Jimin:
Ohne überhaupt zu wissen, was ich tun soll, sitze ich am Bett des schmalen Jungen. Sein Körper erschüttert heftig. Jeder Schluchzer hört sich an, als würde er keine Luft mehr bekommen. Seine Atmung geht hektisch und ungleichmäßig.
Das Zittern wird immer stärker.
Ist ihm kalt? Ich beuge mich über ihn und nehme die Decke, die ungemacht neben ihm liegt, um sie über seinen bebenden Körper zu legen. Dann klopfe ich ihm aufmunternd auf die Schulter und setzte mich wieder gerade hin. Gott, sowas konnte ich noch nie. Ich kann Leute nicht traurig sehen, aber genauso wenig kann ich sie trösten. Eine Weile sehe ich mir Yoongi einfach nur an. Es ist komisch, den Jungen, der immer so kalt tut und mich so vehement abweist, nun so zerbrechlich zu sehen. Und es schmerzt auch. Es schmerzt zu wissen, dass er mir anscheinend so viel vorgespielt hat. Es kann sein, dass er mich kein bisschen mag, aber er ist nicht gefühllos und kalt.
"Yoongi?", überwinde ich mich jedoch zu sagen und lege eine Hand auf seine Schulter. Der Angesprochene zuckt zusammen, als hätte er meine Anwesenheit vergessen, und dreht den Kopf zu mir.
"Es ist wegen mir, oder?", fragt er mit heiserer Stimme. Sein Gesicht ist verzogen, als wäre ihm gerade ein Messer in die Brust gerammt worden.
"Was sollte wegen dir sein?", hake ich nach, was sich als nicht allzu schlau herausstellt. Yoongis Mimik verkrampft sich stärker, als hätte man noch einmal mit aller Kraft gegen dieses imaginäre Messer in seiner Brust geschlagen.
"Seit wir hier sind, handeln alle ihre Streitereien um mich. Yoongi hier, Yoongi da. Das, was du unten gehört hast, ist immer wieder der Grund für Streit. Und auch, wenn meine Mutter entschieden hat herzukommen, ist es trotzdem wegen mir."
Ich lasse mich nach hinten auf den Rücken fallen und sehe Yoongi von unten an.
"Warum ist es denn so schlimm hier zu sein?", frage ich, runzle die Stirn und spitze die Lippen ein wenig.
"Wir haben alles zurückgelassen.", fängt er an.
"Familie, Freunde, Arbeit. Vorallem mein Vater hat dort um einiges mehr verdient, was ihn wirklich stört."
Wenn man sich dieses Haus so ansieht, scheint es Familie Min an nichts zu fehlen. Doch der Schein kann trügen. Wie bei Yoongi.
"Wir haben momentan einige Ausgaben, die uns ein Leben, wie wir es Zuhause geführt haben, nicht mehr erlauben.", erklärt er, als er meinen fragenden Blick sieht. Mittlerweile hat er aufgehört zu weinen. Nur die rötlichen Augen weisen noch auf seinen Gefühlsausbruch hin. Ich nicke, überrascht, dass er mir überhaupt so viel erzählt.
Yoongi lässt sich ebenfalls auf den Rücken fallen und nebeneinander starren wir an seine trostlose Zimmerdecke. Dass ich jemals mit ihm in seinem Bett liegen würde...
Es gibt doch noch Wunder. Aber es tut wirklich immer gut, sich aussprechen zu können und dass ich es bin, dem er das alles jetzt erzählt hat, scheint er vergessen zu haben. Oder es hat ihn einfach nicht interessiert.
Nach Minuten der Ruhe setzt sich Yoongi plötzlich auf und sieht zu mir herunter.
"Das gerade bleibt unter uns!", zischt er und scheint wohl wieder der alte Yoongi zu sein.
Ich nicke und hebe abwehrend die Hände. "Ich schweige wie ein Grab." Danach verschränke ich meine Hände hinter meinem Kopf und sehe wieder zur Decke. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Yoongi die Augen verdreht. Doch auf seinen Lippen ist ein schwaches Schmunzeln zu sehen.
Ich lächle ebenfalls und schließe die Augen.
"Lust zu zocken?", höre ich Yoongis tiefe Stimme und öffne überrascht meine Lider. Hat er das gerade wirklich gefragt? Doch Yoongi zeigt tatsächlich auf seinen Fernseher und sieht mich abwartend an. Schnell nicke ich, bevor er seine Meinung doch noch ändert, und setzte mich auf. Auch wenn Yoongi nun wieder der alte ist, weiß ich es nun besser. Ich weiß, dass er nicht aus Stein ist, dass er Gefühle hat. Und ich bin mir sicher, dass seine Stimme mir gegenüber nun ein wenig wärmer wirkt.
Der Ältetr wirft mir einen Controller zu und legt ein Spiel ein, ehe er wieder zu mir ins Bett kommt. Als der Name des Spiels auf dem Bildschirm erscheint, sehe ich zu Yoongi.
"Hab ich noch nie gespielt.", sage ich und nicke mit dem Kopf zum Bildschirm.
"Ist nicht schwer.", meint er nur und startet das Spiel.
Seine roten, geschwollen Augen fixieren den Bildschirm, genauso wie meine.
Und Yoongi sollte Recht behalten.
Nach kurzer Zeit habe ich das Spiel verstanden, verliere aber trotzdem die ersten Runden.
"Das gibt's doch nicht!", sage ich wütend und sehe zu Yoongi, der schmunzelnd weiterspielt.
Genervt lege ich den Controller neben mich, verschränke die Arme vor der Brust und sehe bockig zum Bildschirm. Yoongi pausiert das Spiel und sieht zu mir.
"Du bist ein echt mieser Verlierer.", kommentiert er.
"Ich habe einfach keine Lust mehr.", stelle ich klar. Yoongi grinst erneut und ich kann seinen Spott schon fast hören, doch kein Wort verlässt seine Lippen.
"Was anderes?", frage ich, doch er schüttelt den Kopf.
"Für heute reicht es mit der Freundlichkeit", meint er fies grinsend und deutet zur Tür. Genervt verdrehe ich meine Augen und laufe, wie angewiesen, zu seiner Zimmertür. Ein wenig verletzt mich sein plötzlicher Sinneswandel schon, aber was soll man sagen? Min Yoongi bleibt sich treu.
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Not made for love || Yoonmin
Fanfiction[On Hold] HIV Substantiv [das] haːʔiːˈfa̱u̱/ Abkürzung von „Human Immunodeficiency Virus" (Erreger der Immunschwächekrankheit Aids). |BoyxBoy- Don't like it, don't read it.
