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• What The Hell - Avril Lavigne

Energisches Vibrieren meines Handys riss mich aus dem Schlaf. Stöhnend rieb ich mir über die Augen und blickte anschließend auf das Display.

Videoanruf von May

Ich tippte auf Annehmen und sah gleich darauf in ihr strahlendes, hellwaches Gesicht.

„Hey, Delia! Alessio und ich sind endlich zusammen!", schrie sie und ich verzog gequält das Gesicht. Musste sie so laut reden? Und wer zum Teufel war Alessio nochmal? „Alessio ist der heiße Nachbarsjunge, ich habe dir doch von ihm erzählt.", sagte sie in dem Moment, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

„Hä?", machte ich nur verwirrt und vollkommen übermüdet. Ich kapierte gar nichts, dass einzige was ich jetzt wollte, war weiterschlafen.

„Dass du dir auch nie- meine Güte, du siehst ja bescheuert aus! Was ist passiert?", stieß May entsetzt aus. Danke, das war genau das, was jedes Mädchen hören wollte!

„Vielleicht liegt es daran, dass du mich um zwei Uhr nachts angerufen hast? Schon mal darüber nachgedacht?", fuhr ich sie zickig und müde an.

„Was? Es ist schon zwei? Naja, egal. Jedenfalls siehst du bescheuert aus. Kannst du so morgen überhaupt in die Schule?", überlegte sie und ich konnte es nicht fassen. Ich verstand nicht, wieso ich sie damals in der fünften Klasse angesprochen hatte.

„Wenn du mich weiter wachhältst, dann kann ich morgen nicht in die Schule, weil ich nicht aus dem Bett komme, May."

„Na gut, aber morgen skypen wir wieder und dann erzählst du mir, was bei deinem Liebesleben zurzeit so abgeht. Falls eins vorhanden ist. Gute Nacht!"

Mit diesen Worten legte sie auf und ich ließ mich wieder zurück in die Kissen sinken. May hatte mich nicht nur mitten in der Nacht geweckt, weil sie mir mitteilen wollte, dass sie mit ihrem Nachbar zusammen war, sondern hatte mich auch noch an Ashton erinnert, der mir sowieso nicht mehr aus dem Kopf ging.

Schlussendlich schlief ich wieder ein, mit dem Gedanken an diese sturmgrauen Augen, die unmöglich echt sein konnten, und die der Grund waren, warum mein Gehirn jedesmal einen Kurzschluss bekam, wenn ich ihn sah.



Als mein Wecker klingelte, sprang ich euphorisch aus dem Bett und zog mich an. Irgendein Gefühl sagte mir, dass ich heute einen Glückstag hatte.

Und tatsächlich, als ich aus der Haustür trat, schien die Sonne, weswegen ich meine Jacke zuhause ließ und in meinem weißen Top, einer kurzen Jeans und Sneakers losstiefelte, um zu der Bushaltestelle zu gelangen.

Ich kam pünktlich, stieg ein und bekam sogar noch einen Sitzplatz. Heute schien zur Abwechslung wirklich mal ein guter Tag zu sein.

In der Schule lief auch alles gut, bis jetzt verstand ich den Lehrstoff und kam super mit. In der Pause auf dem Weg in die Mensa stieß ich allerdings mit einem Mädchen zusammen, weswegen wir beide umfielen und die Bücher, die sie getragen hatte, verstreut auf dem Boden lagen. Irgendwann endete eben auch die längste Glückssträhne.

Bei dem Versuch, uns aufzurichten, stieß sie mir versehentlich ihren Ellenbogen in die Rippen und eine meiner Haarsträhnen verhakte sich im Knopf ihrer Bluse.

Nachdem ich meine Haare befreit hatte, half ich ihr, ihre Bücher aufzuheben und gab sie ihr. Erst jetzt hatte ich Zeit, sie zu mustern. Das Mädchen hatte schwarze Haare, die jedoch ombremäßig gefärbt waren. In Lila. Doch wieso nicht? Der Farbton ihrer Augen erinnerte mich ein wenig an den meiner Freundin May.

Ashton| ✓ #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt