Zwei Tage später
~ Kings Cross, London / 4. Februar 2017 / 9.48 am ~
Im Nachhinein war ich überrascht wie gut Nialls sogenannter Plan funktionierte. Beziehungsweise, wie lange. Am Donnerstag Abend besuchten wir Madame Tussaud's, was auf meiner London-To-Do-Liste auf Platz Zwei gestanden hatte – ich war überrascht, dass Niall das von Silvester noch behalten hatte.
Niemals hätte ich damit gerechnet, dass wir einen so gut besuchten Touristenmagnet besuchen konnte, ohne von irgendwem angesprochen zu werden. Aber offensichtlich bekam man als Wachsfigur-Double so eine Art Bonus, denn als wir dort ankamen wurden wir von einer Angestellten durch den Hintereingang in das Gebäude geführt, fünf Minuten bevor es offiziell schließen würde und die Kasse eigentlich schon zugemacht hatte.
Neben ein paar Besuchern, die gemächlich durch die Gänge geschlendert waren, konnten wir ziemlich alleine alles ganz genau ansehen. Es war einfach der Hammer. Danach war ich noch so aufgedreht, dass wir noch die halbe Nacht aufgeblieben waren.
Statt am nächsten Morgen den Tower of London zu besuchen, wie Niall es eigentlich geplant hatte, blieben wir den ganzen Tag über zu Hause. Ich war als er erster aufgestanden (ja, auch das konnte passieren) und hatte mich irgendwann kurz nach Elf rüber in sein Zimmer geschlichen. Leider konnte ich ihn nicht überraschen, als ich mich schwungvoll auf die Matratze geworfen hatte. Er hatte einfach einen viel zu leichten Schlaf und schon wach geworden war, als ich die Zimmertür geöffnet hatte.
Dafür hatte er mich überraschen können, als er erst so getan hatte, als würde er noch schlafen und sich dann blitzschnell zur Seite drehte und mich mit einer Kitzelattacke überfiel. Er wollte erst aufhören, als ich atemlos um Gnade bettelte. Danach blieben wir mehrere Stunden nebeneinander im Bett liegen und redeten. Dadurch erfuhr ich auch, dass das Zimmer, in dem er momentan schlief, eigentlich Willie gehörte (die Uni-Bücher auf dem Schreibtisch hatten ihn verraten).
Er hatte für die Zeit meines Aufenthaltes mit ihm getauscht, weil er dachte, dass ich mich im Gästezimmer wohler fühlen würde, wenn kein, mehr oder weniger fremder Typ, direkt nebenan schlief. Ich protestierte natürlich sofort, immerhin war ich kein kleines Mädchen mehr, aber als wir ein paar Minuten später mit einer Mischung aus Toast, warmen Bohnen, Cornflakes und kalter Pizza auf dem Bett brunchten (Frühstück konnte man das wirklich nicht mehr nennen), bedankte ich mich trotzdem leise bei ihm.
Aus reiner Höflichkeit, natürlich.
Zu sagen, dass wir den ganzen Tag das Apartment nicht verließen, wäre übertrieben gewesen. Ich glaube, Niall brachte irgendwann das Paket nach unten, dass zwei Tage zuvor für die Nachbarin abgegeben wurde. Sie war wohl Pilotin, häufig unterwegs und liebte Zalando, was für Willie einen Anlass gab, bei jedem zweiten Mal aufzuschreien, wenn es an der Tür klingelte.
Er nahm den Werbespot offensichtlich viel zu ernst.
Am Abend hatten wir uns schließlich doch nochmal auf den Weg gemacht und das British Museum besucht, bevor wir zusammen kochten – was sich als ziemlich lustig herausstellte. Irgendwann rief ich Di an, weil wir uns irgendwo zwischen Salz, Curry und viel zu harten Spaghetti in der Pfanne verlaufen hatten.
Sie holte irgendwann noch Katie dazu, die meine kleine Nichte Maya auf dem Schoß hielt. Die fast fünfjährige Prinzessin war so begeistert von Niall, dass sie bei jedem Wort, dass er sprach, in die Hände klatschen musste, auch wenn sie nur eine Handvoll Wörter auf Englisch kannte. Die Kommunikation stellte sich also als sehr lustig heraus.
Um es kurz zu machen: Es lief alles viel zu reibungslos.
Wahrscheinlich hätte ich ahnen sollen, dass jemand wie Ich hinter unser kleines Versteckspiel kommen würde. Jemand, der morgens um 9 Uhr 30, direkt bei Eröffnung der British Library auf der Türschwelle stehen würde, mit tiefen Ringen unter den Augen und alle fünf Sekunden gähnend.
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Trust Me - n.h [beendet]
Fanfiction»Nette Menschen überleben in Hollywood nicht. Glaub mir, ich muss das wissen. Immerhin war ich mehr als ein Jahr mit einem Typen zusammen, der täglich mit jemand anderem nach Hause gegangen ist.« - Willow Sanders, 4. Juni 2017 Als deutsche Schauspie...