpuppen, Jonas zählte insgesamt vier Stück. Diese waren recht groß und ebenso gekleidet wie ihre Artgenossen im Regal.

Auch auf dem Sessel saßen dekorativ an Kissen gelehnt zwei Porzellanpuppen. Neben dem Bogen, den Pfeilen und den Speeren stand eine mindestens 1,20 Meter große Puppe in einem langen Kleid, wie man es wahrscheinlich um das Jahr 1900 getragen hatte, die Hände lagen  an der Stange eines  altertümlichen Puppenwagens, in dem sich noch einmal fünf kleinere Puppen befanden.

Jonas Blick fiel auf ein Bücherregal.

Einem kleinen Holzritter wurde Gesellschaft von zwei pausbäckigen Puppen in der selben Größe geleistet, beide trugen sie rosa Kleider und hielten dazu passende Sonnenschirme in der Hand. Hätte Jonas es nicht besser gewusst, dann hätte er geschworen, dass der kleine Holzritter mit einem sehr gequälten Gesichtsausdruck dreinschaute. 

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt