×Zehn×

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Yoongi:

Mein Kopf schmerzt als ich leicht meine Augen öffne. Müde blinzel ich und sehe an die weiße Wand des erhellten Raumes. Ist es schon so spät? Ich streiche mir mit meinen rauen Händen müde über mein Gesicht, ehe ich mich langsam in dem großen Bett aufsetze. Ich sehe mich etwas um und realisiere erst,  dass das hier nicht mein Zimmer ist, als  ich jemanden an dem Schreibtisch sitzen sehe. Durch den blonden Haarschopf weiß ich sofort, dass es sich um Jimin handelt. Ich räuspere mich leise und fahre mir durchs Haar, während Jimin sich zu mir dreht.       "Na, endlich wach?", fragt er lächelnd. Verwirrt nicke ich. Was mache ich nochmal hier? Warum bin ich hier eingeschlafen? Bin ich überhaupt hier eingeschlafen? "Als wir hier angekommen sind warst du wirklich müde und meintest dir wäre schwindelig. Ich habe dich sofort in mein Bett gebracht.", erklärt er, als hätte er meine Gedanken lesen können. Ich nicke wieder, fasse mir an den Kopf. Hoffentlich habe ich mir nichts eingefangen. Vielleicht habe ich einfach nicht genug getrunken. Oder mich zu sehr aufgeregt, wer weiß. Aber Kranksein kann ich gar nicht gebrauchen. "Es ist schon Nachmittag. Du solltest deiner Mutter sagen, dass du nach der Schule zu mit zu mir gekommen bist.". Stimmt ja, wir haben geschwänzt. Ich nicke erneut. Mir ist nicht nach reden zumute. Jimin steht auf und nimmt vom Stuhl die Jacke von meiner Uniform mit. Er selbst ist schon umgezogen. Stumm reicht er mir das Kleidungsstück. Ich hole aus meiner Jackentasche mein Handy hervor und schreibe meiner Mutter schnell eine Nachricht, ehe ich das Gerät schnell wieder weglege. Ich schließe erneut meine Augen, da das helle Tageslicht meinen Kopf nur noch mehr zum pochen bringt. "Alles gut?", fragt Jimin und legt seine Hand auf meine Schulter. "Nur Kopfschmerzen." ist das erste, was ich seit meinem Aufwachen sage. "Willst du was dagegen?", fragt er. Ich schüttel den Kopf, ich weiß nicht, ob sich meine Medikamente mit seinen vertragen. Ich bleibe noch kurz so sitzen, bis ich meine Augen aufreiße. Scheiße! Die Medikamente! Ich habe meine Medikamente vergessen. Ich bin noch lange nicht unter der Nachweisgrenze und auch meine Befürchtung einer bevorstehenden Krankheit machen mein Vergessen nicht besser. Bestimmt wird einmal vergessen am Morgen nicht schlimm sein, aber nun ist es schon Zeit meine Mittagsdosis einzunehmen. Ich schlage mir schnell die Decke von den Beinen und springe auf dem Bett. Kurz dreht sich die Welt um mich herum, doch ich laufe zielstrebig zu meinem Rucksack und hole schnell die Dose mit den verschiedenen Medikamenten raus, die ich den Tag über nehmen muss. Alle drei Behälter sind noch voll. "Ist Asthma wirklich so schlimm?", erklingt eine helle Stimme hinter mir. Ich drehe mich zu Jimin um, will fast fragen wovon er redet, doch dann fällt mir ein, dass ich ihm ja erzählt habe, dass ich Asthma hätte. "Ja, hast du vielleicht etwas Wasser?", frage ich und versuche zu verbergen, wie schlecht ich meine eigene Lüge doch finde. Hätte mir damals nichts besseres einfallen können? Asthma? Das glaubt mir doch keiner. Was ist, wenn er irgendwann bescheid weiß? Gott, er hat schon meine Mauer zu Fall gebracht. Er hat meine Eltern streiten sehen. Er darf nicht auch noch wissen, dass ich an einer unheilbaren, ansteckenden Krankheit erkrankt bin. Er weiß eh schon viel mehr, als mir lieb ist. "Willst du vorher nicht etwas essen?", fragt er. 

"Ich kann uns ne Pizza machen... Oder Ramen.", sagt Jimin kaum hörbar, da er seinen Kopf in einem der Schränke stecken hat. Er dreht sich mit einer Ramentüte in der Hand zu mir um und hält diese hoch. "Ich weiß, das ist nicht dein Ding, vonwegen gesund und bewusst Ernähren und so, aber was anderes kann ich echt nicht.", sagt er lächelnd, was ich zaghaft erwidere. "Passt schon.", sage ich und Spiele mit der Dose in meiner Hand herum. Jimin nickt kurz und dreht sich wieder um um einen Topf herauszuholen und ihn mit Wasser zu füllen. Ich beobachte derweil, wie sich seine Muskeln, die unter dem weißen Shirt durchscheinen, bewegen und komme nicht drum herum neidisch und auch ein wenig beeindruckt von seinem Körper zu sein. War bestimmt harte Arbeit. "Was machst du so in deiner Freizeit?", fragt Jimin, als er gleich drei Portionen der Nudeln in den Topf legt. Bevor ich hier her gezogen bin, bestand er hauptsächlich aus Ruhe, Namjoon und Arztbesuchen. "Ich weiß nicht.", sage ich leise. "Wie? Du weißt nicht, was du in deiner Freizeit tust?", fragt der Blonde skeptsich und hantiert weiter am Herd rum. "Ich habe keine Hobbys oder so.", sage ich noch einen Ticken leiser. Wo ist denn dein ganzes Selbstbewusstsein hin, Yoongi? Achja, ist zusammen mit der Mauer in sich zusammengebrochen. Es war die Mauer. "So gar nichts?", fragt Jimin erneut nach. "Naja, ich habe mal Basketball gespielt. Vor drei Jahren oder so habe ich aufgehört.", sage ich.Das war vor meinem Außtauschjahr, mit 15. Ein halbes Jahr später habe ich das ganze dann abgebrochen und vor einem halben Jahr kam dann,  ziemlich spät, nach einem schlimmen Virusinfekt, die Diagnose und der Umzug. "Warum?", fragt Jimin. "Hat sich halt so ergeben.", sage ich schulterzuckend, wohl wissend, dass er dies nicht sieht. "Und du?", frage ich um höfflich zu bleiben und von mir abzulenken. Blitzschnell dreht sich Jimin, als hätte er auf diese Frage gewartet, zu mir um und sieht mich mit funkelnden Augen an. "Tanzen.", sagt er lächelnd. "Ich tanze für mein Leben gerne.", sagt er und ich kann in seinen Augen sehen wie Wahr seine Worte doch sind. Sie leuchten vor Freude und Begeisterung, das Lächeln ist nicht mehr aus seinem Gesicht zu bekommen und er wirkt gleich noch lebendiger und verspielter, als er eh schon ist. Aber seine Augen. Vorallem seine Augen sprechen in diesen Moment aus, was er nie in Worte fassen könnte.  Dies bringt mich zum lächeln, denn es freut mich, dass der Jüngere das tun kann, was er liebt. "Ich will mal eine Tanzschule besitzen oder in Musikals spielen. Aber das erste wäre mir lieber.", schwärmt er. "Die Nudeln.", erinnere ich ihn schmunzelnd. Jimin erwacht aus seinen Träumerein und dreht sich wieder zum Topf, um ihn kurz darauf auf den Tisch zu stellen. Er setzt sich mir gegenüber, wo schon eine Schüssel steht und nimmt sich seine Stäbchen. "Guten Appetit.", lächelt er, was ich zaghaft erwidere, ehe er sich über das Essen hermacht. "Wenn du willst kann ich dich mal in meine Tanzschule mitnehmen. Das wird bestimmt lustig.", schlägt Jimin vor. "Ich kann dir alles zeigen oder wir gehen danach in die Stadt, denn die ist Abends echt schön.", erzählt er begeistert weiter. "warum?", frage ich. "Warum nicht?", antwortet Jimin stumpf. "Nein, warum bist du so zu mir?", frage ich und beziehe mich dabei auf mein vorheriges Verhalten gegenüber ihm. "Na, wir waren schon den jeweils anderen besuchen, haben zusammen unsere Pause verbracht, uns getröstet, über unsere Interessen gesprochen und zusammen Schule geschwänzt.", beginnt er.

"Sind wir dann nicht sowas wie Freunde?" 

Not made for love || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt