Kapitel ZWEIUNDZWANZIG

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~ Mullingar / 24. Juni 2017 / 5.53 pm ~

Nialls Familie war fantastisch. Wirklich fantastisch. In manchen Situationen war ich so überrascht, dass ich erstarrt wie eine Salzsäure dastand, wenn Mr Horan mich mit einem fröhlichen, breiten Lächeln (dass mich wirklich sehr an seinen Sohn erinnerte) dazu aufforderte, mich doch ein bisschen mit ihm zu unterhalten.

Seine Schwägerin Denise nahm mich in den Arm, als hätten wir uns seit Ewigkeiten mehr gesehen und ihr Mann ärgerte seinen Bruder damit, dass er doch endlich mal jemanden nach Hause bringen würde. Niall sprühte beinahe über vor Freude, sodass ich beinahe Sorge hatte, er würde uns noch durch die Decke springen. Auch wenn er sich darüber beschwerte, sein Neffe würde nur noch Augen für mich haben, machte es den Eindruck als wäre er unglaublich stolz, wann immer jemand mich als seine Freundin betitelte.

Als er beim Abendessen unsere Pläne für die nächsten Tage verkündete, brachte er jeden am Tisch zum Lachen. „Du wirst Willow noch überfordern, Sohn", brummte Bobby vergnügt, während er sich noch eine gründliche Portion nachnahm, als wir alle bereits alle fertig mit Essen waren. Jetzt war auf jeden Fall klar, woher Niall seine guten Appetit nahm.

„Er musste bereits einen ganzen Abend mit meiner Familie verbringen", warf ich ein und schüttelte lächelnd den Kopf, „Da werde ich ein paar Tage mit seinen Freunden wohl hinkriegen." Niall war saß nahe genug neben mir, dass sein Arm auf meiner Stuhllehne ruhen konnte, deswegen spürte ich ihn neben mir lachen.

„Bist du dir sicher?"

„Mit uns Iren ist nicht zu Spaßen, Low", unterstützte Greg seinen Bruder und nahm einen Schluck Bier. Ich sah ihn einen Moment stumm erstarrt an und schaute dann überrascht zu Niall. „Oh Gott, du bist Ire?" Einen kurzen Moment herrschte Schweigen am Tisch, dann schüttelte ich lachend den Kopf und die Anderen stimmten mit ein.

„Du bist lustig", stellte Theo mit ernster Stimme fest, als würde er damit das Geheimnis der Welt verkünden. „Vielen Dank." Ich versuchte ein ernstes Gesicht zu machen, während Nialls Hand vergnügt meinen Oberschenkel auf und ab fuhr. Ohne zu ihm zu sehen, fing ich sie ab, als sie einen Punkt erreichte, der am Esstisch seiner Familie definitiv nicht mehr angemessen war. Er unterdrückte erneut ein Lachen.

„Aber du redest ein bisschen komisch."

„Theo", mahnte seine Mutter mit gerunzelter Stirn und schüttelte mit dem Kopf, als er daraufhin mit den Schultern zuckte, als würde er „Ist doch so" erwidern wollen. „Ich finde, du redest auch komisch", erwiderte ich mit einem imitierten irischen Akzent und machte eine Grimasse. „Soll ich lieber so sprechen?" Nachdem ich sehr viel Zeit mit Amerikanern verbracht hatte, konnte ich sie noch am besten nachahmen.

Theos Gesicht hellte sich auf. „Das klingt lustig. Onkel Niall kann das auch."

„Ja", ich zupfte unterm Tisch an Onkel Nialls Zeigefinger, weil ich es einfach so niedlich fand, wie stolz sein Neffe von ihm sprach. „Nur verdiene ich damit meine Brötchen, während dein Onkel nur ein bisschen auf der Gitarre herumklimpern muss, bis-" Ich lachte erschrocken auf, als ein Finger sich in meine Seite bohrte und stieß dabei das – Gott sei Dank leere – Glas an meinem Platz um.

Trotzdem stand ich auf und brachte mich hinter dem Stuhl in Sicherheit, während Niall mit einem unschuldigen Grinsen in die Runde schaute. „Was denn?" Ich rollte mit den Augen und stützte den Arm auf die Lehne, um in einer gespielt anhimmelnden Geste zu ihm zu schauen. „Du hast Recht, Liebling", verkündete ich und blinzelte auffallend häufig mit den Wimpern.

„Und wobei?" Das Funkeln in seinen Augen verriet, wie überrascht er war, dass ich ihn vor seiner Familie Liebling nannte. Und das er es mochte. Ich zuckte mit den Schultern und warf ihm einen schelmischen Blick zu: „Damit, dass du überhaupt nicht schauspielern kannst." Damit wollte ich mich umdrehen, doch er ließ mich nicht davonkommen und schnappte sich meine Hüfte.

Trust Me - n.h [beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt