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Ich muss laufen, wenn ich überleben möchte, schnell laufen. Ich kann nicht kämpfen, denn ich besitze keine Waffen und würde sowieso nicht damit umgehen können. Viel zu wenig Erfahrung. „Schneller, lauf, du wirst sterben!", kreischt meine innere Stimme. Aber ich kann nicht mehr. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Die Orks kommen immer näher, ich höre dumpfe Schritte. Überall sind Bäume, kein Ausweg. Wo bin ich hier? Meine Chancen stehen schlecht. Ich renne weiter, ohne steuern zu können, wohin mich meine Beine tragen. Mir wird bewusst, dass mein Ende greifbar nahe ist, wenn jetzt kein Wunder geschieht.

Plötzlich höre ich, wie etwas auf mich zuschießt. Ein Pfeil, nehme ich an. Ich kann mich noch gerade rechtzeitig ducken, als der Pfeil auch schon in den Baum über mir, eben noch genau auf meiner Kopfhöhe, einsticht. Sie sind mir dich auf den Fersen. Sehr dicht. Ich muss weiter, doch ich kann nicht. Meine Beine gehorchen mir nicht mehr. Ich stolpere über einen herumliegenden Stein. Jetzt ist es vorbei. Ich höre wieder, wie etwas auf mich zukommt. Kein Pfeil, etwas viel Größeres. Es ist ein Wurfmesser. Und es trifft sein Ziel. Mich, oder eher gesagt meine rechte Wade. Es schmerzt schrecklich, jedoch kann mir das nun auch egal sein. Alles, worauf ich mich jetzt konzentriere, ist dieser wunderschöne Himmel mit den tausenden Sternen und dem so prächtigen Mond. Ich sehe ein Eichhörnchen, wie es von Baumkrone zu Baumkrone springt. Alles so wunderschön.

Ich lasse meinen Blick weiter schweifen, was sich als großen Fehler herausstellt, denn nun kann ich den ersten Ork auf mich zu stürmen sehen. Lauthals schreit er seine Mitkämpfer herbei. Aber ich habe mich ja sowieso schon aufgegeben, also wollte ich in den letzten Sekunden meines Lebens lieber wieder die schönen Dinge betrachten. Somit wende ich meinen Blick wieder auf den Himmel. Es ist bei weitem nicht so schön wie zuvor, denn nun bebt der Boden durch die heranstürmenden Orks. Auch werde ich von meiner schmerzenden Wade abgelenkt. Ich glaube, ich verliere jeden Moment mein Bewusstsein. Aber was ist das? Kurz bevor mir schwarz vor Augen wird, sehe ich wie ein Mann, mit Pfeil und Bogen, über mich springt und die Orks, einen nach dem anderen, tötet. Meine letzte Kraft dient dem, dass ich mich auf die Seite wende, um den mysteriösen Fremden besser betrachten zu können. Ich sehe, wie er zusätzlich zu seinem Bogen noch zwei Dolche mit sich trägt. Er kämpft, als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben getan. Jeder Schuss und jedes Schwingen der Dolche trifft sein Ziel perfekt. Mit gleichzeitiger Eleganz. Es sieht so einfach aus. Nun mustere ich ihn genauer. Er hat hellblondes Haar, das über seinen spitz zulaufenden Ohren, an beiden Seiten und schließlich hinten zusammengeflochten ist. Er ist groß und schlank. Und jede seiner Bewegungen drückt Eleganz und Anmut aus. Nun habe ich keinen Zweifel mehr. Es muss ein Elb sein. Am Anfang hatte ich bedenken, ob er es schafft, gegen alle Orks anzukommen, jedoch ist er so geschickt, dass sogar meine Hoffnung auf das Überleben wieder stärker wird.

Ich nehme wahr, dass er nun die meisten Orks besiegt hat und die restlichen zu flüchten beginnen. Als auch er dies realisiert, wendet er sich mit Sorgen erfülltem Gesicht zu mir. Nun kann ich auch sein Gesicht besser erkennen. Wunderschön. Er kommt auf mich zu, sieht meine Verletzung und hebt dann seinen Blick wieder direkt in meine Augen. Ich konnte in seinen Augen lesen, dass meine Verletzung wohl schnellstmöglich behandelt werden müsste. Kurzerhand hebt er mich hoch und trägt mich durch den Wald davon, ohne ein einziges Wort gesagt zu haben. Ich will mich bedanken, denn er hat mir mein Leben gerettet, jedoch weigert sich meine Stimme zu reagieren. Auch er schweigt weiterhin. Durch das Schütteln, welches seine Schritte verursachen, auch wenn er so sanft wie möglich läuft, wird mir wieder schwindelig. Auch die Erleichterung, nicht mehr in aller größter Lebensgefahr zu sein, lässt mich wohl dem Geschehen ergeben und somit doch bewusstlos werden.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt