Teil 38

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Während ich zu Fuß zum Anwesen zurück laufe, fängt es natürlich an zu schütten. Als würde man es nicht gut mit mir meinen. Nachdem ich einsehe, dass es nichts nützt zu laufen, gehe ich einfach normal weiter. Meine Haare liegen mir nass über meine Schultern und das Kleid ist total durchnässt und klebt an mir. 

Ich komme an einer Bank vorbei und setze mich hin um mich erstmal zu beruhigen. Ist das eben wirklich passiert? Wie konnte er nur? Mir dasselbe antun, wie Samuel. Vielleicht ist das mein Zeichen zu gehen. Tommy wollte ja eh gehen, dann bring ich ihn wieder nach Hause und suche mir ein Job. Innerlich zerreißt es mich. Ich kann ihn jetzt aber nicht unter die Augen treten.

Von weitem höre ich ein Auto und hoffe so sehr, dass es nicht er ist oder sonst jemanden den ich kenne. Aber anscheinend habe ich nicht mal im Regen meine Ruhe. Marces hält mit seinem Jeep neben der Bank und lässt das Beifahrerfenster runterfahren. "Tascha, steig ein. Du wirst noch krank." "Das wäre doch perfekt, dann kannst du zurück zu deiner Freundin." "Tascha, du bist meine Freundin." Ich stehe wütend auf und stelle mich an das Fenster. "Ach ja? Ist das so? Ich betrüge meinen Freund nicht wegen einer Wette. Und du wusstest genau, was es mit mir anrichten würde. Nein danke, ich brauch keine Entschuldigungen." Ich drehe mich um und gehe weiter im Regen. Er flucht und fährt dann langsam neben mir her. 

Dreh dich jetzt bloß nicht um, Tascha. Stur gehe ich weiter, bis er mir mit seinem Wagen den Weg versperrt. Ich bleibe wütend stehen. "Fahr sofort den Wagen da weg!", rufe ich ihm über den Regen hinweg zu. "Nö.", antwortet er und steigt dann selbst aus und kommt zu mir. Jeden Schritt den er auf mich zukommt, gehe ich zurück. Er grinst mich an und ich sehe ihn nicht an, denn dann könnte ich ihm nicht widerstehen und das weiß er leider nur zu gut, daher wird er auch schneller und ich drehe mich um und fange an zu rennen. Zum Glück habe ich keine hohe Schuhe angezogen. "Natascha, jetzt bleib doch stehen!" Ich versuche es zu ignorieren. Wir rennen eine Weile, doch dann kommt es mir irgendwie lächerlich vor. Ich bleibe abrupt stehen, drehe mich um. "STOPP!", schreie ich und er bleibt wie angewurzelt stehen. "Ich will nichts hören, klar? Nichts. Und ich will momentan auch nicht in deiner Nähe sein! Ich fahre heute noch mit meinem kleinen Bruder nach Hause und du wirst nicht mitkommen oder mir nachfahren! Und jetzt fahr uns zum Anwesen!", ich gehe einfach an ihm vorbei und setze mich in den Jeep. 

Nach etwa 5min kommt er nach und sagt gar nichts. Das ist auch gut so. Ich schaue aus dem Fenster in den Regen und warte ab, das wir zuhause sind. Zuhause. Ja, es war eines meiner Zuhause. Als wir da sind, warte ich nicht ab bis er den Wagen abschließt, sondern laufe direkt ins Haus und in die Arme von Charles. "Nana, ihr seit ja ganz nass." Er hält mich auf und ich merke wie ich nicht mehr die Tränen zurückhalten kann. "Charles halt sie fest!", ruft Marces. "Charles, bitte. Lass mich los. Ich...ich kann nicht." Er lässt mich los, als er meine Tränen sieht. Ich renne die Treppen hoch und höre nur, wie Marces protestiert. Anscheinend hält Charles ihn fest. Auf dem Weg nach oben kommt mir Susan entgegen. "Was ist denn mit dir passiert, Liebes?" "Susan, bitte nicht. Ich...ich kann einfach nicht." Ich laufe an ihr vorbei in mein Zimmer und packe meine Sachen zusammen. Die nötigsten Sachen packe ich ein und laufe dann in Tommys Zimmer und sehe ihn schlafen. Ich setze mich auf sein Bett und rüttel ein wenig an ihm. "Hey, Tommy. Wach bitte auf. Wir fahren nach Hause." Er reibt sich müde die Augen. "Was ist los?" "Tommy, komm, pack deine Sachen, wir fahren nach Hause." "Aber du sagtest doch..." "Ich weiß, was ich sagte, jetzt ist es so. bitte Tommy.", nein ich darf nicht vor ihm weinen. Er sieht mich aber leider zu genau an, also ahnt er was. Er packt seine Sachen zusammen und folgt mir nach unten. Dort sehe ich Marces frustriert auf der Couch sitzen und Charles und Susan mit ihm diskutieren. Als Marces hoch schaut und mich sieht, steht er auf. Ich wende verletzt den Blick ab und gehe einfach nach draußen, zu dem Jeep und schmeiße die Koffer auf den Rücksitz. Tommy setzt sich. 

Als ich meine Tür öffnen will, hält mich Marces an meiner Hand fest. "Bitte Natascha. Lass es mich dir erklären." Ich sehe ihn an und kann die Tränen nicht zurückhalten. "Du hast es mir längst erklärt. Lass mich gehen." "Nein, verdammt. Ich liebe dich. Ich lass dich doch jetzt nicht fahren! Da war nichts. Es war nicht mal ein Kuss! Sie hat mich geküsst, ich sie nicht! Ich schwöre es dir! Ich will nur dich." "Lass mich Marces.", entgegne ich leise und steige dann ein. Starte den Motor. Marces stellt sich vor den Wagen. "Fahr nicht, bitte!", schreit er. Tommy sieht mich an. "Was ist denn passiert?" "Nichts." "Wegen nichts, weinst du doch nicht." Ich sehe ihn an. "Seit wann kannst du so erwachsen sprechen?" "Ich habe von der Besten gelernt.", antwortet er. Ich lächle leicht, sehe dann wieder Marces, lege den Rückwärtsgang ein und fahre vom Hof. Ich höre ihn rufen und er läuft auch kurz hinterher, aber dadurch fahre ich nur schneller.

Auf dem Weg nach Hause mache ich viele Zwischenstopps, weil ich nach einer Zeit einfach nicht mehr fahren kann. Auf meinem Handy bombadieren sie mich nur so mit Nachrichten und Anrufe. Nicht nur Marces, sondern auch Charles, Susan und Mandy. Und all die anderen. Ich will sie einfach nicht hören, sie würden mich umstimmen, aber ich bin einfach so krass verletzt. Vielleicht reagiere ich auch über, aber das mit Samuel war so frisch. Und er hat es mir versprochen.

Es dauerte mindestens sechs Stunden bis ich in unsere Auffahrt fuhr und Tommy ins Haus trug. Nach einer Weile hatte er aufgehört Fragen zu stellen und ist eingeschlafen. Im Haus ist es still, naja solange bis ich an Dads Zimmer vorbeikam. Ich klopfe an seine Tür. "Dad, sind wieder zuhause." Dann lege ich mich in mein Bett, nachdem ich Tommy ins Bett gebracht habe und versuche irgendwie in den Schlaf zu finden.

Lehrer oder Happy End?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt