Netter Karma

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Ich schaute nochmal auf den Zettel. Ja, das war die richtige Adresse. Ich strich mir nochmal über meine Kleidung. Die Schuluniform hatte ich gegen ein schlichtes, hellgrünes Sommerkleid ausgetauscht. Es hatte keine Ärmel und ging mir bis zur Mitte der Oberschenkel. Vorhin hatte noch die Sonne geschienen, aber mittlerweile war es dunkel und um einiges kühler. Dunkle Wolken zogen auf. Ich umklammerte meine Tasche, in der ich Bücher zum lernen drin hatte.

Das Gebäude vor dem ich Stand war hoch. Ich würde es als kleines Hochhaus bezeichnen. In der ganzen Straße standen nur solche Häuser. Alle grau und eckig. Ich ging die kleine Treppe rauf und dann den kurzen Weg zur Tür. Unzählige Namensschilder mit Klingeln waren daneben. Wie konnten so viele Leute in so einem kleinen Haus wohnen. Ich suchte das Schild mit seinem Namen. Mit dem Finger kreiste ich solange über den Schildern, bis ich ihn fand. Akabane. Ich drückte auf die Klingel und wartete. Aber niemand machte auf. Auch als ich es ein zweites Mal versuchte stand ich immer noch vor einer verschlossenen Tür. Ist das dein Ernst?! Hat der mich etwa verarscht? Kurz überlegte ich was ich jetzt machen sollte. Dann hätte mein Finger aber schon auf eine andere Klingel gedrückt. Auf dem dazugehörigen Schild stand Okomura. > Ja< meldete sich eine Frauenstimme aus der Sprechanlage. Ich schätze mal das es eine ältere Frau war. > Ähm, Hallo ich bin Hotaru Ichigama. Ich wollte eigentlich zu einem Klassenkameraden aber der macht nicht auf und da dachte ich, dass sie mich vielleicht reinlassen könnten. Also wenn es ihnen nichts aus macht<  brabbelte ich sie voll. >Ja natürlich< sagte sie und daraufhin hörte ich ein piepen. Ich stemmte mich gegen die Tür und stand in einem Flur. Links war ein Aufzug und rechts Treppen. Natürlich war ich faul und nahm den Aufzug.

Es dauerte eine Weile bis er ankam. Ich stieg ein und drückte auf den Knopf mit der 6 drauf. Der Aufzug wackelte kurz und setzte sich dann in bewegung. Er war rundum verspiegelt und mir trällerte diese typische Fahrstuhlmusik in die Ohren. Oben angekommen öffneten sich die Türen und ein langer Flur erstreckte sich vor mir. Der Teppichboden war hässlich bunt und blass. An der Decke hangen kleine, runde Lampen die schummriges Licht von sich gaben.

Die Tür mit der 11 war schnell gefunden. Ich hämmerte dagegen. Niemand öffnete. Denkt dieser Idiot ich bin blöd? Ich seh dich unter der Tür Licht durch scheinen. Der war auf jeden Fall da. Ich hämmerte nochmal. Und diesmal durchgehend. Als plötzlich von drinnen eine Stimme ertönte.
> Ich komm ja schon< und dann wurde die Tür aufgerissen. >Beruhig dich mal. Ich war duschen und musste mich noch anziehen<Karma schaute mich leicht sauer an wechselte dann aber zu amüsiert. Er stand vor mir mit nassen Haaren die ihm ins Gesicht hängen. Und nur mit einer Hose bekleidet. Sein Oberkörper war komplett frei. Ich war ziemlich klein, weshalb ich eigentlich nur geradeaus schauen musste, und den perfekten Ausblick auf seine Brust hatte. Eigentlich sah er nichtmal soo schlecht aus. Halt! Stopp! Was denkst du dir nur Hotaru. Er ist ein blöder eingebildeter Idiot.

>Was starrst du den so, Prinzessin< fragte er amüsiert. Ich löste meinen Blick und schaute in seine Augen. Ein freches Funkeln lag in ihnen. >Ich starre garnicht< gab ich kleinlaut von mir. >Jaja, komm rein< meinte er und bat mich mit einer Handbewegung nich drinnen. Er schloss die Tür und verschwand hinter einer anderen die in ein Bad führte mit der Erklärung das er dich noch kurz fertig machen wollte. Währenddessen schaute ich mich in der Wohnung um. Sie war nicht besonders große. Im kleinen Flur führte eine Tür in das Bad. Ansonsten war die Wohnung komplett offen. Links war eine kleine Küche mit einem Tisch und zwei Stühlen. Vor mir war an der rechten Wand ein Sofa mit einem kleinen Tisch. Weiter hinten in der Wohnung also gegenüber von mir war eine geschlossene Tür. Langsam ging ich auf sie zu und warf einen Blick in das Zimmer. Es war sein Schlafzimmer. Mir gegenüber an der Wand war ein großes Bett. Rechts an der Wand war ein Schreibtisch mit einem Stuhl und darüber ein Fenster. Links ein großer Schrank mit einer Spiegeltür. In dem Zimmer waren keine Bilder oder sonstige Dekosachen. Eigentlich gab es die nirgends in der Wohnung. Alle Wände waren weis gestrichen. Die Möbel in einem Dunklen braun gehalten. Insgesamt wirkte hier alles ziemlich traurig. Ich schloss die Tür und ging zurück in den Flur, wo ich meine Schuhe auszog und ordentlich hinstellte. Zurück im Wohnzimmer setzte ich mich auf die Couch und wartete, als Karma dann auch endlich kam. Diesmal angezogen mit einem  weißen Tanktop und schwarzen Shorts.

>Hast du Hunger?<. Ich nickte. Er bestellte Pizza. Dann setzte er sich mir gegenüber vor den Couchtisch und starrte mich an. Ich rutschte von der Couch auf den Boden und zog meine Bücher aus der Tasche. >Womit fangen wir an< fragte ich. Er schaute kurz runter zu den Büchern und dann wieder zu mir. >Lassen wir es doch einfach. Er wird es eh nicht merken Außerdem bin ich ein Killer, ich schaffe es auch so ihn zu töten.< gab er großkotzig von sich. Ich verdrehte die Augen. >Ich werde es dir schon noch beweisen< meinte er. Als es klingelte ging er zur Tür und kam kurz darauf wieder mit einem Pizzakarton in der einen und einem Messer in der anderen Hand zurück. Es war eines von den Messern die wir benutzen sollten um Koro-sensei zu töten. Fragend sah ich ihn an. >Du kannst dir sicher schon denken, wer uns die Pizza gebracht hat< meinte er und ließ das Messer einen Salto machen nur um es wieder aufzufangen. >Tja ohne Taktik lässt er sich wohl nicht so leicht töten, Rotschopf < gab ich schnippisch von mir. Karma sah mich ernst an und setzte sich dann wieder mir gegenüber. >Er beobachtet uns, wir sind praktisch gezwungen unsere Zeit miteinander zu verbringen< er machte keinen fröhlichen Eindruck. Also, ich mein warum sollte er auch. >Na gut dann lernen wir jetzt<. Ich schlug das erste Buch auf. Mathe. Karma nahm sich ein Stück Pizza und schob es sich in den Mund. Ich versuchte die Aufgabe zu lösen aber sie war einfach zu schwer.
Ich war eine Niete in Mathe. Daraufhin beugte sich Karma vor und erklärte mir, wie ich sie am besten löse.

Irgendwie war Karma außerhalb der Schule etwas netter als sonst. Obwohl er mich oft angemeckert hatte weil ich die Aufgaben immer falsch angegangen bin, war er doch irgendwie nett. Okay, als ich in das letzte Stück von der Pizza beißen wollte, hatte er es mir weggenommen und selber gegessen. Dann habe ich ihn getreten und er mich angeschnauzt aber sonst war er freundlicher. Ich hatte ihm noch ein bisschen in Japanisch geholfen obwohl er darin nicht sonderlich schlecht war.

Es war schon nach Mitternacht und ich war echt müde. Wie hätten während dem ganzen lernen Musik aus einem Radio gehört. Naja also ich hatte ihn irgendwie gezwungen, trotzdem glaube ich dass er es irgendwie möchte. Ich wollte grade aufstehen, als die Musik aus dem Radio unterbrochen wurde.

>Achtung, Achtung an alle Bürger. Ein Unwetter ist aufgezogen. Das schlimmste seit 35  Jahren. Bleiben sie zuhause. Gehen sie nicht raus. Es wurden schon mehrere verletzte gemeldet. Sie sollten unbedingt...< das Radio ging aus. Und überhaupt der ganze Strom war plötzlich weg. Es war stock finster. >Karma was ist hier los?< fragte ich in die Dunkelheit. >Stromausfall. Warte kurz ich schau mal ob es draußen wirklich so schlimm ist< ertönte deine Stimme. Als er eine Tür öffnete, um genauer zu sein die von seinem Zimmer, konnte ich ihn etwas erkennen, da durch das Fenster dort drin Mondlicht schien. Ich eilte ihm hinterher und schaffte es nirgends dagegen zu renne. Wir standen beide vor dem Fenster in seinem Zimmer. Der Anblick der sich uns bot gefiel mir garnicht. Draußen stürmte es wie verrückt. Bäume bogen sich so sehr, dass sie fast brachen. Durch den Wind flogen überall Äste rum und Mülleimer wurden umgestoßen, so dass der ganze Inhalt sich verteilte. Es regnete und hagelte sehr stark. Die Straße war so arg überflutet dass die Autos die dort rumstanden zur Hälfte verschluckt wurden.

Ich schaute zu Karma. >Was jetzt?<. Er beobachtete noch kurz das Geschehen draußen, dann sah er mich an >Du kommst so wies aussieht nicht nachhause. Du wirst wohl oder übel hier übernachten müssen<.

Verdammt.

1402 Wörter

Sweet DreamsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt