Proben

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Nachdem er gegangen war, dachte ich über seine Worte nach. Er liebte mich. Liebte ich ihn auch? Ich hatte das Gefühl, Christian wäre bis jetzt der einzige gewesen, den ich wirklich lieben konnte. Doch was war das für eine Liebe? Er ignorierte meine Nachrichten und machts keine Abstände sich zu melden. Lucas hingegen war für mich da, er kümmerte sich um mich und opferte seine Zeit, um mich zu betreuen. Was war schon dabei, es mit ihm zu versuchen? Ich erinnerte mich an die Zeit, in der ich mir eingebildet hatte, ich bräuchte unbedingt einen Schwarm, damals war ich auf Ben gestoßen. Ich hatte ihn quasi gezwungen, mit mir zusammenzusein. Na gut, später hatte er es auch gewollt, aber anfangs war das ganze nur einseitig gewesen. Lucas brauchte ich nicht dazu zwingen, mit mir zusammenzusein, er würde es freiwillig tun. Nun freute ich mich noch mehr auf den morgigen Tag, andem ich Lucas wiedersehen würde.

Er lehnte vor der Kompanie an einem Geländer und wartete auf mich. Ich brauche eine gefühlte Ewigkeit, um sie Stufen hinauszusteigen, da mein Rücken immer noch schmerzte. Doch Lucas war geduldig. Als ich oben angekommen war, begrüßte er mich mit einen Kuss auf die Wange. War das für ihn nun eine Beziehung, oder nicht? Ach, er würde später schon noch darauf zu sprechen kommen. Gemeinsam gingen wir zur Probe. Wie jeden Tag setzte ich mich zuerst auf den Boden, um meine Schuhe zu binden, aber im Unterschied zu sonst, setze Lucas sich neben mich. ''Wie geht's dir denn heute so Prinzessin?'', fragte er mit einem spitzbübischen Grinsen. ''Gut, ich fühle mich schon wieder besser'', antwortete ich. Ich traute mich nicht zu sagen, dass es mir perfekt ginge, denn mein Rücken schmerzte immer noch ein wenig. Warum mussten Abigail und ich auch nur so dumm sein und Christian suchen, wo er doch sowieso irgendwo verschollen war?

Nach der Probe gingen in das kleine Café, diesmal ging ich sogar freiwillig. Doch es war anders, diesmal waren wir nicht als Freunde dort, sondern als Partner. Lucas warf mir immer wieder verführerische Blicke zu, doch ich konnte sie nicht erwidern, so witzig sah das aus. Fast pausenlos musste ich lachen, ich verschluckte mich sogar beinahe an meinem Shake.

Es machte Spaß. Irgendwie machte mit ihm alles Spaß. Sogar die Proben, ein bisschen zumindest. Ich quälte mich aber trotzdem durch das stundenlange Verweilen im Probensaal. Die anderen tanzen außergewöhnlich gut, ich fühlte mich, im Vergleich zu ihnen, einfach nur grottenschlecht. Es war schwer ihnen zuzusehen, ohne sofort in Neid auszubrechen. Es war aber auch schwer selbst zu tanzen ohne sich ständig mir ihnen zu vergleichen und noch dazu die Schmerzen auszublenden. Ich hoffte, dass ich auch einmal zu den erfahrenen Solotänzern der Kompanie gehören würde. Doch bis dahin würde es ein langer, anstrengernder Weg werden.

Angst zu stürzen (Dance Academy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt