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Da der Weg wieder etwas breiter wurde, können Legolas und ich nun wieder Seite an Seite, nebeneinanderher reiten. Für ein kurzes Gespräch und um auch die Pferde etwas ausruhen zu lassen, reiten wir Schritt. „Danke für die Warnung.", beginne ich die Unterhaltung. Legolas zeigt ein kleines Lächeln und antwortet dann: „Selbstverständlich. Ist der Sprung denn gut gelungen? Es war schließlich der erste, den du je auf Pamina machtest." „Es war großartig, mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit, dass es so gut ausgehen würde.", sage ich, grinse und streiche Paminas Hals. Daraufhin kommt ein kleines Schnaufen von ihr. „Sehr gut.", meint Legolas zufrieden. Nach kurzem Schweigen traue ich mich zu fragen: „Was hat das für eine Bedeutung, was du vorhin sagtest? 'Der Schatten, er breitet sich aus' ich weiß nicht was damit gemeint ist, doch fürchte ich mich davor. Und wieso wurde es auf einmal so leblos und trist hier?" „Ich selbst kann dir darauf keine Antworten gewähren, vielleicht kann mein Vater dies. Doch müssen wir zuerst hier raus, ich denke es ist nicht mehr weit bis wir den Düsterwald verlassen.", sagt er, schaut hinauf zum Himmel und fährt dann fort: „Ich wüsste gern, wie spät es ist, wir können die Sonne nicht sehen, doch sollte sie noch nicht unter gegangen sein. Was bleibt ist nur die Hoffnung. Die Hoffnung, dass wir unbeschadet und möglichst bald in Sternental einreiten." Nun sehe auch ich hoch empor. Und wie erwartet, immer noch dieselbe Trist. Sobald wir aus dem Düsterwald raus sind, müssten wir von diesem Grauen befreit sein, doch was, wenn nicht? Vielleicht ist es gerade überall in Mittelerde so? Das kann ich mir aber nur schwer vorstellen, denn der Düsterwald hat das 'Düster' ja schon in seinem Namen, es hat vermutlich genau damit zu tun. Mit jedem Schritt kommen wir meinem Zuhause näher und ich werde nervöser. Wie wird mein Vater wohl reagieren? Wird er böse auf mich sein, weil ich weglief, oder ist er erleichtert mich wieder zusehen? Haben König Thranduil und er etwas beschlossen, das sie uns mitteilen werden? Werden wir alles schon heute erfahren? Auf die letzte Frage schätze ich eher ein Nein, denn wenn wir wirklich erst kurz vor Nachtanbruch, oder gar erst in der Nacht ankommen, werden wir wohl zuerst zur Ruhe geschickt. Vielleicht kann ich Legolas vorher die Umgebung und meinen Raum zeigen, was ihn so interessiert. Denn es könnte sein, dass uns nicht viel Zeit bleibt. Ahnen kann ich nur schwer was uns bevorsteht, es muss jedoch etwas Ernsteres sein, denn wieso sonst hätten unsere Väter es so lange Zeit vor uns verschwiegen?

Ein wenig reiten wir noch im Schritt, doch schon bald traben wir wieder an. Wir müssen weiter. Nicht lange, da werden wir schon wieder aufgehalten, doch dieses Mal nicht durch irgendeinen Geruch, sondern von etwas viel Schlimmerem. Der Weg, dem wir die ganze Zeit folgen sollen, spaltet sich und führt in zwei entgegengesetzte Richtungen. Legolas weiß nicht wo hin und das lässt mich immer mehr verzweifeln. „Die Spuren meines Vaters!", ruft Legolas deutlich erleichtert und entscheidet sich für den linken Pfad. Ich bleibe erst einmal unentschlossen stehen. Ich kann mich nicht an solch einen Weg erinnern. Womöglich kam ich von anderen Wegen, doch irgendetwas scheint mir an diesem Weg falsch. „Na komm schon!", höre ich Legolas. Langsam und sehr unsicher lasse ich Pamina die ersten Schritte machen. Doch auch sie bleibt prompt stehen und weigert sich wiehernd weiterzugehen. „Legolas, das ist der falsche Weg.", sage ich selbst verwundert, woher meine plötzliche Sicherheit kommt. Als ich Pamina zur anderen Seite führe, geht sie unbeschwert weiter. „Auf dem anderen Pfad sind keine Spuren meines Vaters. Er wird schon wissen, wohin er geht, er ist schließlich schon häufiger nach Sternental geritten. Wir vergeuden hier nur unsere wertvolle Zeit.", sagt Legolas fordernd. Was wenn der Weg wirklich falsch ist? Dann spielt die Zeit wohl kaum noch eine Rolle, und wenn doch, dann würden wir bestimmt nie in Sternental ankommen, denke ich verärgert, spreche es aber nicht aus. Ich kann genauso gut falsch liegen und ich habe keine Beweise, außer, dass Pamina dort nicht langgehen möchte. Also folge ich Legolas, doch habe ich ein sehr ungutes Gefühl dabei. Auch Pamina sträubt sich, jedoch willigt sie ein, nachdem sie sieht wie Arod entschlossen weiter geht. Ich spüre auch ihre Anspannung und Nervosität und zweifle immer mehr an dieser Entscheidung.

Nachdem wir eine längere Zeit stillschweigend diesem Pfad folgen, endet er plötzlich mit einer Art Höhle. „Denkst du, wir sollten dort hinein gehen?", fragt Legolas. „Nein!", antworte ich ganz klar und füge hinzu: „Ich wäre auch nicht in diese Richtung gegangen. Dein Vater sagte nichts von einer Höhle, die wir durchqueren sollen." „Aber... hier lang führten seine Spuren.", erwidert Legolas, doch es ist ihm anzusehen, dass auch er sich immer unsicherer fühlt. „Vielleicht wusste auch er nicht mehr den richtigen Weg, schauen wir uns nach Hinweisen um und entscheiden dann, ob wir doch in die Höhle hinein gehen oder besser umkehren und die andere Richtung nehmen sollten.", schlage ich vor. Legolas nickt und schwingt sich dann von Arod hinab. Auch ich springe von Pamina und sage kaum hörbar: „Die Zeit ist nun nicht mehr das Wichtigste, davon haben wir ohnehin schon zu viel verloren." Diese Bemerkung war vielleicht zu trotzig und ich fühle mich nach dem Aussprechen sofort schlecht. Ich hoffe, dass Legolas es nicht gehört hat, doch diese Hoffnung ist sinnlos. Natürlich hat er es hören können, so wie er sich jetzt schweigend von mir abwendet.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt