Kapitel EINUNDZWANZIG

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~ Dublin / 23. Juni 2017 / 2.42 pm ~

Mit Niall in Dublin zu sein, war in etwa so, wie mit der Queen durch den Vorgarten vom Buckingham Palace zu spazieren: Es war absolut unmöglich unentdeckt zu bleiben. Am Anfang fand ich das ziemlich gewöhnungsbedürftig, jetzt war es eigentlich nur noch amüsant. Nachdem die Fähre angekommen war, gingen wir zu Nando's essen – danach zeigte er mir, aufgeregt wie ein kleines Kind, den Ort, an dem er damals für X-Factor vorgesungen hatte.

In Temple Bar, einem sehr bekannten Viertel in Dublin, verfolgte uns eine kleine Gruppe Fotografen, die jedoch deutlich freundlicher waren als in LA. Ein junger Mann animierte uns mit sehr viel Einsatz, bestimmte Posen einzunehmen und vielleicht sogar ein kleines Küsschen vor einem kleinen Haus – Doch wir lachten nur.

Niall legte den Arm um meine Hüfte und murmelte immer wieder kleine Scherze in mein Ohr oder zupfte an einer Haarsträhne um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, während wir die schnuckeligen kleinen Straßen entlang liefen. Obwohl wir nicht eine Sekunde wirklich für uns waren, hatte ich einen Heidenspaß. Innerhalb von zwei Stunden kamen bestimmt fünfzig Nachrichten auf unseren Handys an, als die Bilder durch die Welt geisterten.

Während ich Emmas Nachricht sofort beantwortete und den Chat in der Gruppe vom Fire-Cast laut vorlas, war Niall sehr konsequent dabei, sein Handy zu ignorieren. Als zum unzähligen Mal die Melodie aus seinem Handy ertönte, gerade als er an eine Gruppe Schülerinnen Autogramme verteilte, zog ich es kurzerhand aus seiner Hosentasche und warf einen Blick auf das überfüllte Display.

Die meisten Namen kannte ich nicht, auch wenn ebenfalls Nachrichten von Louis, Harry und Liam mit dabei waren – in einer Gruppe, die einen wirklich eigenartigen Namen besaß. Kurzerhand entsperrte ich sein Handy (ja, auch ich hatte mir mittlerweile seinen Pin gemerkt) und antwortete auf die wilden Nachrichten die darin aufgetaucht waren: Niall ist wild entschlossen, jede Technologie heute zu ignorieren.

Innerhalb von Sekunden kamen von allen drei Jungs Nachrichten, die mich zum Kichern brachten. Das Grinsen auf meinen Lippen vertiefte sich, als warme Hände sich in meine geöffnete Jacke und unter den weiten Pullover mogelten, der knapp über dem Hosenbund aufhörte. „Kurbeln wir die Gerüchteküche noch weiter an, Mr Horan?", murmelte ich belustigt, als er mich auf diese Weise an seinen Körper zieht.

Ohne von seinem Handy aufzusehen, spürte ich sein Grinsen an meiner Schläfe und den Atem an meinen Wimpern, als er leise antwortete: „Nur weil Sie es zulassen, Miss Caster." Ich runzelte die Stirn und blinzelte zu ihm auf, während eine weitere Nachricht von Louis eintraf. „Willow Caster bin ich nur noch in Linger, Niall."

Da machte ich mir keine Illusionen. Das kleine naive Mädchen mit den großen Träumen hatte ich zurückgelassen, als ich für Fire das erste Mal nach LA geflogen war. Extra und vollen Bewusstseins. Für das hier. Für die Tatsache, dass uns gerade bestimmt ein Dutzend Menschen durch die Linsen ihrer Kameras beobachten.

„Das stimmt nicht. Du bist Low Caster für jeden deiner Freunde. Und für mich", Nialls Griff wurde fester. „Oder etwa nicht?" Ein kleines bisschen Misstrauen – das ich sehr wohl verdient hatte, wenn man sich an die letzten Wochen erinnerte.

Seufzend ließ ich meine Stirn nach vorne an seine Brust sinken. „Du bringst alles durcheinander, Niall. Das weißt du, oder?"

„Ein bisschen Chaos hat noch niemandem geschadet", erwiderte er ernst und legte eine Hand an meine Wange, damit ich ihn anschauen musste. „Keine halben Sachen mehr, Low." Seine strahlend blauen Augen blitzten mich bedeutungsvoll an – für einen Moment glaubte ich, dass er mich Küssen würde, die Freude, ja, das Verlangen überkam mich mit einer Flutwelle, die mich selber überraschte.

Trust Me - n.h [beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt