Zu Hause schaute ich mir als Erstes die DVD an und stellte fest, dass ich Pas de deux tanzen musste, nicht dass ich ein Problem damit hätte, aber ich hatte Angst. Wahrscheinlich würde ich mit jemandem tanzen müssen, der um Längen besser und erfahrener war. Ich würde mich blamieren, so viel war sicher. Ich schaute mir die Schritte genau an, um sie mir einzuprägen. Sie waren nicht leicht, ehlich gesagt, waren sie viel schwieriger als die, die wir in der Akademie getanzt hatten. Aber, ich war jetzt in der Kompanie, es war an der Zeit, das endlich zu realisieren.
Am nächsten Tag begannen die Proben, diesmal wirklich. Zu meinem Glück, wurde zuerst der Part, in dem ich vorkam als erster geprobt. ''Miss Webster, das ist ihr Partner für den Pas de deux'', erklärte mir dje junge Dame von neulich. Vor mir stand ein großer, muskulöser und ein wenig bedrohlich aussehender junger Mann. ''Hi, ich bin Lucas.'' Eigentlich klang er ja ganz freundlich.
Die nette Choreographin erklärte uns nocheinmal kurz die Schritte und schaltete dann die Musik ein. Ich spürte Lucas' starke Hände an meiner Taille. Es war ein wenig unangenehm, doch das war jetzt mein Job. Ich schloss meine Augen, um mich besser konzentrieren zu können und da war er. Ich sah Christian deutlich vor meinen Augen, mein Unterbewusstsein sehnte sich nach der Zeit, als ich noch mit ihm Pas de deux getanzt hatte. Ich erinnerte mich daran, als der gesagt hatte: ''Du brauchst keine Angst zu haben, ich halte dich, wenn du fällst.'' Ich hatte ihm vertraut, er war einer der wenigen, denen ich mein Leben anvertrauen würde, denn hätte er mich nicht gefangen, hatte ich zurückfallen und mich schwer verletzen können. Doch jetzt, wo er nicht mehr da war, kehrte die Angst wieder zurück, die Angst zu stürzen.Ich öffnete meine Augen wieder und schaute in Lucas' graue Augen. Sie wirkten kalt und lieblos. Die Musik stoppte. ''Gut, aber Miss Webster, achten Sie auf Ihre Beintechnik, Sie sind gut, das möchte ich keinesfalls bezweifeln, schließlich sind Sie ja hier, aber ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, Ihr linkes Bei durchzustrecken'', erklärte die Choreographin. ''Danke für die Kritik Miss...'' Mir fiel auf, dass ich ihren Namen gar nicht wusste, ich schämte mich und lief rot an. ''Miss Clacser'', ergänzte sie meinen Satz mit einem Lächeln. Ich knickste kurz und lief dann zu den anderen. Das war schon peinlich genug für diesen Tag.
Nach der Probe fing Lucas mich ab. ''Wie wäre es, wenn wir noch ein wenig proben würden?'' Eigentlich hatte ich keine große Lust, mich mit ihm abzugeben, aber er hatte ja Recht, unsere Performance war verbesserungswürdig, also stimmte ich zu, obwohl er mir immer noch ein bisschen Angst machte.
Wir tanzen den Teil ein paar Mal durch, doch ich schaute kein einziges Mal in seine Augen.
''Was ist los?'', wollte er nach dem Tanzen wissen. ''Nichts'', antwortete ich kurz. ''Ich weiß, dass du etwas hast. Ich kenne mich aus mit Mädchen.'' So ein Angeber, dachte ich. Trotzdem musste ich unwillkürlich lächeln. ''Na schön, ich hatte kürzlich eine Verletzung und habe jetzt ein bisschen Angst, wieder zu stürzen'', gestand ich, in der Hoffnung er würde mich endlich in Ruhe lassen. ''Komm, gehen wir was trinken, du kannst deine Angst überwinden, indem du über die Stiegen vor dem Gebäude gehst. Wenn du willst, kann ich deine Hand halten.'' Machte er sich etwa über mich lustig? ''Ich muss los'', sagte ich schnell und verließ ohne ein weiteres Wort den Proberaum. Doch zu meinem Pech folgte er mir. ''Ein Drink'', drängte der junge Bursch. ''Ein Drink.''
Das würde definitiv ein langer Tag werden.
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Angst zu stürzen (Dance Academy)
FanfictionVon der Zeit in der Akademie geprägt, gehen die ehemaligen Schüler der ''National Academy of Dance'' in Sydney nun ihren eigenen Weg, was sich als nicht gerade leicht erweist. Doch ein langersehntes Treffen verändert alles. Wird es neue Beziehunge...