Kapitel 3

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Am nächsten Nachmittag fuhr Julia die 20 Kilometer bis zu dem kleinen Dorf, in dem ihre Großmutter, Elisabeth Krüger, lebte.

Als die Großmutter ihr die Türe öffnete, flüchtete sich Julia geradezu in die Arme der älteren Frau. 

„Oma Lissi, es ist einfach alles so furchtbar,“ stammelte sie nur und begann zu weinen.

Die Oma strich ihr übers Haar. „Ich weiß, deine Mutter hat angerufen und von Katja erzählt. Ich wäre ja auch zur Beerdigung gekommen, aber du weißt ja, ich hatte gestern diesen Termin im Krankenhaus, auf den ich vier Monate gewartet habe. Diese Untersuchung in der Röhre war wirklich kein Zuckerschlecken und den konnte ich nicht verschieben, sonst hätte ich wieder drei Monate warten müssen!“

Das letzte sagte die Oma ein wenig empört. 

Julia sah sie ängstlich an. „Hast du denn schon ein Ergebnis? Ich meine, hast du was Ernstes?“

„Nein, da mach dir mal keine Sorgen, Schatz. Ich habe nichts schlimmes, und genau das haben die gestern festgestellt, aber erst mal mussten sie mich vier Monate lang auf die Untersuchung warten lassen und ich habe mir die schlimmsten Sachen ausgemalt.“ Dann fügte sie ein wenig empört hinzu:“ Die alte Frau Huber von gegenüber, die ist privat versichert, die hatte ihren Termin innerhalb von einer Woche!“

Doch bevor sie sich in Rage reden konnte, beruhigte Elisabeth sich wieder. „Es tut mir leid, ich jammere dir hier die Ohren voll, und du hast doch so großen Kummer. Jetzt setzt du dich erst einmal hin und ich mache dir einen schönen Kakao mit Sahne. Willst du auch ein paar Smaartis dazu haben?“

Kakao mit Sahne und Smaartis waren ein bewährtes Trostmittel seit Julias frühester Kindheit, aber auch nur dann, wenn die Oma sie ihr servierte.

Sie nahm auf dem alten abgewetzten Sofa ihrer Großmutter Platz, während Elisabeth in der Küche herumwerkelte. Nach kurzer Zeit kam sie mit einer Schale Smaartis und einem Becher Kakao, auf dem ein dickes Sahnehäubchen schwamm, ins Wohnzimmer und nahm gegenüber ihrer Enkelin Platz.

„Hier, der Kakao ist noch heiß, also sei bitte vorsichtig,“ sagte Elisabeth. 

„Danke, Oma. Du bist so lieb!“, antwortete Julia und nahm sich ein Smaartie. Ein gelbes. Sie dachte an Katja und Britta. 

Katja hatte immer die roasanen und lilanen und Britta immer die braunen Smaartis haben wollen, wenn sie sich eine Rolle teilten.

Der Anblick von rosanen und lilanen Smaartis trieb ihr wieder die Tränen in die Augen. Die Oma reicht ihr ein Taschentuch. 

„War die Beerdigung denn sehr schlimm?“, fragte Elisabeth mitfühlend.

Julia nickte. „Ja, es war genau so schlimm wie bei Opa damals. Da habe ich doch auch Rotz und Wasser geheult!“

„Das habe ich ja auch,“ meinte Elisabeth. 

Sie sah zur Wand,dort hing ein Bild ihres vor einigen Jahren verstorbenen Mannes. Sie seufzte. „Aber Peter war wenigstens schon alt,“ murmelte sie. „Die arme kleine Katja, ich sehe sie noch immer mit dir hier im Garten im Plantschbecken sitzen!“

Julia nickte. „Ja, das weiß ich auch noch. Und anschließend durften wir bei dir übernachten und du hast uns im Fernsehen so gruselige Sachen wie „Wetten dass“ sehen lassen, obwohl unsere Eltern gesagt hatten, wir müssten um spätestens acht Uhr im Bett sein.“

Elisabeth schmunzelte ein wenig, als sie sich an diese Kindheitserlebnisse ihrer Enkelin erinnerte. „Ich habe mich immer über deine Besuche gefreut, auch wenn du eine Freundin mitgebracht hast. Katja war wirklich ein sehr liebes Mädchen! Genau wie diese kleine Britta. Obwohl ich es nie so schön fand, wenn sie sich über den armen Jonas lustig gemacht hat.

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt