~ Hollywood, Los Angeles / 26. Februar 2017 / 8.53 am ~
Mein erster Anruf blieb unerwidert. Eine mechanische Stimme forderte mich auf, nach dem Piepton eine Nachricht zu hinterlassen, doch ich legte auf, bevor sie zu Ende sprechen konnte. Stattdessen wollte ich ihm eine WhatsApp schicken, doch nachdem ich schließlich zum fünften Mal den Text gelöscht hatte, rief Nic nach mir.
Wir wurden mit schwarzen Wagen zu dem Privatflugzeug gefahren, dass man für den Flug nach New York für den gesamten Cast gemietet hatte, doch die einzigen, die diesen Luxus wirklich zu würdigen wussten, waren Alessandra, Freddie und Jack. Die anderen hatten so gut wie alle einen Kater; Ed machte sich auf zwei Sesseln breit und war eingeschlafen, noch bevor das Flugzeug die Reisehöhe erreicht hatte.
Ich sah Alice, die Fires Freundin Mila spielte, an einem der Tische sitzen und sich im Halbschlaf von Jack beim Schach fertig machen. Cal hatte sich die Kopfhörer seines iPhones über die Ohren gezogen und schloss die Augen, aber da seine Finger sich hin und wieder im Rhythmus bewegten, ging ich davon aus, dass er noch nicht eingeschlafen war.
Ich versuchte bestimmt eine Stunde lang, mich erfolglos in mein neues E-Book zu vertiefen, doch da ich meine Kopfhörer vergessen hatte, gab es immer etwas was mich ablenkte, und waren es nur Gesprächsbrocken von Neil und Freddie, die sich einige Reihen entfernt leise unterhielten.
Irgendwann gab ich auf und legte mein Kindle aus Seite. Die Sicht aus dem Fenster war reichlich unspektakulär; es war weiß und grell, aber komplett ohne Konturen. Ich starrte trotzdem hinaus, bis sich jemand neben mich auf den freien Platz schob und eine Flasche Wasser vor meinen Platz stellte.
„Es gibt auch Bier", erklärte Nic und grinste mich an, als ich zu ihm hinüber blinzelte. „Aber dafür ist es vielleicht doch ein bisschen früh. Trotzdem dachte ich, dass du vielleicht ja...ein bisschen reden möchtest? Ich kann manchmal ganz gut zuhören."
Ich presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
Er schwieg eine Weile und ließ mich einfach für ein paar Minuten aus dem Fenster starren, dann öffnete er die Packung Gummibärchen im handlichen Flugzeugformat und streckte sie mir entgegen. „Komm schon, Low. Sprich mit mir. Wenn einer hier Erfahrungen damit hat, jemanden zu lieben, aber wegen des Jobs nicht mit ihm zusammen sein zu können, dann bin ich das."
Das überraschte mich dann doch genug, dass ich mich ihm jetzt doch zuwandte: „Achja?" Nach einem kurzen Zögern nahm ich doch etwas aus der Tüte. Es konnte doch nichts schaden, mich etwas mit ihm zu unterhalten. Wir würden sowieso noch drei Stunden in diesem Flugzeug verbringen müssen und eine Unterhaltung könnte meine Gedanken vielleicht etwas ablenken.
„Ich wusste schon, dass ich Georgia heiraten würde, da war ich neunzehn", Nic strich sich über die Haare und runzelte die Stirn. „Damals hatte sie einen Freund und war absolut nicht interessiert an einem kleinen Jungen mit viel zu großen, unrealistischen Träumen, der ihr stockbesoffenen seine große Liebe gestand."
Meine Mundwinkel zuckten. Irgendwie konnte ich mir diese Situation ziemlich gut vorstellen und das, obwohl ich nur den großen Nicholas James kannte, der eine Rolle bei den Vampire Diaries gehabt hatte. Als ich ihn das erste Mal treffen durfte, war ich so nervös gewesen, dass ich nicht ein Wort herausgebracht und stattdessen die Hälfte des Geschirrs vom Tisch fegte, als ich so schnell wie möglich vom Stuhl aufstehen wollte.
Er hatte sich nur lächelnd neben mich auf den Boden gehockt und beim Aufräumen geholfen. Von Anfang an, war er nichts anderes als außergewöhnlich nett und freundlich gewesen, trotzdem hatte ich eine lange Zeit lang absolut keine Ahnung, wie ich mich in seiner Nähe benehmen sollte. Mich mit Caleb anzufreunden, war so leicht gewesen, wie nichts sonst hier in Amerika. Es hatte einfach funktioniert.
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Trust Me - n.h [beendet]
Fanfiction»Nette Menschen überleben in Hollywood nicht. Glaub mir, ich muss das wissen. Immerhin war ich mehr als ein Jahr mit einem Typen zusammen, der täglich mit jemand anderem nach Hause gegangen ist.« - Willow Sanders, 4. Juni 2017 Als deutsche Schauspie...