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Schließlich fällt mir doch noch eine Frage ein, und zwar: „Wieso haben sie uns dann nicht bemerkt, wenn sie wirklich in dieser Höhle waren, wie es dein Vater schrieb?" „Vielleicht war es wirklich noch Tag. Ich habe das Zeitgefühl verloren, mittlerweile müssten wir es schon Nacht haben, aber so viel Zeit ist doch seit unserem Aufbruch von der Höhle noch nicht verstrichen? Ich weiß es nicht. Hoffentlich wissen wir genaueres, wenn wir endlich hier aus diesem Wald hinauskommen.", vermutet Legolas. „Gewiss.", antworte ich darauf und sehe den Himmel empor, in der Hoffnung, etwas darin erkennen zu können, doch vergebens.

Irgendwann fangen wir wieder an zu galoppieren, niemand möchte sich noch lange hier aufhalten. Wir warten alle sehnsüchtig auf die Freiheit, die Sonne und vor allem auf die Sterne. Mittlerweile fühlen wir uns nahezu bedrängt von dem Wald. Natürlich liegt das an dieser wohl nie zurückweichenden Trist. Was mag sie nur ausgelöst haben? Unwissen plagt uns und die Neugierde. Dann plötzlich, weit in der Ferne scheint sich der Wald zu öffnen. Legolas sieht vermutlich dasselbe, denn er wirkt erleichtert. Schnell reiten wir darauf zu und tatsächlich kommen wir hinaus aus dem Düsterwald, auf eine riesengroße Wiese. Sofort schnellen unsere Köpfe hinauf und wir erblicken den Himmel. Es ist Nacht, so wie erwartet, ich weiß nicht, wie lange wir so die Sterne anstarren, eigentlich haben wir keine Zeit dazu, doch wir können den Blick einfach nicht abwenden. Abgelenkt werden wir erst durch das Wiehern der Pferde, die wohl lieber weitergehen möchten. Wir willigen schweren Herzens ein und traben den weiterführenden Weg durch die Wiese entlang. Ich bin so froh endlich wieder unter freiem Himmel zu sein, dass ich erst gar nicht darüber nachdachte, ob dies hier wirklich der richtige Weg ist. Dann sagt Legolas: „Jetzt ist es überhaupt nicht mehr weit. Sternental liegt fast genau vor uns!" Glücklich reiten wir weiter. „Ich hoffe doch, dass sich unsere Väter nicht allzu große Sorgen machen.", erwähne ich. „Ich denke nicht, mein Vater war, wie wir dank seiner Nachricht erkennen konnten, zuerst auch auf dem falschen Weg gewesen. Somit wird er sich vermutlich denken können, dass wir länger unterwegs sind als geplant.", antwortet Legolas, dann fügt er hinzu: „Auch vermute ich, dass wenn wir ankommen, nicht direkt erfahren werden was wir so zu wissen verlangen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir schnellstmöglich ruhen sollen, um bei Sonnenaufgang wieder bei Kräften zu sein." Damit spricht er das aus, was ich schon lange Zeit gedacht hatte. Ich antworte: „Doch was ist, wenn uns nur sehr wenig Zeit verbleibt? Wir können nicht wissen was uns erwartet, dennoch schätze ich, dass es etwas von hoher Bedeutung sein muss." „Ja, dem stimme ich zu. Ich hoffe es bleibt genug Zeit, damit ich die Umgebung betrachten kann", antwortet Legolas grinsend. Ich erwidere dieses Grinsen und sage, nicht ganz so ernst gemeint: „Und wenn nicht, dann schleichen wir uns für eine wenigstens kurze Zeit hinaus, wenn wir eigentlich hätten ruhen sollen." „So machen wir es!", kommt eine mit lachen vermischte Antwort.

Nachdem wir einen kleinen Hügel hinaufgeritten sind, bleiben wir wieder stehen. Genau vor uns liegt Sternental. Es leuchtet und strahlt wie die Sterne am Himmel. Ich sehe Legolas neugierigen und staunenden Gesichtsausdruck aus meinem Blickwinkel. Lachend und überhäuft von Freude endlich angekommen zu sein frage ich: „Bereit?" Ohne seinen Blick von meiner Heimat abzuwenden, antwortet er: „Jederzeit!" Glücklich lasse ich Pamina los traben, Legolas mit Arod dicht hinter uns. Es ist wie ein Spiel, ein Wettreiten, wer wird zuerst an dem Tor ankommen? Natürlich Arod, doch lässt er Pamina, sobald wir sehr nahe am Tor sind, den Vortritt. „Wir sollten hier absteigen und die Pferde führen.", erkläre ich und gleite sanft von Paminas Rücken. Legolas tut es mir gleich und dann gehen wir gemeinsam zu dem Tor, welches uns Einlass in Sternental geben wird. Dies erweist sich jedoch als nicht so einfach wie gedacht. Vor dem Tor stehen selbstverständlich Wachen, und sie erkennen mich nicht sofort, da wir noch nicht ins Licht geschritten sind. Ob Legolas ihnen bekannt sein sollte, weiß ich nicht, vielleicht waren sie schon einmal im Düsterwald? „Halt! Nicht weiter! Wer seid ihr, dass ihr so spät noch umherwandert?" Zuerst bin ich verwundert, doch dann begreife ich schnell, dass mein Gesicht noch im Dunkeln liegt. Geschickt greife ich meine Tiara, die ich bei mir trage, setze sie auf und trete gleichzeitig in das Licht. Die Tiara muss ich sowieso, bevor wir meinem Vater begegnen, tragen, also ist es gut sie schon jetzt gleich aufgesetzt zu haben. Entschuldigend weichen die Wachen zurück. „Es tut mir leid Prinzessin, bitte verzeihen Sie mir... ich erkannte Sie nicht...", sagt der Wachmann, der auch schon eben sprach, „kommen Sie rein, es ist spät, euer Vater erwartet euch sehnsüchtig." Ich nicke und sage: „Alles gut, Sie befolgen schließlich auch nur Ihren Auftrag." Dann trete ich ein, Pamina immer noch führend an meiner Seite. Plötzlich fällt mir auf, dass Legolas gar nicht nach kommt. Verwirrt drehe ich mich um. Tatsächlich wird er aufgehalten. Dieses Mal höre ich die andere Wache sagen: „Und wer bist du? Du scheinst nicht von hier zu kommen. Doch was tust du an der Seite der Prinzessin?" Bevor Legolas antworten kann ergreife ich das Wort: „Das ist Legolas, der Prinz des Düsterwaldes.", in dieser Zeit zieht Legolas seine Tiara hervor und setzt sie auf. Dann fahre ich fort: „Er ist in meiner Begleitung, lasst ihn hinein, auch er wird dringend erwartet." „Er ist mein Sohn!", höre ich eine leicht verärgerte Stimme hinter mir sagen. Erschrocken zucke ich zusammen.

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt