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Lange Zeit sitzen wir einfach so da und sagen kein Wort. Ich begutachte den Edelstein während Legolas einfach nur still nach vorne schaut. Der Stein soll mein Glücksbringer sein, er soll mich beschützen so sagt mein Vater. Ich werde ihn irgendwo ganz nah bei mir tragen, vielleicht macht er mir wirklich Mut. „Wollen wir uns den Sonnenuntergang anschauen oder schon jetzt auf unseren Räumen bleiben?", frage ich nach verstrichener Zeit. Legolas blickt hinauf zu meinem Fenster. Am Himmel ist schon die leichte Rotfärbung zu erkennen als er sagt: „Lass uns denn letzten Sonnenuntergang noch gemeinsam genießen." Somit stehen wir auf und gehen aus meinem Raum hinaus. „Auch ich habe einen Lieblings Ort hier in Sternental, von dort aus können wir die untergehende Sonne und die Sterne fast genauso gut sehen wie auf deinem Platz bei euch im Düsterwald.", erzähle ich. „Dann wollen wir uns dorthin begeben, voran mit dir Prinzessin, nur du kennst den Weg.", antwortet er mit einem kleinen lächeln. Versuchen wir wieder das schönste aus unserer Situation zu machen. Für einen Moment versuchen wir zu verdrängen was uns am nächsten Tag erwarten wird.

Raus aus dem Palast und ein kleines Stück weiter befindet sich ein kleiner See umringt von Bäumen aller Art. Erholsames Wasser befindet sich in ihm, aber nein, keines zum trinken. Eines, welches einem schon bei der Berührung Energie spendet. Das hat mich schon immer fasziniert. Doch nicht zu lange soll es in Berührung sein, zu viel Energie ist, genauso wie zu wenig, nie gut.

Wir setzen uns an einen Baum auf den Rasen, mit Blick auf die untergehende Sonne und den See. Wunderschön spiegeln sich die Sonne und die Bäume darin. Schon bald sind die ersten Anzeichen der Sterne zu erkennen. Bis jetzt haben wir beide geschwiegen, wie so oft in den letzten Stunden. In Versuchung diese Stille zu breche frage ich: „Gefällt es dir?" „Ja, sehr.", ist die Antwort. „So viele Farben und kaum eine Wolke ist zu sehen. Es scheint eine klare Nacht zu werden.", fährt er fort. Ich lächle und sehe den Himmel empor. Jetzt, wo die Sonne fast komplett untergegangen ist, wirkt er fast ein wenig lila. Die Bäume ragen schwarz hervor. Ich weiß noch früher, als ich alleine hier war, hatte ich häufig Angst vor ihnen. Ich fand es gruselig wie sie sich im Wind bewegten und welche Geräusche sie machen wenn der Wind durch ihre Äste bläst. Jetzt, vor allem in Begleitung mit Legolas, ist dem gar nicht so. Jetzt wirkt alles so schön, so perfekt, als wäre es gemalt.

Schon kurze Zeit später ist die Sonne komplett untergegangen und wir sehen den Mond aufsteigen. Die Sterne funkeln schon hell mit ihrem Licht auf uns hinab und es wird kühler. So langsam müssen wir wieder zurück gehen, somit stehe ich auf und sage: „Auch wenn es so schön ist und ich gerne länger bleiben würde, sollten wir besser aufbrechen. Mein Vater sagte wir sollen uns ausruhen und auch ich denke so. Wir müssen versuchen Ruhe zu finden, und dies für heute noch in unseren Betten. Die nächsten Tage werden wir noch genug im Wald verbringen und draußen ruhen müssen, da sollten wir heute noch unser warmes Bett nutzen." Ein klein wenig zögernd nickt Legolas und steht ebenfalls auf. Auf dem Rückweg reden wir etwas mehr. Vor allem über das Gesagte von meinem Vater. Immer wieder kommen wir aber auf Thranduil zurück und versuchen uns Gründe für sein Verhalten zu überlegen. Das allerdings ohne Erfolg. „Mein Vater war schon immer anders als gewöhnliche unseres Volkes. Doch macht ihn das aus, er kann auch unglaublich lieb sein. Nur habe ich das Gefühl, dass er dies, vor allem in der Öffentlichkeit, versteckt.", sagt Legolas. Natürlich kenne ich Thranduil erst seit kurzem und kann das lange nicht so einschätzen wie Legolas, sein Sohn, aber halte ich es jetzt für den richtigen Zeitpunkt zu sagen, wie Thranduil bei dem einzel Training zu mir war: „So etwas in der Art habe ich mir auch schon gedacht, bei dem einzel Training war er viel freundlicher gewesen als ich ihn zuvor unter uns allen anderen wahrgenommen habe. Er lobte mich und ich sah sein vermutlich echtes Lächeln. Zuvor nahm ich ihn als eher kalt wahr, doch bei dem Training hat sich dies geändert. Sobald wir aber wieder alle gemeinsam waren schien er wieder so kalt. Wie du schon sagtest, es scheint wie eine Maske zu sein, die er in der Öffentlichkeit aufsetzt." Legolas nickt daraufhin nachdenklich. „Aber warum? Das ist wieder die Frage, die wir uns die ganze Zeit stellen. Und ich werfe mir vor, dass ich es wissen müsste, er ist doch mein Vater. Aber ich komme einfach nicht darauf.", zögert er. Wir haben schon so oft darüber nachgedacht, so oft darüber gesprochen. Mittlerweile sollte uns klar sein, dass es nichts bringt. Trotzdem gleiten fast all unsere Gespräche wieder darauf zurück.

So in Gedanken und Gesprächen vertieft waren wir, dass wir kaum bemerkten wie wir ganz von selbst in den Palast gingen und schließlich in dem Gang zu unseren Räumen stehen. Wir wünschen einander eine erholsame letzte Nacht und betreten dann unsere Räume. Schnell lege ich meine Sachen ab, griffbereit für den nächsten Morgen und lege mich dann in mein Bett. Einen kurzen Moment betrachte ich noch die Sterne durch mein Fenster und lasse ihr Licht auf mich wirken, bis ich dann fast augenblicklich in einen Traum versinke. 

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt