v e i n t e

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• Rockstar - Post Malone feat. 21 Savage •

„Oh mein Gott, was ziehst du nur an? Du hast einfach nichts, absolut nichts zum Anziehen! Wie kannst du nur so ruhig hier sitzen?! Komm schon, werde panisch, raste aus! Du hast nichts zum Anziehen!", schrie May herum und ich hockte auf meinem Bett.

Sie hatte meinen kompletten Kleiderschrank ausgeräumt und wühlte nun hysterisch in dem Klamottenberg.

„Noah hat dich damals auch verlassen, diesmal musst du besser aussehen!"

„May! Noah hat mich nicht wegen der Klamotten, die ich anhatte, verlassen, sondern weil er sich in eine andere verliebt hat! Komm mal runter, wir finden schon etwas."

Ich blieb ruhig, als ich mich neben sie auf den Boden kniete und in den Kleidern nach einem geeigneten Outfit für das Date mit Ashton heute Abend suchte. May führte sich jedesmal so auf, egal ob ich oder sie auf ein Date gingen. Ich war es also schon gewöhnt.

„Oh nein! Dieses Outfit ist absolut super-unmodern-schrecklich-total-grauenhaft-bescheuert! Wehe, du ziehst das an!", drohte mir May, als ich ihr das erste Outfit präsentierte.

So ähnlich lauteten ihre Antworten auch bei den nächsten fünf Outfits und ich verlor zunehmend die Hoffnung.

„Wenn das so weiter geht, dann gehe ich in Unterwäsche zum Date.", seufzte ich gespielt, doch May blickte mich schockiert an, bevor sie in meiner Unterwäsche wühlte.

„Nein, du hast keine passende! Nicht einmal eine mit Spitze! Du gehst nicht in Unterwäsche!", rief sie aus, offenbar war es für sie vollkommen normal, dass man in Unterwäsche zu einem Date ging, denn sie hatte meinen Witz vollkommen ernst genommen.

„Dann geh ich halt nackt.", lachte ich trocken. Ashton würde das sicher gefallen.

„Nein, deine Haut ist viel zu käsig und blass! Er muss ja denken, er geht mit einer Leiche aus! Wir müssen dringend ins Solarium!"

Oh Gott, May!

Als wir endlich ein Outfit gefunden hatten, mit dem May einigermaßen einverstanden war, war es bereits kurz vor 18 Uhr. Zum Glück hatte ich mir die Haare schön gemacht und MakeUp trug ich grundsätzlich nicht, nur ein wenig Wimperntusche.



„Also ist es wirklich in Ordnung für dich, wenn ich mit Ashton auf das Date gehe? Ich kann auch absagen.", vergewisserte ich mich bei May.

Sie riss die Augen auf. „Wenn du das Date meinetwegen absagst, dann schwöre ich dir, ist das der letzte Tag, an dem du auf Erden weilst!"

Ich nickte lachend und kurze Zeit später klingelte es auch schon. Ich machte auf und hörte May hinter mir keuchen. Ashton trug ein weißes Shirt von Calvin Klein, dass seine Muskeln betonte und eine Jeans, die verlockend tief auf seinen Hüften saß. Ich hatte mein schönstes Outfit an, doch neben ihm kam ich mir irgendwie schäbig vor. Allein seine Hose hatte vermutlich mehr gekostet, als alle Kleidungsstücke in meinem Kleiderschrank gemeinsam.

„Jetzt geh schon mit ihm mit, oder ich falle gleich über ihn her und betrüge Allesio!", drängte May und da eine derartige Äußerung bei ihr durchaus ernst zu nehmen war, verschwand ich hastig mit ihm.

„Deine Freundin May ist aber nicht aus der Psychiatrie entflohen, oder?", fragte Ashton mich, als wir schließlich im Auto saßen und irgendwohin fuhren.

„Natürlich nicht! Zumindest hat sie mir nichts davon erzählt...", fügte ich noch hinzu und tat so, als würde ich überlegen, ob das nicht tatsächlich sein könnte.

„Nicht dein Ernst? Die war in der Psychiatrie?!", stieß Ashton erschrocken aus.

„Hahaha, nein. Sie war nicht in der Psychiatrie.", stellte ich lachend klar. Unglaublich, dass er sie wirklich unheimlich fand, wobei ich zugeben musste, dass May in ihrer Art schon öfter Leute, die sie nicht kannten, verunsichert hatte. Erleichtert seufzte Ashton und ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken.

Wir hielten vor einem kleinen, unscheinbaren Laden, der in der Dämmerung lag und nicht aussah, als hätte er geöffnet, und ich sah Ashton fragend an. Wollte er mich umbringen? Dafür hätte er auch einen kreativeren Ort wählen können.

„Der Laden ist nicht unser Ziel, sondern das dahinter." Er stieg aus und ich folgte ihm zögernd den Weg entlang, der hinter den Laden führte. Ich hoffte, er verfolgte nicht wirklich den Plan, mich zu exekutieren.

Staunend blieb ich stehen. Vor mir lag eine große, gepflegte und gut beleuchtete Wiese.

„Minigolf!", schrie ich begeistert. Ich konnte dies zwar nicht und hatte es auch noch nie gespielt, aber weiße Kugeln in Löchern zu versenken konnte ja wohl nicht so schwer sein.



„Verdammt, wieso geht die scheiß Kugel nicht in das Loch?! Wieso kann ich das nicht? Das kann doch nicht wahr sein, so dumm bin ich doch auch wieder nicht!"

Genau dies sagte ich gerade einmal dreißig Minuten später. Ashton stand lachend daneben und machte nicht einmal den Anschein, als würde er mich beruhigen wollen. Während ich den Ball nicht einmal mit zwanzig Schlägen ins Loch befördern konnte, brauchte Ashton höchstens drei.

Vorhin hatte er mir kurz die Regeln des Spiels erklärt, wobei ich immer noch nicht ganz kapiert hatte, worum es ging. Man hatte sechs Schläge, um den Ball durch die Bahn in das Loch zu befördern, jeder Schlag war ein Punkt und der Spieler mit den wenigsten Punkten am Ende hatte gewonnen. Mehr hatte ich nicht kapiert.

„Sieh her, du musst dich auf dein Ziel, also das Loch, in das der Ball reinrollen soll, fixieren.", meinte Ashton und machte es mir vor.

Ich nahm ihm den Schläger aus der Hand und versuchte es ebenfalls, jedoch landete der Ball einige Meter weiter rechts von der Bahn. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare, die Frisur hatte ich sowieso bereits nach den ersten fünf Minuten ruiniert. May wäre entsetzt.

„Delia! Nicht so aggressiv auf den Ball eindreschen." Er holte den weißen Ball und kam wieder zu mir. Eins musste man ihm lassen, er war ein geduldiger Lehrer. Und er gab nicht auf, obwohl schon lange klar war, dass bei mir Hopfen und Malz verloren war.

Verständnislos sah ich ihn an. Mit einem Seufzer stellte er sich hinter mich, lege seine Hände über meine und erklärte mir, wie ich mit dem Schläger ausholen sollte, damit der Ball nicht meterweit durch die Luft flog.

Ich konnte mich jedoch überhaupt nicht auf seine Erklärung konzentrieren, denn seinen Oberkörper an meinen Rücken gepresst zu spüren, seine Hände auf meinen und seine raue, wohlklingende Stimme lenkten mich total ab.

Als er mir dann auch noch: „Schöne Aussicht von hier." ins Ohr hauchte, verlor ich vollends die Kontrolle über meinen Körper. Er konnte von hinten nämlich perfekt in meinen Ausschnitt gucken. Meine Knie wurden weich, meine Wangen röteten sich und mein Körper fing an zu kribbeln, als stünde er unter Strom.

Ruckartig ließ ich den Schläger fallen, drehte mich zu ihm um und küsste ihn stürmisch. Er lachte in den Kuss hinein und erwiderte ihn. Zufrieden seufzte ich. Auch wenn das mit dem Minigolf spielen nicht so wirklich geklappt hatte, war es dennoch ein wunderschönes Date. Doch ich fand sowieso alles toll, was mit Ashton zu tun hatte.

„Und morgen holen wir deinen geretteten Hund.", flüsterte Ashton grinsend und ich schmolz endgültig dahin wie Eis in der Sonne.

Ashton| ✓ #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt