Kapitel NEUN

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Am nächsten Morgen

~ Linger, Nahe Oberhausen / 5. Februar 2017 / 5.30 am ~

Ich wachte auf, weil mein Kopfkissen vibrierte.

Wer sagte, dass Familienfeiern einen nicht total ausknocken konnten, der hatte noch nie einer Feier der Familie Müller-Caster beigewohnt. Nachdem wir um Halb Zwölf das Restaurant verlassen hatten, wurde die Party noch ins Wohnzimmer verlegt, was das ganze zwar deutlich leiser werden ließ (Maya schlief oben), aber nicht weniger lustig machte.

Ich glaube, ich hatte es erst so um halb Drei aufs Zimmer geschafft. Das wiederum bedeutete, dass ich (ein kleiner Blick zu dem Wecker auf dem Schreibtisch neben meinem Bett und ich verzog das Gesicht), nur knapp drei Stunden geschlafen hatte.

„Wenn das nicht wirklich wichtig ist, Johan, kannst du dir schon mal dein Grab schaufeln", grummelte ich, das Gesicht noch halb im Kopfkissen vergraben. Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille, auch wenn ich deutlich jemanden schwer atmen hören konnte. Ich rollte mich auf den Rücken und stieß mir dabei den Ellenbogen an der Wand.

Meine erste Handlung nach meinem Anzug war es gewesen, ein größeres Bett zu besorgen. Diese Entscheidung würde wohl jedes Mal auf mich zurückkommen, wenn ich nach Hause kommen würde. „Johan?", ich rieb mir die schmerzende Stelle und legte dabei den Kopf zur Seite, sodass das Handy nicht von meinem Ohr rutschte.

Hier ist Caleb."

Überrascht hielt ich inne. „Cal?" Meine Augenbrauen rutschten zu meinem Haaransatz, aber ich hielt die Augen geschlossen, weil es in meinem Zimmer sowieso noch total dunkel war. Mein Gehirn brauchte eine Weile, um von Deutsch wieder auf Englisch umzupolen - es war einfach viel zu früh. „Was ist los?"

Ihr seid erwischt worden."

Ein Gähnen unterdrückend tastete ich auf dem Schreibtisch neben meinem Bett nach der Nachttischlampe. „Wobei?", ich kniff die Augen zusammen, als mich das grelle Licht blendete. Meine Güte, dieser Moment weckte Erinnerungen. Und dabei hatte ich nicht nur die Schule bereits vor drei Jahren erfolgreich beendet, sondern es war auch noch Sonntag. Das letzte Mal, dass ich Sonntags um diese Uhrzeit schon wach gewesen war, hatte unser Hund Darwin Durchfall und Papa Notdienst.

Tolles Erlebnis.

Du und Niall", langsam erkannte ich Cals gereizten Unterton. „So weit ich das erkennen kann, in irgendeinem Buchladen oder so, gemeinsam mit einer Gruppe Mädchen. Die Sun und der Daily Mirror haben es schon gepostet. Die New York Post wird wahrscheinlich bald folgen."

Ich fuhr mir durchs Gesicht und setzte mich langsam auf. „Die Sun?"

Ja, die Sun, Willow", er redete mit mir, als wäre ich geistig behindert. Ich runzelte die Stirn und versuchte irgendwie meine Gedanken zu sortieren, während Cal einfach weiter sprach: „Es sind bereits die ersten Fragen gestellt worden, die ich nicht beantworten konnte. In einem Live-Interview. Hast du eine Ahnung, wie wir jetzt dastehen? Hast du eine Ahnung, wie ich jetzt dastehe?"

Ich schluckte hart. „Nein."

Tja, ich weiß es auch nicht", ein Poltern ertönte und Tonys Stimme ertönte gedämpft im Hintergrund. „Margret und Johan versuchen so schnell wie möglich Schadensbegrenzung zu betreiben. Und es wäre wirklich hilfreich, wenn du deinen Boyband-Schönling auch zu einer Kooperation überreden könntest."

„Caleb, jetzt sei bitte nicht unfair", ich schob die Bettdecke zur Seite und ließ die Beine von der Bettkante baumeln. „Er kann wirklich nichts dafür. Er hat nichts weiter getan, als mich zu begleiten und das kannst du ihm wirklich nicht vorwerfen."

Trust Me - n.h [beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt