Eine Woche später
~ Beverly Hills, Los Angeles / 26. Oktober 2016 / 2.03 pm ~
„Unser nächster Gast ist eine zwanzigjährige Schauspielerin, deren Hollywood-Debüt wir Februar nächsten Jahres bewundern können. Sie kommt aus Deutschland und ist bekannt für ihr feuerrotes Haar", James Cordens betonte das Wort so auffällig, dass nicht mal das gedämpfte Lachen zeigen musste, dass jeder diese Anspielung verstand.
„Begrüßen wir Willow Sanders in unserer Show."
Ich zwang gerade rechtzeitig meinen Finger von meinen Lippen, an dem ich nervös geknabbert hatte, als der Mann neben mir das Zeichen gab und der Vorhang zur Seite gezogen wurde. Automatisch lächelte ich, ließ meine Ohren sich einen Moment an den Applaus gewöhnen, bevor ich langsam die Treppe hinunter ging.
Während die Gäste, die die Plätze am Gang ergattert hatten, ihre Arme ausstreckten, damit ich sie wie bei irgendwelchen Sportshows abklatschen konnte, hatte ich nur einen einzigen Gedanken in meinem Kopf: Bitte nicht hinfallen, bitte nicht hinfallen, bitte-
Keine Ahnung, ob die Kameras, die jeden einzelnen Schritt von mir verfolgten, es mit aufzeichneten, aber mir kam ein kleiner, aber sehr erleichterter Seufzer, als meine schwarzen Boots die letzte Stufe überwand. Zu früh, denn dadurch übersah ich die letzte Hürde, welche zu dem Podest mit der Coach führen sollte und stolperte.
„Na hoppla", geschickt griff James Corden nach meinem Unterarm und verhinderte so, dass ich mich der Länge nach hinlegte. „Glamouröser Auftritt", entwich mir, doch blieb das Lächeln auf meinen Lippen, als ich (ganz nach Hollywood-Style) rechts und links ein Küsschen auf James Wange hauchte.
Während er lachte, versuchte ich mich an alle Dinge zu erinnern, die Johan (und diverse Frauen aus der Maske, an deren Namen ich mich nicht einmal mehr erinnern konnte) mir eingetrichtert hatten und auf die ich hundertprozentig achten sollte, wann immer ich in die Nähe einer Kameralinse kam.
Nicht den Rücken zur Kamera drehen, nicht stottern, spucken, nicht an den Fingernägeln kauen, freundlich sein, lächeln – aber nicht zu viel und auf keinen Fall so, dass es angespannt und verkrampft wirkte.
Lärm ertönte hinter mir und ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass ich zumindest die Lacher schon auf meiner Seite hatte. Ein kleiner Trost, aber es gab deutlich schlimmere Dinge. Nur eine Stunde. Nur eine Stunde, dann hast du das hier geschafft.
„Darf ich dir Ewan McGregor vorstellen?", James deutete auf den Mann, der sich gerade von der Coach erhoben hatte, als wir näher traten. „Ihr kennt euch doch noch nicht, oder?" Innerlich lachte ich beinahe hysterisch über diese Aussage. Nein, nein, wir kannten uns definitiv noch nicht. Das würde ich wissen, denn dann wäre ich mit Sicherheit nicht so nervös.
„Nein", der schottische Akzent direkt neben meinem Ohr, als er sich zu den Wangenküsschen etwas zu mir herabneigte, beruhigte mich etwas, auch wenn die falsche Vertrautheit nichts war auf das ich mich in diesem Fall verlassen konnte. „Daran würde ich mich auf jeden Fall erinnern."
„Wegen meiner unübersehbaren Eleganz?", ich grinste und ließ mich viel zu schwungvoll auf die Matratze plumpsen, dass ich beinahe Johan mahnend meinen Namen sagen hörte und das obwohl er bestimmt zehn oder zwölf Meter weiter hinten gut versteckt hinter dem Set und den vielen Kameras stand.
„Vorsichtig, Ewan. Darauf erwiderst du am besten nichts. Also", James klopfte mit den Notizkarten auf seinen Oberschenkel, „erst einmal muss ich dir eine Frage stellen, auch in der Gefahr unhöflich zu wirken." Angespannt zog ich die Augenbrauen nach oben und schlug die Beine übereinander, damit ich nicht zu auffällig mit dem Knie wackelte.
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Trust Me - n.h [beendet]
Fanfiction»Nette Menschen überleben in Hollywood nicht. Glaub mir, ich muss das wissen. Immerhin war ich mehr als ein Jahr mit einem Typen zusammen, der täglich mit jemand anderem nach Hause gegangen ist.« - Willow Sanders, 4. Juni 2017 Als deutsche Schauspie...