Kapitel 22

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Zwei Wochen später telefonierten Jonas und Dennis am Abend miteinander.

„Und dann funktioniert das mit dem Kampfunterricht tatsächlich?“, fragte Dennis.

„Ja,“ meinte Jonas am anderen Ende der Leitung. „Dem armen Franz habe ich heute das Schwert aus der Hand geschlagen und er meinte, ich wäre eine Naturtalent. Ich habe heute übrigens zum ersten Mal mein, ich meine Simons Schwert benutzt.“

„Und was hat Franz zu dem Schwert gesagt?“, erkundigte sich Dennis neugierig.

„Franz war sehr erstaunt, er meinte, so ein gutes Schwert habe er noch nie gesehen. Er wollte direkt wissen, wo man so was kaufen könne. Leider hat seine Frau die Frage mitbekommen und sie hat damit gedroht, sich mindestens vier Porzelanpuppen fürs Bett im Schlafzimmer zu kaufen, wenn er mit so was ankommt!“, antwortete Jonas lachend.

Auch Dennis musste lachen. „Die Rache der geknechteten Ehefrau!“

„Allerdings, dabei ist sie sonst eigentlich ganz nett. Aber ich konnte sie beruhigen und habe behauptet, das Schwert habe mir ein älterer Nachbar geschenkt, es sei ein Familienstück von ihm gewesen. Dies konnte Franz nicht so recht glauben, er meinte, dafür sehe das Schwert zu neu aus.“, antwortete Jonas und fügte hinzu:“ Wenn er wüsste, dass es Jahrhunderte in der Erde lag, dann hätte er mich für verrückt erklärt.“

In den letzten zwei Wochen hatten Dennis und Sebastian Jonas noch einmal ohne die Mädchen besucht. 

Sebastian hatte sich sogar für den Vorfall entschuldigt, bei dem er Jonas während der Schulzeit angegriffen hatte, und dieser hatte die Entschuldigung zögernd  angenommen. 

Allerdings von Julia und Britta wollte Jonas noch immer so wenig wie möglich wissen. Immerhin hatte es sich bei der Sache mit Sebastian um einen einmaligen Vorfall gehandelt, während sich der jahrelange Terror der Mädchen nicht mit einer einzigen Entschuldigung aus der Welt schaffen ließ. Aber zumindestens hatte Jonas sich in seiner und Sebastians Gegenwart mit gehässigen Bemerkungen über die beiden jungen Frauen zurück gehalten.

Nach dem Telefonat und einer abendlichen Dusche ging Dennis zu Bett. Es war bereits fast Mitternacht. Noch immer hatte er das Haus für sich, seine Eltern würden erst in einer Woche aus dem Urlaub zurück kehren. 

„Ein Glück, dass morgen Samstag ist und ich frei habe,“ dachte er noch und schaltete das Licht aus.

Vorher fiel sein Blick noch auf ein Foto von Britta, das auf seinem Schreibtisch stand. „Morgen übernachte ich bei ihr,“ dachte Dennis.

Kurz darauf hörte er die alte Standuhr seines Vaters, ein Erbstück von seinem verstorbenen Onkel, im Arbeitszimmer Mitternacht schlagen.

„Mitternacht,“ dachte Dennis. „Geisterstunde.“

Seit kurzem hatten diese Begriffe eine ganz andere Bedeutung in seinem Leben gewonnen. Er warf einen Blick aus dem Fenster, die Vorhänge standen einen Spalt offen. Zog draußen Nebel auf? 

„Eine  richtige Herbstnacht für Gespenster, es fehlen nur noch das Wolfsgeheul und der Vollmond!“

Dennis schloß die Augen, doch irgendwie fühlte er sich sehr unruhig und konnte keinen Schlaf finden.

Er fühlte sich irgendwie....beobachtet.

Dennis sah zum Fenster. Durch den aufkommenden Nebel hindurch schien eine Straßenlaterne genau in sein Gesicht.

Dennis stand auf, um den Vorhang zu zu ziehen und starrte entsetzt auf den Weg vor seinem Haus.

Die Straße war menschenleer, und in den umstehenden Häusern brannte kein Licht mehr.

Der Nebel wurde auch sehr schnell dichter, doch das war es nicht,was bei Dennis so ein Entsetzten auslöste. 

Auf dem Weg vor seinem Haus stand, mit rot leuchtenden Augen, eine Gestalt und starrte zu ihm hinauf. „Das ist wie bei diesem Video von Jonas Kollegen,“ dachte Dennis und starrte zurück. Am liebsten wäre er fort gelaufen und hätte sich unter seinem Bett verkrochen, jedoch irgend etwas hielt ihn fest.

Die Statue hatte ihn gefunden. Doch wie war das möglich?

Nun hob die Statue die Hand und zeigte auf ihn.

Dennis Fenster stand einen Spalt offen, deshalb hörte er den Dämon sagen:“ Du wirst mir nicht entkommen!“

Dennis schlug das Fenster zu und lief aus seinem Zimmer, zuvor griff er nach seinem Autoschlüssel.

Er musste so schnell wie möglich weg von hier. Die Haustüre konnte er nicht benutzten, da dort ja die Statue auf ihn lauerte. 

Konnte sie ins Haus hineinkommen? Dennis warf einen Blick durchs Küchenfenster. Tatsächlich war das Ding nun ein Stück näher gekommen und stand genau zwischen den Stiefmütterchen, die seine Mutter im Vorgarten gepflanzt hatte.

„Vampire können angeblich nicht ohne Einladung ein Haus betreten, vielleicht gilt das ja auch für die Statue,“ doch Dennis wollte es nicht darauf ankommen lassen. 

Statt dessen rannte er zur Terassentüre und verließ auf diesem Wege das Haus. Im Garten stieg er über den niedrigen Jagdzaun und dankte dem Himmel dafür, dass seine Eltern niemals eine hohe Hecke oder einen höheren Zaun um ihr Grundstück gezogen hatten.

Glücklicherweise hatte Dennis auch direkt hinter dem Garten in einer Seitenstraße geparkt, da er vor dem Haus am Vorabend keinen Parkplatz mehr gefunden hatte.

Er rannte zum Auto und hörte Schritte hinter sich, die schnell aufholten. Horrorfilme, in denen Verfolgte umständlich nach Autoschlüsseln kramten und ermordet wurden, bevor sie die Wagentüre öffnen konnten, kamen ihm in den Sinn. 

Glücklicherweise besaß sein Wagen eine Zentralverriegelung, die er mit einem Druck auf seinen Schlüssel öffnete.

Schnell stieg Dennis ins Auto, während die Schritte immer näher kamen.

Glücklicherweise gelang es ihm auch, den Schlüssel sofort ins Zündschloss zu stecken und der Wagen sprang auch an. Auch da kamen ihm diverse Horrorfilme in den Sinn, wo dies nicht gelungen war. Doch leider parkte vor ihm der Mercedes des Nachbarn und hinter ihm der kleine Nissan seiner Mutter.

Dennis hatte keine Wahl für ein umständliches Ausparkmanöver, er streifte den Mercedes und gab Gas.

Etwas schlug von hinten gegen seinen Wagen und Dennis erkannte im Rückspiegel, dass die Statue ihr Schwert gezogen hatte, doch Dennis beschleunigte seinen Wagen so schnell es ging und er fuhr davon, während die Statue ihn noch eine Weile verfolgte und dann plötzlich stehen bleib und zu Boden stürzte, als sei sie auf ein unsichtbares Hindernis gestoßen. 

Dennis fuhr noch schneller, nicht einmal auf eine rote Ampel nahm er Rücksicht. Glücklicherweise  begegnete er lediglich zwei anderen Autos, die er beide überholte, während die Besitzer empört hupten.

Vor Brittas Wohnung, die sich in einem Neubauviertel befand, stoppte Dennis den Wagen und klingelte Sturm.

Nach kurzer Zeit, die Dennis wie eine Ewigkeit vor kam und in der er sich immer wieder umsah, öffnete Britta.

Dennis sah sich noch einmal um, aber die Statue war ihm anscheinend nicht gefolgt.

„Vielleicht ist sie ja zur Kirche zurück gekehrt,“ dachte er, als er die Treppen zu Brittas Wohnung im zweiten Stock hinauf eilte.

Diese trug ein Nachthemd und sah ihren Freund erstaunt an. „Dennis, was ist denn los?“ 

Dieser trug lediglich Boxershorts und ein schlabberiges T-Shirt, in dem er meistens zu ihrem Ärger schlief. Nicht einmal, nachdem sie ihm zu Weihnachten im letzten Jahr einen schönen Schlafanzug geschenkt hatte, hatte er sich das abgewöhnt.

Nun sah sie, dass ihr Freund nicht einmal Socken oder Schuhe trug.

„Komm erst mal rein und sag, was passiert ist!“, sagte sie, doch Dennis nahm sie nur in die Arme.

„Jetzt ist alles aus, früher oder später wird er mich erwischen,“ sagte Dennis.

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt