-29-

1.8K 102 11
                                    

Anscheinend hat mein Vater mir noch nicht in die Augen geblickt, denn noch reagierte er nicht auf diese ungewöhnliche Farbe. Thranduil jedoch, der bis zu dem jetzigen Zeitpunkt ebenfalls geschwiegen hatte, schaut mich gebannt von der Seite an. Vielleicht merkt er, dass etwas anders ist, weiß allerdings noch nicht genau was, schließlich hat er mich noch nicht so häufig gesehen wie die anderen. Ich spüre seinen Blick und kann nicht anders als nun auch zu ihm hochzuschauen. Unsere Blicke treffen sich. Er kneift seine Augen enger zusammen, als würde er mich nur noch mehr beobachten wollen. Ich will diesem Blickkontakt standhalten, auch wenn ich das Verlangen danach habe ihn abzubrechen. Es würde Schwäche zeigen, und ich will nicht mehr die schwache, kleine, schüchterne Prinzessin sein. Dann räuspert sich plötzlich mein Vater. Thranduil zeigt ein ganz leichtes Nicken und lächelt. Als was ich das deuten kann, weiß ich nicht genau, jedoch wendet Thranduil seinen Blick nun von mir ab und schaut meinen Vater an. Auch ich schaue neugierig zu meinem Vater. Dieser fängt an zu reden: „Nun denn, wenn ihr nichts essen wollt, oder noch keinen Hunger habt, würde ich sagen, fangen wir an zu erzählen." Eine kurze Pause, in der er in Legolas' und mein neugieriges Gesicht sieht. Doch dann bleibt auch er an meinen Augen hängen. Anstatt anzufangen zu erzählen, kommt er darauf zu sprechen. Mit einem leicht strengen Ton fragt er: „Was hast du gemacht?" Verdutzt schaue ich drein. Ich weiß es doch auch nicht, die Farbe war einfach da, als ich aufwachte. „Die Farbe war plötzlich da, nachdem sie aus einem Traum hochgeschreckt ist.", hilft Legolas mir. Daraufhin fängt er sich ein Kommentar von meinem Vater ein: „Habe ich etwa dich gefragt? Nein, ich rede mit meiner Tochter!" Auch Thranduil schaut ihn streng und zurückweisend an. Legolas richtet seinen Blick hinunter und sagt kaum hörbar: „Entschuldigung." Wut baut sich in mir auf. Legolas wollte doch nur helfen, und direkt pöbelt mein Vater ihn so an? Das ist ungerecht! Dann richtet mein Vater seinen Blick wieder auf mich und sieht mich fragend und erwartungsvoll an. Auch wenn ich ein wenig sauer auf ihn bin, bringt das jetzt nichts. Wir sind nicht zum Streiten hier, sondern wollen endlich erfahren was los ist. Also erzähle ich erneut von meinem Traum und von dem Gefühl, dem Schmerz nach dem Hochschrecken, und wie das Brennen in meinen Augen zum Ende kam. Nach aufmerksamem Zuhören ergreift Thranduil das Wort und fragt: „Dieser Nebel, der Schatten, die Trist. Habt auch ihr sie auf dem Weg hierher zu Gesicht bekommen?" Ich antworte: „Ja, es war schrecklich, ich kann mir gut vorstellen, dass der Traum dadurch zustande kam. Doch was hat dies mit meinen Augen zu tun?" „Für deine Augen habe ich keine Erklärung, doch was die Trist betrifft...", Thranduil stockt und schaut meinen Vater an.

Mein Vater atmet laut aus und beendet den Satz: „Ihr beide seid dazu bestimmt den Düsterwald von genau diesem Schatten, oder dieser Trist, wie auch immer ihr es zu nennen pflegt, zu befreien und all die Orks auszulöschen." Sofort richtet sich auch Legolas wieder auf und schaut, wie ich, fragend drein. Wieso wir? Bestimmt? Wie sollen wir das schaffen? Was ist dieser Schatten überhaupt genau? Von was wird er hervorgerufen? Und was haben die Orks damit zu tun? „Nun, ich schätze, nicht all eure Fragen können wir beantworten. Das meiste müsst ihr selbst herausfinden, wie zum Beispiel das mit deinen Augen.", erklärt Thranduil. Mein Vater fährt fort: „Um zu erklären, wieso ich dich", dabei richtet er seinen Blick zu mir, „all die Jahre hier in Sternental behalten habe, und wieso ihr eigentlich noch nichts voneinander erfahren und euch nicht sehen solltet: Es sollte kein Bündnis entstehen, keine Beziehung." Nur noch verwirrter schauen wir unsere Väter an. Wieso denn nicht? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? „Es heißt, die Kraft, die ihr für eure Mission aufbringen müsst, ist im Alleingang stärker.", versucht uns Thranduil beizubringen. „Ihr habt doch sicherlich gemerkt, und dir Legolas, erzählte ich sogar schon einmal davon, dass ihr unnatürlich gut mit Pfeil und Bogen, und den Dolchen umgehen könnt. Und dies von Anfang an, ohne es jemals geübt zu haben.", fährt er fort. Ich nicke, davon meine ich mich erinnern zu können, sagte mir Legolas etwas. „Auch dazu wart ihr von Geburt an bestimmt.", sagt mein Vater. „Und jetzt werden wir voneinander getrennt, um allein der Aufgabe nachzugehen?", fragt Legolas etwas unsicher. „Ja, das wäre nun unser Vorschlag gewesen, dem ihr nachzugehen habt.", antwortet der König des Düsterwaldes. Geschockt schauen Legolas und ich uns an. Das war eine unserer schlimmsten Befürchtungen. Nein, das will ich nicht, doch haben wir eine Wahl? Womöglich nicht. „Doch zunächst einmal müssen wir prüfen, ob ihr dazu wirklich bereit seid. Ihr zeigt eure Fähigkeit im Bogenschießen bei mir und im Dolchkampf bei dem König Sternentals. Damit fangen wir jetzt an.", sagt Thranduil bestimmt. Dann fügt er noch deutlich betont hinzu: „Einzeln, nicht gemeinsam!"

Legolas & DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt