Yoongi:
"Yoongi! Aufstehen!", ruft mein Vater ins Zimmer und kurze Zeit später höre ich auch schon unsere Haustür ins Schloss fallen. Müde quäle ich mich aus dem neuen Bett und laufe durch das kleine Haus in die ebenfalls neue Küche, wo meine Mutter schon wartet. Dieses Haus kommt mir so Fremd vor. Es ist auch fremd. Das hier ist für mich einfach nicht mein Zuhause. Ich wäre jetzt lieber noch in Daegu, in unserem alten Haus, in der alten Schule und vorallem bei meinen Freunden. So eine Kacke. "Setzt dich Schatz.", lächelt meine Mutter und stellt mir gleich etwas zu essen hin. Leicht verziehe ich das Gesicht. Ich hab überhaupt keinen Hunger. Doch ich esse. Für Mama und auch für mich selbst. Als ich das Brot aufgegessen habe, bin ich satt und gebe meiner Mutter den leeren Teller. Sie lächelt mich an, doch ich weiß, dass sie es schwer hat. Es ist für uns alle nicht leicht. "Ich hole dich nach der Schule ab und wir fahren zum Arzt.", murmelt meine Mutter dann und drückt mich nochmal kurz, ehe auch sie zur Arbeit geht. Meine Mum darf später kommen, da sie immer gucken möchte, ob ich auch esse. Sie sollte sich nicht so viele Sorgen machen. Ich schaff das. Ich trotte zurück in mein Zimmer und ziehe die neue Schuluniform aus meinem Schrank. 'Genauso hässlich wie die alte.', denke ich genervt und ziehe mir das viel zu große Shirt aus, welches vor ein paar Monaten noch perfekt gepasst hat. Ich schlüpfe in die ebenfalls etwas zu große Uniform. Seufzend betrachte ich mich im Spiegel. 'Sieht aus wie ein Sack.' Aber was soll ich machen. Ich hätte damals eben besser aufpassen sollen. Im Bad mache ich nicht viel. Wozu auch. Nur Zähne putzen und einmal mit der Bürste durch die zerzausten Haare kämmen.
"Ziemlich scheiße.", murmel ich und schnappe mir meinen Rucksack, in den ich noch schnell mein Pausenbrot und die Dose voll Tabletten stecke. Dann schnappe ich mir mein Handy und stecke die Kopfhörer rein. Während ich mich mit Musik volldröhne mache ich mich auf den Weg in die neue Schule.
Das ist hier alles für den Arsch.
Ich will zurück. Ich vermisse ja schon meinen Ex-Freund. Ok, wir haben uns nicht gestritten oder so und andere würden sagen wir sind 'im guten' auseinander gegangen, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht der einzige in seinem Bett war. Und trotzdem hab ich nie ein Wort darüber verloren. Und ja, ich bin schwul und ich habe lange gebraucht, um es zu akzeptieren. Das ist aber egal, denn jetzt habe ich mich damit abgefunden. Es ist okay. Es ist Liebe und es ist auch egal wen ich liebe. Nur habe ich auch ziemlich lange gebraucht, um das zu bemerken. Kurz darauf hatte ich meine erste Beziehung mit ihm. Alles noch gar nicht so lange her. Die einzige, die ich nicht vermissen werde, ist dieses kleine Flittchen, die mir diesen ganzen Scheiß eingebrockt hat. In der Zeit, in der ich meine Sexualität noch nicht einsehen wollte.
'Keine Sorge, ich nehme die Pille' hatte sie gesagt. Größter Scheiß, ich hab es trotzdem getan. Lieber hätte ich jetzt ein Kind als den Kack. Ich hab mir bei der Fotze HIV-Viren eingefangen. Was eine Ironie: Der schwule Junge hat sich HIV-Viren bei nem Mädchen eingefangen. Also können sich die ganzen Homophoben ihr 'Der ist schwul, natürlich hat der Aids' in den Arsch schieben. Ich bin zum Zeitpunkt der Diagnose schon im Stadium B der HIV- Infektion gewesen.
Da ich ziemliches Glück im Leben habe, hab' ich mich nämlich nicht in meiner Heimat infiziert, sondern in meinem Austauschjahr in Japan. Ich war alleine und hatte keine Ahnung. Dachte der Ausschlag kommt von irgendeiner Allergie und die Kopfschmerzen von zu wenig frischer Luft. Appetit hatte ich noch nie viel.
Als dann aber weitere Symptome dazu kamen bin ich vorzeitig nach Hause gegangen. Habe auch meinen ersten Freund zurück gelassen und Wochen später haben wir uns getrennt. Zuhause blieb alles erstmal ruhig. Bis es dann erst richtig los ging. Ich bin nämlich einer derer, die sich schon früh einen schlimmen Virus einfangen. Mein Immunsystem hat das nicht ausgehalten und wurde immer schwächer. Meine Eltern sind, als ich Nachts hustend und in Schweiß gebadet aufgewacht bin, dann endgültig mit mir ins Krankenhaus gefahren.
Diagnose: HIV-Infektion in Stadium B. Auf Empfehlung des Arztes sind wir dann nach Seoul gezogen. Hier ist die medizinische Behandlung besser. Seitdem bin ich in Therapie. Der Arzt meinte, dass sich mein Immunsystem auch bis zu einem gewissen Grad erholen wird. Jetzt geht es mir besser und ich soll wieder normal leben. Meiner Meinung nach sollte man mich nie wieder unter Menschen lassen. Ich fand zwar schon früher nicht, dass ich Bombe aussehe. Aber jetzt? Mein Körper ist viel zu dünn, denn trotz des Ernährungsplans nehme ich das verlorene Gewicht nicht mehr zu. Das ganze sieht man leider auch in meinem Gesicht. Aber am schlimmsten finde ich den Aufschlag und den Herpes. Als ob ich nicht schon schlimm genug aussehe. Zum Glück ist das beides kein Dauerzustand. Aber ich hatte auch schon unangenehmeres.
Naja. Die Moral von der Geschicht: Egal was der Partner sagt, das Kondom ist Pflicht.
Zum Glück war ich zu krank um mit meinem Ex zu schlafen, denn der hatte mir immer erzählt wie geil er es ohne Kondom findet. Ich will gar nicht wissen, wie viele Typen bei seinem Sexualtrieb dann HIV- Positiv gewesen wären.
Müde setze ich meinen Weg fort und komme auch schon an der Schule an. Normal würde ich Bus fahren, aber da meine Mum meinte, dass ich heute eher da sein soll und der Bus in unserer Straße nur im 20 Minuten Tackt fährt, muss ich laufen. Außer ich will noch eher in dem Loch ankommen.
In der Schule angekommen ziehe ich die Stöpsel aus meinen Ohren und stecke das Handy weg. Das Gebäude ist leer. Kein Wunder. Welcher Irre wäre schon freiwillig um diese Uhrzeit in der Schule? Es gab manche die länger blieben. Aber früher? Hab ich selten erlebt.
Entgegen allen Klischees mache ich mich direkt auf den mir bekannten Weg zum Sekretariat. Bin ja nicht zum ersten Mal hier. An der schon offenstehenden Tür angekommen, klopfe ich einmal an den Türrahmen und trete ein. Eine der beiden Sekretärinnen sieht auf und lächelt, die andere ist zu sehr in ihre Arbeit vertieft oder will mich einfach nicht wahrnehmen.
"Ähm, Min Yoongi. Ich hab heute meinen ersten Tag.". "Ah!", gibt die Sekretärin von sich, als ob sie sich jetzt wieder an mich erinnern würde. Als ob. Hier gibt es Tausende von Schülern, die erinnert sich vielleicht an die, die immer was verlieren, sonst nichts. Die pummelige Sekretärin steht auf und läuft lächelnd an mir vorbei aus dem Sekretariat zur gegenüber liegenden Tür. Sie verschwindet in dem Raum, neben dem ein Schild mit der Aufschrift 'Lehrerzimmer' hängt und kommt mit einem Mann mittleren Alters wieder heraus. Irritiert sehe ich der Frau hinterher, die immernoch kein Wort zu mir gesagt hat und sich wieder auf ihrem Stuhl fallen lässt.
Danach drehe ich mich wieder zu dem Mann, der mich freundlich anlächelt.
"Ich bin dein Klassenlehrer Mr. Im. Ich unterrichte euch in Mathe, Physik und Geschichte.", grüßt er mich. 'Ein richtiger Spießer' denke ich und starre zurück, jedoch ohne Lächeln auf den Lippen. "Min Yoongi.", nuschel ich und der Lehrer nickt.
"Gut. Ich werde eben etwas aus dem Lehrerzimmer holen und wir gehen danach zusammen zur Klasse, in der du jetzt Unterricht hast. Deine Bücher kannst du Mittwochs in der zweiten Stunde an der Bücherausgabe abholen, dann ist Frau Choi dort.", informiert mich Herr Im und verschwindet im Lehrerzimmer.
Ich hab jetzt schon keine Lust mehr.
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Ich hoffe ihr findet gefallen hier dran ^-^
Ich wollte nur einmal klar stellen, dass ich kein Fachmann bin. Ich gebe jediglich das wieder, was ich im Internet gelesen habe.
Also verzeiht irgendwelche Fehler.
Bis zum nächsten Kapitel ^^
✔️ Die Kapitel werden von TragedyInMyEyes überarbeitet!
Dankeschön 🙏🏻❤️
Koemie
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Not made for love || Yoonmin
Fiksi Penggemar[On Hold] HIV Substantiv [das] haːʔiːˈfa̱u̱/ Abkürzung von „Human Immunodeficiency Virus" (Erreger der Immunschwächekrankheit Aids). |BoyxBoy- Don't like it, don't read it.
