Kapitel SIEBEN

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Eine viel zu kurze Nacht später

~ South Kensington, London / 2. Februar 2017 / 5.53 am ~

Ich bekam beinahe einen Herzinfarkt, als Nialls Cousin Willie am nächsten Morgen plötzlich in der Küchentür auftauchte. Es war einer von diesen Momenten, wo man das Gefühl hatte, alles würde in Zeitlupe gehen und man trotzdem nichts verhindern konnte. 

Mit einem unnatürlich lautem Scheppern kamen die drei Wassergläser auf den schönen weißen, und vor allem bisher unversehrten, Fliesen auf und zerbarsten in hunderte einzelne Stücke. In dem Versuch das Unglück aufzuhalten, riss ich mir einen Kopfhörer aus dem Ohr und das Handy beinahe aus der Jackentasche, sodass es nur noch an den Kabeln baumelte. 

„Ach du meine Güte", geschockt starrte ich auf meine nackten Füße und dann zu Willie, der mindestens genau so überrascht war mich zu sehen. Er sah aus, als wäre er sich nicht ganz sicher, ob er lachen oder die Polizei rufen sollte.

Wahrscheinlich nicht ganz unklug. Wer wusste schon, wie viele Fans auf dieser Welt alles dafür geben würden, in Niall Horans Wohnung zu kommen. Wahrscheinlich hatte er schon die verrücktesten Dinge beobachten dürfen. 

Da ich jedoch immer noch nur mein Nachthemd unter der Jacke trug und definitiv nicht sonderlich viel wert auf einen frühmorgendlichen Ausflug in die Eiseskälte von London legte, war es wahrscheinlich nur verständlich, dass die ersten Worte, die ich zu Nialls Cousin sagte, in etwa so lauteten: „Ich bin Low." 

Überfordert und mit einer Stimme gesprochen, die ich seit irgendwann um Mitternacht nicht mehr gebraucht hatte. Zugegeben, es war nicht gerade ein Ausbruch meiner unglaublichen Kreativität, aber was hätte ich auch sagen sollen?

Immerhin entschied er sich jetzt fürs Lachen. Prustend brachte er bruchstückhaft die Aufforderung über die Lippen, dass ich mich ja nicht bewegen sollte. Er würde irgendwas holen zum Aufsammeln der Scherben – ich konnte nicht genau verstehen, was. Es war kurz vor sechs Uhr morgens und ich war schon seit fast zwei Stunden wach, da litten manchmal meine englisch Sprachkenntnisse etwas (Dawn konnte ein Liedchen davon singen). 

Außerdem herrschten noch erschwerte Bedingungen, weil er immer wieder zwischen den Worten losprusten musste. Mir war nicht ganz klar, was jetzt genau so lustig war, aber selbst mit nur viereinhalb Stunden Schlaf, sah ich ein, dass eine Scherbe im Fuß alles andere als schön wäre.

Also blieb ich ganz ruhig stehen und versuchte mich so wenig wie möglich zu bewegen, während die unzähligen Teile der Gläser am Boden im Schein der Deckenlampe funkelten. Willie kam wieder – ich ging jetzt mal einfach davon aus, dass es Willie war, weil er offensichtlich einen Schlüssel hatte und Niall immer noch schlief.

„Was ist denn hier los?" Oder auch nicht.

Mit einem verlegenen Lächeln sah ich zur Seite, wo Niall im Türrahmen stand und sich mit einem Gähnen durch die zotteligen Haare fuhr. Er trug sein T-Shirt falsch herum, sodass der Waschzettel an der Seite raushing, und auf seinem Gesicht war ein Abdruck seines Kopfkissens. Er sah so niedlich aus, wie er die Augen zu einem schmalen Strich zusammengekniffen hatte und halb die Hand erhob, um sich vom Deckenlicht abzuschirmen. 

„Mir sind ein paar Gläser runtergefallen", ich kaute schuldbewusst an einem Fingernagel und versuchte angestrengt, gezielt in sein Gesicht zu sehen. „Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe." Er trat um die Insel herum, sodass er seinen Cousin zu meinen Füßen sehen konnte, wie er versuchte das Desaster wieder in Ordnung zu bringen. 

„Ich bin wahrscheinlich nicht ganz unschuldig", Willie stand auf und entsorgte die erste Schaufel Scherben in den Müll. Er schlug Niall gegen die Schulter, als wäre es ihm egal, dass wir seinen Cousin um diese Uhrzeit aus dem Bett geschmissen hatten. „Du hast mir nicht gesagt, dass sie so schreckhaft ist."

Trust Me - n.h [beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt