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Der Gedanke stößt sich von meinem Kopf ab und kurzzeitig schwebt er vor mir in der Luft. Er hat eine andere Farbe. Viel rötlicher als die Gedanken Zimvars. Schnell aber wird dieser entscheidende Gedanke von den Anderen mitgerissen. Er vermischt sich und ich zweifel schon daran, ob es einen Sinn hat. Dieser eine Gedanke steht in Konkurrenz mit den vielen Gegnerischen. Kommt er überhaupt zu Zimvar durch? Ich trete wieder einen Schritt zurück, verlasse also somit das Zentrum Zimvars selbst. Ich bleibe aber noch davor stehen und beobachte ob sich etwas tut.

Plötzlich höre ich meinen Namen. Erschrocken schlage ich die Augen auf. Vor mir steht Legolas, den Blick auf Zimvar versperrend. „Was ist los?", frage ich verwundert und leicht verärgert, denn ich hatte gerade wieder das Gefühl, dass der Plan funktionieren könnte. Legolas antwortet: „Zimvar hat angefangen sich wild zu wenden und zu zucken. Als würde er gegen etwas Imaginäres ankämpfen." „Er versucht sich zu wehren.", schließe ich leise und fasziniert. Seine Gedanken stoßen meinen ab, aber er hält sich gut und ist stark genug erhalten zu bleiben. Zimvar hat sich selbst, zumindest, seinen Körper, nicht unter Kontrolle. Es scheint automatisch, wie eine Art Reflex zu wirken. Sein Verstand wehrt sich gegen den fremden Gedanken. „Ja, aber wogegen?", fragt Legolas und reißt mich somit aus meiner Schlussfolgerung. Ich spreche meine Vermutung noch einmal aus, sodass auch Tauriel versteht worum es geht. „Hoffentlich gewinnt dein Gedanke. Ansonsten wäre es ja völlig umsonst gewesen.", sagt Tauriel am Ende und wir nicken zustimmend. „Wir können nicht ewig hier stehen bleiben, es hat bestimmt schon jemand unsere Anwesenheit bemerkt. Gegen ein paar Orks könnten wir ankommen, aber wenn einer durchkommt und der Nebelgestalt ausrichtet, dass wir hier sind, könnte es schlecht für uns ausgehen.", merkt Legolas an. Ich sage dazu nur dumpf: „Ich glaube die Nebelgestalt ist sich über alles bewusst was hier vor sich geht."

Immer mehr Zeit vergeht und nach langem warten zeigt sich nun endlich eine kleine Veränderung. Zimvar bewegt sich langsamer und nur vereinzelnd, mit immer größer werdenden Abständen, treten die Zuckungen auf. „Er scheint müde zu werden. Seine Kräfte lassen langsam nach.", sage ich leise. Dann schließe ich meine Augen, um zu sehen, ob sich dort vielleicht etwas verändert hat. Und tatsächlich. Mein geschickter Gedanke nimmt immer mehr Platz ein. Er ist viel größer geworden. Der Kampf macht ihn stärker. Nicht mehr lange, dann wird Zimvar das tun, was ich verlangte. Das nächste Mal würde einfacher werden, da bin ich mir fast sicher. Ich öffne wieder meine Augen und gucke Zimvar weiter zu. Er wird immer ruhiger.

Endlich ist es soweit. Er sieht wieder normal aus. Wieder bei Sinnen. Als er bemerkt, dass sein Mund und seine Arme verbunden sind steigt Schrecken in seine Augen. „Nimm ihm das ab, er braucht es nicht mehr tragen.", sage ich zu Legolas. Dieser guckt ein wenig verständnislos und will schon protestieren, lässt es dann aber doch bleiben und folgt stumm meiner Anweisung.

„Wie geht es dir?", frage ich in meinem freundlichsten Ton als ihm das Band vom Mund genommen wurde. Er blinzelt verwundert und sieht dann von mir zu Legolas, von Legolas zu Tauriel und von Tauriel wieder zurück zu mir. „Ich.. ich bin erschöpft.", gibt er ein stotternd zu. „Keine Sorge, du bringst uns jetzt zu meinen Waffen und dann darfst du dich ausruhen. Machst du doch, oder?", frage ich lächelnd, aber mit drängendem Unterton. Er ist wirklich wie ausgewechselt. Zu unserem erstaunen erwidert er mein Lächeln und gibt ganz selbstverständlich die Antwort: „Natürlich, folgt mir." Und genau das tun wir. Prüfend geht Legolas an seiner Seite, sollte er vielleicht doch wieder auf seine früheren Gedanken kommen. Ich bin mir aber eigentlich ziemlich sicher, dass dies nicht ohne meinen Eingriff passieren kann. Woher ich diese Sicherheit nehme ist mir selbst nicht bewusst, ich empfinde es einfach so. Tauriel geht neben mir. Es ist lange Zeit über still, doch ich merke, dass Tauriel etwas sagen möchte, sie bringt es nur nicht über die Lippen. Ich werfe einen Blick zu ihr rüber und sehe ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck. Sie schient zu überlegen wie sie ihren Satz formulieren soll. Aber warum? Sie kann doch ruhig sprechen, wir haben momentan alles unter Kontrolle. Wozu die Vorsicht? Als ich mich schon wieder abwandte und den Gedanken an ihre Unschlüssigkeit beiseite schob bekommt sie endlich dein Mund auf: „Wird Zimvar danach eigentlich jemals wieder so werden wie zuvor? Also ich meine jetzt nicht, so wie ganz früher, sondern wie, bevor du in seine Gedanken eingegriffen hast." Mich verwundert ihre Frage. Wieso sollte das wichtig sein? So wie jetzt ist er doch um einiges angenehmer. Außerdem hat er so schlimme Sachen getan, er verdient es nicht sein altes Leben wieder zubekommen. Ich realisiere, wie erbittert ich geworden bin. Zumindest was Zimvar angeht. Ich weiß nicht einmal, ob es möglich wäre ihm den Gedanken wieder zu entziehen. Aber warum sollte ich das überhaupt tun? Weil du in dieser Geschichte das Gute bist. Nicht das Böse. Sagt mir meine Stimme im Unterbewusstsein. „Verstehst du was ich meine?", fragt Tauriel nach. „Ja", antworte ich schnell, „aber ich kann dir keine Antwort geben. Ich weiß nicht ob er sich wieder verändert. Wir können nicht einmal wissen ob er hier lebendig rauskommt." Den letzten Teil flüsterte ich, nicht, dass Zimvar das hört und Panik bekommt. Tauriel hat sich nach meiner Antwort versteift. Sie scheint nicht sonderlich zufrieden damit. Vielleicht werde ich bald erfahren wieso. Zu diesem Zeitpunkt kann ich es mir jedenfalls nicht erklären.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt