Fight Love (Neymar Jr.)

27||Ich bin Schuld.

Neymar und seine Mannschaft haben gestern noch 4:0 gegen Atlético Madrid gewonnen und Neymar hat 3 Tore geschossen.
Als ich heute pünktlich, diesmal ohne Mara, beim Training erscheine, ist keiner von meinen Jungs auf dem Platz oder in den Kabinen. Normalerweise sind Sie schon früher da, um einfach ein bisschen zu kicken, aber diesmal ist auf unserem Platz keine Menschenseele. Verwirrt warte ich eine Weile, ehe ich auf mein Handy gucke, um nachzuschauen, ob ich etwas verpasst habe.
Genau, als ich mein Handy entsperrt habe, wird mir die Info angezeigt, dass Andréas um 14:47 Uhr eine Mail geschrieben hat, dass das Training heute ausfällt. Mein Internet hat nur mal wieder nicht richtig funktioniert, weshalb ich die Nachricht auch erst jetzt bekomme. Genervt packe ich mein Handy zurück in meine Tasche und will meine Fußballschuhe wieder gegen meine Straßenschuhe tauschen, als André auf mich zu kommt. "Heeey Lisa! Was machst du denn hier so alleine?" Er umarmt mich zur Begrüßung und guckt mich dann fragend an. "Ich gehe gleich wieder. Training fällt aus, ich habe es aber jetzt erst mitbekommen. Also bin ich vollkommen umsonst gekommen..." Ich zucke mit den Schultern und schultere meine Sporttasche. "Warte, wir können doch Luis fragen, ob du einmal bei uns mittrainieren könntest. Das Zeug dazu hast du auf jeden Fall!" Ich lächle und stimme dann zu. Kurz darauf kommt Luis auch schon und guckt mich fragend an. "Deren Training fällt aus und wir wollten fragen, ob sie heute mal bei uns mitmachen kann." spricht André auch sofort los, weshalb ich lächeln muss. Luis scheint kurz zu überlegen, sagt dann aber: "Wenn du glaubst, dass zu können, warum nicht?" Ich grinse, nicke und gehe mit André in die Umkleide. Da ich meine Sachen schon anhabe, muss ich mich nicht mehr umziehen. Ich gehe nur noch einmal ins Bad, um mir einen Zopf zu machen. Als ich wieder rauskomme, merke ich, dass niemand mehr hier ist und gehe raus. André steht gemeinsam mit Luis am Feldrand und bespricht etwas mit ihm.

Als die anderen ebenfalls kommen, gucken Sie mich entweder erstaunt oder verwirrt an. Besonders Neymar hat mich überrascht gemustert. "Also Leute, Lisa wird heute einmal bei uns mitmachen. Hat jemand Probleme damit?" Da niemand etwas sagt, fangen wir auch schnell an.
Nach kurzem Aufwärmen durch Laufübungen fangen wir mit einfachem Passspiel im Kreis an, bis irgendwann zwei Leute in die Mitte gehen und versuchen, an den Ball zu kommen. Mit der Übung hatte ich noch nie Probleme, ich finde sie eher lustig.
Als es dann nachher ins 1-gegen-1 geht, habe ich natürlich das Glück, mit André als Partner zu spielen. Ich muss versuchen, ein Hütchen zu treffen und André ist mein Gegenspieler. Wenn ich den Ball verliere, muss ich sofort auf die Verteidigung umschalten und nun selbst das Hütchen verteidigen.
Dadurch, dass ich André's Schwächen schon kenne, fällt es mir leichter ihn auszudribbeln und ich gewinne am Ende doch relativ deutlich mit 5:2.
Er klatscht mich ab und nach einigen weiteren Übungen und lockerem Auslaufen ist das Training, früher als gedacht, beendet. Wie ich es mir aber schon gedacht habe, bleiben wir noch länger als nötig und albern herum. Neymar hat Spaß daran gefunden, mich fangen zu wollen, aber da ich es ihm nicht so einfach machen wollte, laufe ich vor ihm weg.
Irgendwann allerdings holt er mich doch ein und hält mich fest an sich gedrückt. Ich kann sein Herz rasen spüren und seinen Atem an meinem Ohr hören. Er lässt mich wieder los und wir gehen zurück zu André, der uns nur schmunzelnd beobachtet. "Was?" frage ich lachend und er schüttelt schnell seinen Kopf. "Ich finde es einfach nur süß, wie sehr ihr euch ärgert." "Können wir gerne fortsetzen." sagt Ney noch, ehe er wieder auf mich losgeht. Als er mich ein weiteres Mal gefangen hat, fängt er an, mich durchzukitzeln. Verzweifelt nach Luft ringend strample ich mit meinen Beinen, ehe Neymar mich zu sich dreht. Außer Atem lächle ich ihn an, doch er schaut mir nur tief in die Augen. Und ehe ich mich versah, legt er seine Lippen auf meine. Eigentlich hätte ich es genießen können, aber die Tatsache, dass André, Lionel, Luis, Marc und fast alle anderen Barçaspieler zugucken, lässt meinen Kopf abschalten und ich stoße Neymar geradezu von mir. Verwirrt guckt er mich an, und ich sage nur: "Nein... Ich kann das nicht, Neymar."
Dann wende ich mich ab und will zu den Umkleiden gehen, als ich Ney's Stimme leise hinter mir hören kann: "Aber ich liebe dich..."
Die Trauer in seiner Stimme bringt mich fast dazu, umzudrehen und zu ihm zurückzugehen, aber ich konnte mich zusammenreißen und bin weitergegangen. Ich habe mich, so schnell ich konnte, umgezogen und bin von Gelände gelaufen. Bei mir zuhause habe ich die Tür aufgeschlossen, hinter mir wieder zugeknallt und die Tasche weggeschmissen. Dann bin ich an der Tür heruntergerutscht und habe angefangen, zu weinen.
Warum habe ich das getan? Ich liebe ihn und doch schubse ich ihn immer wieder von mir...
Ich war einfach mit der Situation überfordert. Niemals hätte ich erwartet, dass er mich einfach vor seinen Mannschaftskollegen küsst, obwohl wir noch nichtmal zusammen sind...

Irgendwann habe ich mich doch wieder beruhigt, mich auf die Couch gesetzt und den Fernseher angemacht. Momentan ist alles hier noch ziemlich unaufgeräumt, da meine Sachen gerade erst aus Deutschland angekommen sind, aber darum kann ich mich auch später noch kümmern...
Ich schalte ein wenig durch die Sender, als ich bei einer Pressekonferenz stehen bleibe. Bei dem Teilnehmer daran bleibt mein Herz fast stehen: Ney...

Die Konferenz ist eine Wiederholung von gestern nach dem Spiel, aber richtig zuhören konnte ich nicht, eine Frage hat dann doch meine Aufmerksamkeit bekommen. Einer der Reporter fragt Neymar, ob ihm die Entstehung seiner ganzen Tattoos nicht wehtun würde.
Ney's Antwort darauf hat mir den Rest gegeben und ich habe mich sofort schuldig gefühlt...

"Ich habe in meinem Leben weitaus größeren Schmerz erlitten als den, den ich beim Stechen meiner Tattoos empfunden habe."

Ich weiß auch, warum. Daran bin ich Schuld. Ja, Bruna auch aber momentan bin es wie gesagt ich, und das werde ich in Ordnung bringen.