Comeback

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Wir saßen auf meinem Bett und versuchten die Blutung zu stoppen. Christian verzog bei jeder Berührung das Gesicht, es war schwer zu übersehen, wie starke Schmerzen er erlitt. Doch ich konnte ihm nicht helfen, schließlich sträubte er sich ja gegen einen Arztbesuch.

Nach einer Stunde des Hin und Her, nahm die Blutung endlich ab. Ich holte meinen Erste-Hilfe-Koffer aus einem der Regale und verarztete Christian fürsorglich. Hätte ich das schon vorher gemacht, hätte ich es wegen des vielen Blutes alle zehn Minuten wechseln müssen.

Plötzlich stand er auf und sagte:"Tanz mit mir!" Unsicher warf ich ihm einen prüfenden Blick zu. "Geht es dir gut?" Er nickte und zog mich vom Bett auf. Mit einem Ruck legte ich meine Arme um sein Genick und ließ mich kurz zurückfallen. Mit intensivem Augenkontakt begannen wir zu tanzen.
Da in meiner Wohnung Platzmangel herrschte, bewegten wir uns fast ausschließlich auf derselben Stelle, was sich als nicht gerade einfach erwies.

Nach Vollendung dieses Tanzes, meinte Christian:"Komm mit! Hier können wir nicht trainieren!" Er zog mich das Stiegenhaus hinunter, hinaus, bis zu einem Auto. "Ist das dein's?", fragte ich, mit dem Blick auf das Fahrzeug gerichtet. "Nein. Es gehört Zec. Ich habe ihm gesagt, es gäbe einen Notfall", erklärte er kurz und gab mir anschließend ein Zeichen, dass mir zeigte, ich sollte einsteigen. "Wohin fahren wir?", wollte ich neugierig wissen. Doch Christian gab mir keine Antwort. Das es eine Überraschung war lag nahe, doch, was für eine?

Nach einer Fahrzeit von ungefähr einer halben Stunde hielt Christian. "Komm!", forderte er mich auf. "Wohin gehen wir?", startete ich einen erneuten Versuch. "Zu meiner Arbeit", erklärte er knapp. Ich war schon ewig nicht mehr in der Tanzschule gewesen, weil ich vor lauter Proben keine Zeit hatte. Außerdem hatte es sich nie günstig ergeben.
Ich folgte ihm total aufgeregt. Es fühlte sich an, als wäre ich ein kleines Kind, das zum ersten Mal seine Schule sieht. Einfach nur aufregend und schön.

Christian öffnete eine große Tür. Ich staunte über den großen Proberaum. Ich hatte ihn anders, kleiner in Erinnerung.
Während ich mich noch staunend umschaute, schaltete Christian eine Musikanlage ein und spielte ein ruhiges, langsames Lied ab. Er kam auf mich zu und reichte mir seine Hand. Es war das erste Mal, seit meinem Sturz, dass ich wieder in einem richtigen Studio tanzte. Und es war ein tolles Gefühl.

Und da war er. Der Moment. Der Moment, in dem alles passt. In dem es nur noch mich und die Musik gibt. Der Moment, der in Saskias Vorstellungen nicht existiert. Doch er ließ mich in eine andere Welt eintauchen. Und in diesem Moment wusste ich, dass ich den richtigen Weg gewählt hatte. Denn ich wusste, dass ich in einem früheren Leben fliegen konnte, und deswegen habe ich mich in diesem Leben fürs Tanzen entschieden.

Angst zu stürzen (Dance Academy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt