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Als hätte wirklich schon jemand einen Pfeil abgeschossen, zuckt Zimvar einmal ganz heftig zusammen. Dann scheint er die Situation abzuschätzen indem er uns alle drei einmal ausgiebig mustert. Von den gespannten Bögen und dem gezogenem Dolch scheint er nicht besonders beeindruckt. Bei mir bleibt sein Blick hängen. „Du!", ruft er plötzlich laut. „Keinen Schritt näher!", zischt Legolas daraufhin, da Zimvar den Anschein machte auf mich zu zukommen. Er hält sich an Legolas' Warnung, greift aber gleichzeitig unter seinen Mantel- vermutlich um selbst eine Waffe hervorzuziehen. Glücklicherweise haben wir ihm kurz vorher alle Waffen, die er bei sich trug, abgenommen. Nicht eine Sekunde vergeht und auch er hat es mit schrecken festgestellt. Zorn steigt in seine Augen. Ja, jetzt ist er wahrscheinlich wirklich wieder der Alte. „Was machen wir jetzt mit ihm? So ist er eine noch viel größere Gefahr.", frage ich seufzend. „Ich würde vorschlagen wir sperren ihn in eine seiner eigenen Zellen und holen ihn erst wieder, wenn wir mit allem hier fertig sind.", sagt Legolas darauf achtend, sich nicht einen Wimpernschlag von Zimvar abzuwenden. „Und wenn ihm jemand zur Hilfe kommt?", frage ich zweifelnd. Legolas darauf verschmitzt lächelnd: „Da habe ich schon eine Idee für. Ich brauche nur dein Einverständnis." Ich nicke nur etwas skeptisch: „Wenn du meinst. Einen anderen Vorschlag hätte ich auch nicht. Was ist mit dir, Tauriel?" „Hauptsache er stirbt darin nicht.", sagt sie etwas trocken. „Nein, dafür werden wir schon sorgen.", antwortet Legolas und sagt dann fortführend und mit gedämpfter Stimme zu Zimvar: „Nach diesem Aufenthalt bin ich noch längst nicht fertig mit dir." Zimvar verengt daraufhin seine Augen zu Schlitzen und scheint Legolas in diesem Moment mehr denn je zu verabscheuen. „Also gut, wo die Zellen sind wissen wir, da haben wir dich schließlich raus geholt. Ich würde sagen, wir sperren ihn in die Selbe in der du warst, da wird am unwahrscheinlichsten jemand vorbeischauen.", beschließt Legolas jetzt an mich gewandt. Ich nicke zustimmend und lasse meinen Bogen sinken. Kurz lasse ich meinen Blick registrierend durch die Kammer schweifen, in der wir uns immer noch befinden. Schnell werde ich fündig. „Wir sollten ihm hiermit noch Arme zusammenbinden und um den Mund.", sage ich und halte ein stabiles Band in die Luft.

Gesagt, getan und gleich darauf machen wir uns auch schon auf den Weg zu den Zellen. Vorne weg Legolas, Zimvar festhaltend und dahinter Tauriel und ich. Sicherheitshalber habe ich einen Dolch in meiner rechten Hand liegen. Dann werfe ich einen Blick rüber zu Tauriel, die an meiner linken Seite geht. Da fällt mir unser kurzes Gespräch wieder ein. „Ist er nun wieder in dem Zustand, den du erfragt hast?", frage ich leise genug, dass nur Tauriel mich hören kann. Ich bin mir sicher, sie hat verstanden was ich meine und worum es geht. Trotzdem lässt sie sich Zeit mit ihrer Antwort. Schlussendlich kommt nur ein knappes „Ja." als Antwort und ich entschließe mich lieber nicht mehr zu hinterfragen.

Ohne es richtig zu beabsichtigen streife ich über meine Kleidung. Sie fühlt sich wirklich wie neu an. Ich glaube kaum, dass dies aus Orkhand wieder hergestellt wurde. Und plötzlich spüre ich einen Stich in meinem Herzen, als hätte gerade jemand mit einem Eiszapfen hinein gestochen. Erschrocken stelle ich fest, dass Zimvar immer noch meinen Edelstein haben muss. Den wertvollen Stein, welchen mir mein Vater als Glücksbringer schenkte. Mein Vater.. zuhause.. das alles fühlt sich so weit entfernt an. Eine Leere kommt langsam in mir auf. Nein! Jetzt bloß nicht verzweifeln. „Alles in Ordnung?", höre ich Tauriel vorsichtig fragen. Das zieht mich zurück und ich nicke einmal schnell und wild. „Alles bestens. Wieso?", lüge ich schnell. „Wirklich? Du hast auf einmal so hektisch und unkontrolliert geatmet.", antwortet sie etwas sorgenvoll. Es ist mir unangenehm, dass sie meine Emotionsveränderung sofort wahrgenommen hat. Jetzt schaut auch Legolas über seine Schulter zu uns. In seinem Blick steht ebenfalls Sorge. „Alles gut.", sage ich lauter als ich es eigentlich wollte. Legolas wird skeptisch, das sehe ich ganz deutlich aber er wendet sich trotzdem ab mit den Worten: „Wir sind nun sowieso da."

Mit einem sehr mulmigen Gefühl betrete ich die Zelle. Zimvar wird genau da angebracht, wo auch ich noch vor kurzen hing. Ich schlucke mein Elend hinunter und gehe auf Zimvar zu. Nun haben wir die Rollen getauscht. So mag es von außen betrachtet wirken. Aber eigentlich ist die Situation unberechenbar, genau wie Zimvar selbst. Er hat seinen Blick stur in meine Augen gerichtet. Ich sehe darin weder Reue, Angst, noch sonst irgendeine Emotion, die seinen eigentlichen Umständen entsprechen würden. Zorn und Gier. Nur das spiegelt er wieder. Seine Augen wirken wie die einer Schlange. „Du weißt genau was ich suche.. wo ist er?", flüstere ich eindringlich. Jetzt steigt auch Amüsement auf. Ja, er weiß es. Demonstrativ schließe ich die Augen. Seine Gedanken müssten es mir verraten. Doch ehe ich mich versehe werde ich von seinem Gedankenstrom überfallen. Ich habe mich nicht getäuscht mit der Annahme, dass es immer größer wird. Gegen so etwas würden nicht einmal Legolas und ich gemeinsam ankommen. Zumindest nicht nach der Vorgehensweise, die ich bisher versuchte. Enttäuscht öffne ich die Augen wieder. Zimvar starrt mich immer noch amüsiert an. Jetzt steht nur auch noch Legolas ganz dicht und schützen neben mir. „Was suchst du?", fragt er den Zusammenhang suchend. Plötzlich fühle ich mich lächerlich. Wegen einem Glücksbringer so einen Aufstand zu machen.. aber.. es ist mir wirklich wichtig. Es wäre wenigstens ein kleiner Trost und eine Verbindung zu meinem Vater. Also antworte ich, trotz, dass ich mir dabei ziemlich unsinnig vorkomme: „Den Edelstein."

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt