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• Sweather Weather - The NBHD •

Erschöpft pflanzte ich mich auf die Couch und entsperrte mein Tablet, um das e-Book weiterzulesen. Nebenbei nahm ich immer wieder einen Schluck des eisgekühlten Wassers und entspannte mich. So sah mein perfekter Sommerferientag aus.

„Delia, gehst du bitte einkaufen? Ich habe keine Zeit und du liegst sonst den ganzen Tag auf der Couch herum!", unterbrach die Stimme meiner Mutter meinen gemütlichen Lesetag.

„Muss das sein?!" Genervt erhob ich mich von der Couch und lief mit einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf mein Tablet und das gekühlte Wasser zu ihr in die Küche.

„Das muss sein. Tu mir den Gefallen, ja Schatz? Hier ist die Einkaufsliste, Geld habe ich auf das Telefonschränkchen im Flur gelegt.", erklärte meine Mutter und schnippelte weiter irgendein Gemüse klein.

„Na gut." Murrend trottete ich in den Flur und zog mir Sandalen an, bevor ich das Geld von der Kommode nahm und aus der Wohnung lief.

Ich hüpfte die Treppen, immer drei Stufen auf einmal nehmend, hinab und trat ins Freie. Drückende Hitze empfing mich, kein Lüftchen regte sich und jeder Schritt schien eine Kraftanstrengung zu sein. Schon jetzt schwitzte ich wie in einer Sauna.

Nachdem ich etwa zehn Minuten gelaufen war, betrat ich erleichtert den Supermarkt und stellte mich als erstes einige Zeit vor das Kühlregal, wobei ich so tat, als würde ich ein Produkt suchen, denn sonst käme mein Verhalten wohl ziemlich komisch rüber.

Schließlich begann ich, die Einkaufsliste abzuarbeiten, auf der so viel stand, dass man meinen könnte, meine Mom wollte Vorrat für das gesamte, restliche Jahr haben.

Die nicht-gekühlten Produkte suchte ich als erstes, damit die gekühlten Sachen in der Hitze nicht schlecht wurden.

Letztendlich, nach beinahe eineinhalb Stunden reihte ich mich in der Schlange an der Kasse ein. Viele Leute standen nicht vor mir, genau genommen nur zwei, jedoch hatten sie sehr viel eingekauft, mehr als ich, mit meiner ohnehin bereits langen Einkaufsliste.

Ich atmete auf, als endlich die letzte Person vor mir bezahlte und den Supermarkt verließ. Die Kassiererin scannte jetzt meine Produkte, ich räumte sie in meinen Einkaufskorb und reichte der Frau das verlangte Geld.

Kurz blieb ich noch stehen, um den Geldbeutel zu verpacken, doch er rutschte mir aus der Hand und kam mit einem dumpfen Geräusch am Boden auf.

Ich bückte mich danach, gleichzeitig mit einer anderen Person und unsere Köpfe knallten unsanft gegeneinander. Schnell richtete ich mich auf und blickte in sturmgraue Augen, die so intensiv funkelten, dass ich kurzzeitig den Atem anhielt.

Ich rieb mir mit der Hand über meinen vom Zusammenprall pochenden Kopf, was der Mann mir nachtat.

Schüchtern lächelte ich. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?", erkundigte ich mich scheu, obwohl mir der Umgang mit Fremden eigentlich nie etwas ausgemacht hatte. Es musste wohl an seinen intensiv leuchtenden Augen liegen, die mich irritierten.

„Es geht schon.", erwiderte er, seine raue, dunkle Stimme bereitete mir eine Gänsehaut, jedoch nicht auf die negative Art. Der Mann reichte mir meinen Geldbeutel, nickte mir kurz zu und wandte sich von mir ab.

Sekunden darauf war er aus meinem Blickfeld verschwunden, doch eines war mir klar: Seine intensiven, sturmgrauen Augen würde ich nicht so schnell wieder vergessen.

Doch das würde nicht meine letzte Begegnung mit ihm sein, auch wenn mir dies zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war.

Ashton| ✓ #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt