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Nach einiger Zeit des Suchens fällt mir auf, dass sich Legolas verdächtig und gefährlich nah an dem Eingang der Höhle umschaut. Mir entfährt ein kleines, sorgliches: „Pass auf!" Das erste Mal sieht Legolas mich wieder an, dann sagt er: „Wir haben lange Zeit gesucht und nichts gefunden, was darauf hindeutet, dass mein Vater wieder zurückgeritten ist. Wir müssen nun tiefer in die Höhle hinein gehen, vielleicht finden wir dort etwas, oder irgendwelche Anzeichen. So langsam fange ich wirklich an, mir ernsthafte Sorgen zu machen!" Stillschweigend sehe ich ihn an. Was ist, wenn dort in der Tiefe ungeheuerliche Gefahren auf uns warten? Wieder habe ich dieses sehr ungute Gefühl, welches mir sagt, dass ich hier nicht weiter gehen sollte. „Wenn es sein muss, bleibe du hier bei den Pferden. Ich werde dir zurufen, falls ich etwas finden sollte.", schlägt er vor. Nein, das kann er nicht machen, was wenn dort wirklich Gefahr lauert? Allein ist es viel zu gefährlich. Ich schüttle fast unerkennbar den Kopf. Legolas sieht mich fragend an und legt seinen Kopf leicht schräg. Immer noch, ohne ein Wort zu sagen, sehe ich hinab zum Boden, um noch ein letztes Mal nachzusehen, ob ich wirklich nichts übersehen habe. Dann, tatsächlich, das sieht ziemlich auffällig aus. Ein kleines Stück Baumrinde liegt dort, leicht übersehbar unter herabgefallenen Blättern. Ich bücke mich, hebe es auf und betrachte es genauer. Auch Legolas kommt neugierig näher. Ich drehe und wende die Baumrinde, zuerst mag es dem Anschein nach nichts verbergen, doch nach genauerem Hinschauen sind kleine Einkerbungen zu erkennen. Es sieht aus, als hätte jemand, in kürzester Zeit, mit seinem Messer Zeichen hineingeritzt.

Lange untersuchen wir die Zeichen und versuchen sie zu lesen, zwischendurch setzten wir uns gegen einen Baum, essen ein kleines Stück des Lembasbrotes und trinken etwas. Endlich haben wir die Zeichen so identifiziert, dass Buchstaben und Wörter feststehen:

Gefahr

M..gu..-Fl..der..mä..e

Zur..ck ande..r We.. (nicht alles ist komplett erkennbar)

- T

„Das T steht für deinen Vater, es ist eine Nachricht an uns, ganz bestimmt!", sage ich hysterisch. „Ja, und so wie ich es deuten kann lauert uns Gefahr und wir müssen zurück, den anderen Weg nehmen.", antwortet Legolas ernst und sieht mir in die Augen. Dann fährt er fort: „Bitte vergib mir, ich hätte gleich auf dich hören sollen!" „Schon gut, schnell, lass uns aufbrechen. Auch wenn wir nun wahrscheinlich erst mitten in der Nacht ankommen werden, die Hauptsache ist doch, wir kommen überhaupt an!", bestimme ich und richte mich auf. Immer noch halte ich die Rinde in meiner Hand, ich schaue sie noch ein letztes Mal an, bevor ich sie in den Beutel stecken möchte. Mir fällt das zweite Wort auf, welches ich immer noch nicht deuten kann, also frage ich: „Und was bedeutet das hier?", und deute darauf. Legolas sieht es sich genau an. Dann sehe ich, wie seine Augen plötzlich funkeln und er ganz bleich wird. Stutzig sagt er: „Morgul-Fledermäuse." Verwirrt sehe ich ihn an. Was sind diese Morgul-Fledermäuse? Legolas Gesicht nach zu urteilen sind sie wohl etwas sehr Gefährliches, vielleicht nimmt das Wort 'Gefahr', welches Thranduil darüberschrieb, Bezug auf diese Fledermäuse. Legolas bestätigt mir meine Vermutung: „Sehr gefährliche Biester, erzähle ich dir später, schnell komm!" In Windeseile schwingen wir uns auf unsere Pferde und galoppieren los. Pamina scheint sofort zu wissen, dass auch ihr Verhalten vorhin das Richtige war, denn sie eilt so schnell über den Boden, dass es mir fast so vorkommt, als würde sie schneller als Arod laufen können. Noch immer liegt die gruselige Trist in der Luft, doch mittlerweile glaube ich, dass die Sonne schon unter gegangen sein muss, so lange wie wir schon unterwegs sind. Es stellen sich mir wieder viele Fragen. Ist Thranduil den Fledermäusen entkommen und ist er jetzt unbeschadet in Sternental angekommen? Wann hat er Zeit gefunden uns diese Nachricht zu hinterlassen? Was sind diese Morgul-Fledermäuse überhaupt und wieso haben sie uns noch nicht angegriffen, obwohl wir uns so lange Zeit in dieser Umgebung aufgehalten haben? Wenn wir wirklich erst spät in der Nacht ankommen, machen sich unsere Väter bestimmt Sorgen. Vielleicht schicken sie einen Suchtrupp nach uns? Hoffentlich kommen wir überhaupt noch an.

Erstaunlich schnell kommen wir wieder an die Spaltung des Pfades an. Der Rückweg kam mir nun viel kürzer vor, doch liegt es wohl vor allem an der Schnelligkeit der Pferde. Pamina läuft schon von selbst zu dem, nun vermeintlich richtigem Weg. Auch Arod kommt hinterher und Legolas sagt: „Wir sollten nun eine Weile Schritt reiten, sonst überanstrengen sich die beiden. Sie haben sich das verdient nach dieser Geschwindigkeit, in der wir zurückgekommen sind. Wir sind nun wieder weit genug entfernt, und womöglich nicht mehr in allzu großer Gefahr." Ich nicke und lasse Pamina langsamer werden. Da der Weg hier wieder breiter wird, können wir nebeneinander reiten, also kommt Legolas neben mich. „Nun kann ich dir auch erklären, was Morgul-Fledermäuse sind.", höre ich Legolas sagen und sehe ihn gespannt an. Dann fährt er fort: „Es sind verdorbene, aufgedunsene, dunkle und böse Fledermäuse. Sie verlassen nachts ihre Höhlen, um die Fäulnis aus den verwesenden Leichen Mordors zu saugen. Durch das verrottende Fleisch zwischen ihren Zähnen erschaffen sie ein von den Orks wertgeschätztes Gift. Die mutigsten Orks wagen sich tief in ihre Höhlen, um ihre Waffen in dem Gift zu tränken. Die Orks, die mit dem Gift in Kontakt kommen, tragen ihre Auswüchse und aufgeblähten Körper wie Trophäen zur Schau. Das Gift zerfrisst langsam ihre Sinne und beschert Ihnen Albträume eines dämonischen Fledermausmannes, der sich an Angst labt. Auch für uns Elben, und alle anderen Wesen sind diese Fledermäuse extrem gefährlich und wirklich niemand möchte mit ihnen in Kontakt treten. Ich weiß nicht, wieso sie hier sind... eigentlich haben sie im Schattengebirge die Nachtwache übernommen... aber vielleicht werden wir es bald erfahren, womöglich weiß mein Vater mehr." Stumm höre ich zu und weiß noch nicht recht, was ich sagen soll. Ich bin einfach nur heilfroh, nicht diesen Morgul-Fledermäusen begegnet zu sein.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt