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Hilfesuchend tastete ich mich durch das Dunkel des Zimmers, auch wenn ich nichts erkennen konnte und mir alles surreal vorkam, war es trotzdem noch meine Wohnung. Dementsprechend wusste ich wenigstens wo der Lichtschalter war. Nachdem ich den Schalter endlich fand, drückte ich ihn wie ein Verrückter in der Hoffnung, es hier etwas erhellen zu können, denn ich hatte fast schon panische Angst.
Nichts passierte. Kein Licht, alles blieb schwarz.

Bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

Nicht einmal wagte ich es mich umzudrehen, mein Atem ging immer schneller und meine Augen blieben zusammen gekniffen. Ich wusste es, dieses Etwas würde mich nicht einfach so ohne weiteres entkommen lassen. Gerade wollte ich mich einfach losreißen und Richtung Ausgang stürmen, als mich diese eine Stimme zurückholt.
"Geh nicht.", sagte die Stimme, die dafür sorgte, dass sich Tränen in meinen Augen sammelten.

Es war, wie könnte es anders sein, die Stimme von Yoongi. Nicht nur hatte es...oder er große Ähnlichkeit mit ihm, sondern hatte auch exakt die gleiche Stimme. War das überhaupt real? War es eine Fiktion und am Ende nur ein böser Dämon, der versuchte mich zu hintergehen? Letzteres erschien mir allerdings logischer.
"Beruhig dich, ich bin es.", versuchte er es weiter. Er soll gefälligst still sein! Das ganze brachte mich psychisch an meine Grenzen, wie gerne würde ich mich in seine Arme lehnen und jene Nähe erneut spüren, die ich so sehr vermisste. Mein Körper spannte sich nur weiter an und die ersten Tränen fielen. Diese seelische Folter war um einiges schlimmer als ich dachte.

Minuten verstrichen, aber die Situation blieb die gleiche, bis er es wieder versuchte.
"Jimin, hast du mich etwa vergessen? Selbst wenn, ich habe dich nicht vergessen, jeden einzelnen Tag habe ich an dich gedacht."
Meine Selbstbeherrschung lies bei diesen Worten sofort nach, ich wollte mich in seine Arme werfen, ihm sagen, dass ich ihn liebte, vermisste und zurück haben möchte, aber ich konnte nicht. Das alles war nicht die Realität.

Er drehte mich schließlich an den Schultern zu sich, nun wurde ich gezwungen ihn anzuschauen. Augenblicklich schluchzte ich heftig und zitterte noch mehr als vorher, diesmal nicht aus Angst.

Durch meine glasigen Augen musterte ich sein gesamtes Abbild. Er sah überraschend menschlich aus.
Sein Gesicht zierte seine natürliche Blässe, die von den schwarzen Haaren nur betont wurde ebenfalls seine Augen hatten wieder den dunkelbraunen Ton angenommen, indem ich mich so oft verlor. Völlig in Gedanken fuhr mein Finger seine perfekten, vollen Lippen nach.
"Ist das Realität? Oder sind wir beide schon tot?", entkam es mir, es war kaum mehr als ein leises Flüstern.

Ein sanftes Lächeln zeichnete sich in seinem Gesicht ab bevor er mir einen sanften Kuss auf die Wange gab.
"Wir sind nicht tot. Das alles ist real."
Für diesen einen Moment schien alles perfekt, doch der Schein trügte drastisch. Vor mir stand trotz allem ein Mörder.

"Also hast du Tae und Kookie wirklich kaltblütig ermordet."
Das Lächeln seinerseits wurde nur breiter, krankhaft und verrückt.

Nichts ist Realität. Ich bin immer noch gefangen in der Dunkelheit des Unwissens, stehe vor einem Dämon, der mich gleich auf seiner Liste ermordeter Seelen hinzufügen würde und meine Freunde waren nach wir vor nicht mehr unter den Lebenden.

heimgesucht; yoonmin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt