Jetzt sind schon ein paar Wochen vergangen und ich bin nicht einmal aus meinem Penthouse gegangen. Die Anrufe auf mein Zimmer nehme ich entgegen, aber wenn es nicht Sam ist, dann lege ich direkt wieder auf. Wie kann es sein, dass ich ihn erst wegschicke und dann unbedingt wieder haben will? Es ist zum Haare raufen.
Ich bin gerade dabei im Mitleid zu versinken, da höre ich einen mega lauten Knall und schaue um die Ecke. Die haben echt die Tür eingetreten und Tim kommt aufgeregt hinein. "Miss so kann das nicht weitergehen! Sie müssen wieder arbeiten gehen und sich bewegen." Ich sehe ihn an und er erschreckt leicht. Ich kann mir denken wie ich aussehe. Er schweigt und geht dann zu meinem Schrank und wirft mir Sportsachen hin. "Ziehen Sie die an und kommen sie in 5min runter in die Lobby. Sonst komme ich sie holen und zwar so wie sie gerade sind!" Damit geht er und lässt mich alleine. Toll, meine Zimmertür ist eingetreten und ich muss Sport machen. Ich will nicht. Aber nur in Top und String will ich auch nicht Sport machen und vor allem nach draußen. 5min sind viel zu wenig für mich. Ich steige aus dem Bett und mache mich so schnell es eben geht fertig. Meine geschwollenen Augen kann ich abkühlen mit kaltem Wasser, sodass sie nicht mehr so groß sind und setze mir einfach eine Sonnenbrille auf. Angezogen gehe ich dann nach unten in die Lobby, wobei mir Handwerker entgegen kommen und sich an meiner Tür zu schaffen machen. Na dann mal viel Spaß bei der Arbeit.
Der Fahrstuhl fährt nach unten und ich sehe Tim mit...Marces? Was?! Nein, so kann ich ihm nicht unter die Augen treten, so wie ich aussehe. Ich will gerade wieder zurück in den Fahrstuhl flitzen, da hat Tim mich schon gesehen und schnappt mich blitzschnell an der Taille hebt mich hoch und trägt mich rüber zu Marces. "Tim! Lass mich sofort runter! Tim!! Ich kann mich nicht so blicken lassen!" Er lacht nur und setzt mich dann vor Marces ab. Ich sehe ihn durch meine Sonnenbrille lachen. Er hat ein süßes Lachen. "Tolle Show, aber wenn du mich nicht hättest sehen wollen, hättest du nicht kommen müssen." "Was nein?! Ich wollte dich sehen, nur wusste ich nicht das du hier bist, sonst hätte ich mich besser angezogen.", sage ich sauer zu Tim, der mich nur angrinst. Tim wendet sich zu Marces. "Mach ruhig die lange Tour mit ihr. Sie soll erstmal nicht in ihr Zimmer zurück kommen." "Alles klar.", lacht Marces. Ich schaue zwischen den beiden hin und her. "Ihr macht gemeinsame Sache?" Beide lachen und Marces nimmt meine Hand und zieht mich mit nach draußen. Endlich kann ich wieder frische Luft einatmen und höre die Vögel zwitschern.
Ich sehe wie Marces mich beobachtet. "Wie lange warst du in deinem Zimmer?" "Wie viel hat dir Tim erzählt?", frage ich ihn zurück. Er grinst nur wieder. Er pfeift kurz und ich höre ein Bellen. Er hat Ben dabei! Als er mich sieht stürmt er erst auf mich zu und schmeißt mich fast um. Ich lache, endlich mal wieder, und streichel ihn wild. "Hast du Lust mit mir und ihm zu laufen?" Ich nicke und schaue ihn an. "Danke." "Kein Problem, dafür sind Freunde da. Ich kenne deine Situation nur zu gut." Ich atme tief durch und fange dann an zu laufen, Ben mir direkt hinterher und Marces auch. Ben will zwar immer schneller als wir, aber das kriegen wir auch hin. Wir laufen zum Park und hindurch. Es fühlt sich gut an, wieder Bewegung zu bekommen und Ben und Marces bringen mich wieder auf andere Gedanken, auf positive Gedanken. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Nach einer Weile lassen wir es langsamer angehen und Marces macht Ben frei von der Leine und lässt ihn laufen, während wir beide spazieren gehen. Ich sehe ihn an. "Wie viel brauchst du noch um ihn zu kaufen?", frage ich ihn. Er schaut mich an. "Zu viel. Er ist reinrassig, sodass er teurer als die anderen Hunde ist. Es dauert vielleicht noch ein Jahr, aber dann habe ich ihn, wenn er nicht vorher gekauft wird.", in seiner Stimme schwimmt Trauer mit. Ich nicke nur und wir gehen weiter. Als wir kurz vorm Ende des Parks sind, bleiben wir stehen und Ben wieder anzuleinen. Er bringt mich noch zurück zum Penthouse und sieht mich dann an. "Ich hoffe wir sehen uns wieder, wenn auch du nicht mehr so verheult bist." "Wie?!" "Ich kenne Frauen und Sonnenbrillen, entweder muss mega die Sonne scheinen, sie haben einen Kater oder sie sehen verheult aus. Aber mach dir keine Sorgen, deine Augen sind auch so sehr schön." Ich werde leicht rot, bei dem Kompliment und auch Marces kratzt sich am Nacken. "Danke. Ich hoffe auch das wir uns wieder sehen. Hab ich eigentlich deine Nummer? Immerhin musst du mich noch zum Kaffee einladen.", sage ich grinsend und auch er grinst. Er gibt mir sein Smartphone und ich tippe meine Nummer ein. Er bedankt sich und geht dann mit Ben weiter.
Ich atme zufrieden aus. Das heute war echt gut. Ich schaue auf die Uhr in der Lobby und sehe, dass ich eigentlich noch zur Arbeit gehen könnte. Ich entscheide mich dafür und beeile mich den Fahrstuhl noch zu bekommen.
An meiner Tür angekommen staune ich nicht schlecht. Die Handwerker haben gute Arbeit geleistet, die Tür sieht aus wie neu. Ich mache mich so schnell es geht frisch und piepe Tim durch den Sender an. Ich ziehe mich an (Bild) und stelle mich dann vor den Spiegel. Ja ich fühle mich frisch und überlege mir was ich Mr Lorge sage, um mich für die letzten Wochen zu entschuldigen und ich hoffe ich behalte meinen Job.
Tim klopft an meine Tür und ich öffne und sehe dass er überrascht ist. "Kannst du mich zur Arbeit fahren?" Er nickt stumm und ich packe meine Sachen, schließe ab und folge ihm in den Fahrstuhl. Während er nach unten fährt ist es still. "Danke Tim, das habe ich wirklich gebraucht." Wieder bleibt er still. Hm, irgendetwas ist passiert. Auf einmal trifft es mich wie ein Schlag. Ich wende mich an ihn. "Werde ich gefeuert?" Er schaut zu mir, leicht amüsiert. "Nein, sie werden nicht gefeuert, der Chef ist froh das es ihnen besser geht." Ich nicke und bin sichtlich erleichtert doch auch verwirrt. Der Fahrstuhl springt auf und Tim geleitet mich zur Limo in der ich einsteige. Er setzt sich ans Lenkrad und fährt los.
Am Gebäude angekommen lässt er mich raus und will grade wieder wegfahren, da halte ich ihn auf. "Tim, sagen Sie mir was los ist, sonst kann ich nicht arbeiten." Das war nicht einmal gelogen. Ich würde mich damit beschäftigen. Er schaut mich an. "Sie sind gerade wieder so gut drauf, da will ich Sie nicht schon wieder traurig sehen, doch ich hab etwas in Erfahrung gebracht und das wird sie hoffentlich nicht schon wieder so sehr verletzen." Oh. Ich weiß glaube ich was er gesehen hat. Ich kann es ahnen. Ich schlucke und sehe ihn an. "Sagen sie es mir." Er ringt mit sich selbst doch zeigt mir dann ein Bild und ich muss schlucken. Das Bild zeigt Sam und Frau Siemel. Wie sie sich küssen. Er hat es hochgeladen und darunter steht:"Liebe kann so einfach sein". Tja, das konnte ich ihm ja nicht geben. Einfache Liebe. Anscheinend war es doch besser, ihn zu verlassen. Ich blieb stark, aber insgeheim wusste er so gut wie ich, dass es mir immer noch zusetzte, doch keiner von uns sprecht es an. Darum bin ich ihm sehr dankbar. Er steckt das Bild wieder weg und sieht mich an. "Ich hol sie dann später wieder ab, Miss." Ich nicke und er steigt in die Limo und fährt davon. Ich schaue mir das Gebäude noch einmal an und gehe dann hinein. Zum Fahrstuhl und in die höchste Etage. Ich gehe direkt auf sein Büro zu und ignoriere die Sekretärin. Anscheinend hat sie vergessen wer ich bin oder sie ist neu. Ich klopfe an seinem Büro und gehe dann hinein. Er sitzt an seinem Schreibtisch und tippt etwas ein.
Ich stehe vor seinem Pult und er schaut hoch. Auf seinem Gesicht bildet sich ein Lächeln. "Schön Sie wieder zusehen Ms Seifert. Wie geht es Ihnen?" "Besser, danke. Ich wollte mich offiziell bei Ihnen entschuldigen. Mein Verhalten war nicht professionell in den letzten Wochen. Aber nun bin ich wieder vollkommen da, dass versichere ich Ihnen." Er nickt. "Das freut mich. Ich muss zugeben, ich habe sie vermisst. Immerhin hatte ich doppelt so viel zu tun wie sonst.", dabei lacht er leicht und ich weiß, dass er es nicht beleidigend meint. Ich in ihm wirklich sehr dankbar, dass er das Thema nicht mehr anspricht. "Dann machen wir uns wohl mal an die Arbeit. Ach ja, ich wollte ihn noch sagen, dass wir mit Mr Solve nichts mehr zutun haben werden. Ihre Memo, die sie aufgenommen haben, haben uns genug Beweise dafür gegeben, dass wir ihn wegen körperlicher Belästigung anzeigen konnten. Nach unserer Anzeige haben sich weitere Frauen gemeldet und er wird wohl eine Zeit lang keine Firma leiten können. Wir haben aber eine Firma gefunden, die bereit ist mit uns zu kooperieren ohne Gegenleistungen oder einen Deal." Ich nicke und bin echt froh darüber. Mit Mr Solve zusammen zuarbeiten hätte bedeutet, dass ich mich darauf einlassen hätte müssen, und dies wollte ich auf keinen Fall. Da hätte ich auch auf diesen Job verzichtet.
So jetzt geht's an die Arbeit. Ich bin froh wieder etwas zutun zu haben. Und ja, auch wenn mich das Bild von Sam aufgewühlt hat, merke ich dennoch das es mich weitaus nicht mehr so aufregt wie noch vor ein paar Wochen. Und Marces ist dabei nicht ganz unschuldig.
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Lehrer oder Happy End?
ChickLitNatascha ist ein 19 jähriges Mädchen das auf ein College geht und ihr letztes Jahr absolviert. Wie jedes Mädchen in ihrem Alter ist sie nicht das brave Mädchen von nebenan. Sie hält nichts von Beziehungen sondern will ihren Spaß ausleben. Wer damit...