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• Mi Gente - J. Balvin Willy William •

Ich riss die Tür des Klassenzimmers auf und sofort starten mich mindestens zwanzig Augenpaare sowie der Lehrer an. Ich schluckte.

„Miss Delia! Sie sind um ganze zwanzig Minuten zu spät! Am ersten Schultag! Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?", fragte er gefährlich ruhig und zog eine Augenbraue hoch.

„Ich ähm- habe länger gebraucht?" Ich klang eher fragend, ich wusste bereits, dass ich Ärger bekommen würde.

„Eine bessere Ausrede ist Ihnen wohl nicht eingefallen? Sie kommen am Ende der Stunde zu mir."

Ich nickte und setzte mich auf einen freien Platz. Den Rest der Stunde verhielt ich mich unauffällig, denn der Lehrer warf mir sowieso bereits misstrauische Blicke zu. Als ob ich so eine Rebellin wäre, die vorhatte, den Unterricht aufzumischen.

Als die Stunde vorüber war, trat ich langsam an das Lehrerpult.

„Miss Delia. Ich möchte, dass sie ein Referat darüber verfassen, was 'Charakter' bedeutet. Dazu werden sie Leute befragen und am Ende will ich auch ihre eigene Meinung in einem Aufsatz dazu hören. Das Referatthema passt sehr gut zum nächsten Unterrichtsstoff, weswegen ich verlange, dass sie es in zwei Monaten erledigt haben!"

Mit diesen Worten ließ er mich stehen und ich machte mich wutschnaubend auf den Weg zur Mensa. Ich kochte vor Wut, und das nicht nur innerlich.

Was bildete sich dieser Lehrer eigentlich ein? Nur weil ich einmal zu spät gekommen war, sollte ich jetzt so ein beschissenes Referat machen!

Ich war den gesamten restlichen Schultag sauer auf den Lehrer und kam schließlich immer noch schlecht gelaunt zuhause an.



„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" wollte meine Mutter wissen, als sie meine schlechte Laune bemerkte.

„Ich muss ein Referat machen. Weil ich zu spät gekommen bin. Und ich habe nur zwei Monate Zeit! Das schafft doch kein Mensch!" Oder zumindest kein so faules Wesen, wie ich es war.

„Um welches Thema geht es denn?", ließ meine Mutter meine wütenden Ausrufe unbeantwortet.

„Charakter. Wie Menschen den Begriff definieren. Ich soll dazu Leute befragen und am Ende noch meine eigene Meinung zu dem Thema schreiben. Ein noch langweiligeres Thema ist ihm wohl nicht eingefallen.", erwiderte ich und warf meinen Schulrucksack gereizt in eine Ecke.

„Wann willst du damit beginnen?"

„Natürlich heute noch, Mom! Ich will das blöde Referat so schnell wie möglich fertig haben!" Ob ich das wirklich schaffen würde, war die andere Sache.

Ich aß ungerührt den Chiasamen-Joghurt und sogar den Tomatensaft trank ich widerstandslos, weil ich mich gerade mehr über den Lehrer aufregte als über das Essen, welches ich wieder vorgesetzt bekam.

Fertig mit dem Essen holte ich mir Block und Stift und verließ die Wohnung. Ich beschloss, einfach bei den Häusern, an denen ich vorbeikam, zu klingeln, weil fast niemand auf der Straße war. Kein Wunder bei der Hitze.

Wäre der dämliche Lehrer nicht gewesen, dann hätte ich jetzt auch gemütlich in der klimatisierten Wohnung gesessen. Jedoch brachte das Gejammer jetzt auch nichts mehr und irgendwie hatte ich es mir auch selbst zuzuschreiben. Ich klingelte beim ersten Haus, an dem ich vorbeikam, frohen Mutes, das Referat schnell fertig zu bekommen.

„Guten Tag, ich muss für die Schule ein Referat vorbereiten und würde Ihnen gerne eine Frage-" Rums! Mit einem lauten Knall wurde mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Unglaublich freundlich, die Leute. Es fing schonmal echt gut an. Nicht.

Ashton| ✓ #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt