Zwei Monate später
~ Hollywood, Los Angeles / 31. Dezember 2016 / 11.32 pm ~
Es hatte viel zu lange und viel zu viel Mut bedarf, die ganzen Nebentüren im Boulevard3 abzuklappern, bis ich einen Raum gefunden hatte, in den ich mich unbemerkt verstecken konnte – und viel zu kurz, bis Caleb mich darin entdeckte.
Ich war ja der festen Überzeugung, dass er irgendwie so eine Art Peilsender besaß, wenn es darum ging, mich in meinen Schmollecken aufzutreiben - selbst wenn er schon vor zehn Uhr so betrunken war, wie Mark Morrison, als er seine beste Freundin und Hausziege in den Pool warf, der festen Überzeugung, sie wollte im Hochsommer eine Erfrischung genießen (es war Winter).
(In diesem Interview erfuhr ich, dass es einen Notarzt für Promi-Haustiere gab. Nicht das ich glaubte, dieses Wissen irgendwann gebrauchen zu können...)
„Willow!" Ob mein Papa sich bei der Namensgebung gleich gedacht hatte, dass man ihn super betrunken nuscheln konnte? Wahrscheinlich nicht. Immerhin glaubte er auch, dass ich immer noch Jungfrau war, nur weil ich nicht gerade den Titel „Partygirl" für mich beanspruchen konnte.
Ich war zwanzig Jahre alt. Und hatte zwei ältere Stiefschwestern, sowie einen Stiefbruder, der definitiv nicht wusste, wie viel er von den Erlebnissen mit seinen Freundinnen erzählen sollte und was man doch besser verschwieg.
Wahrscheinlich war diese Einstellung von Papa deutlich besser, als das er Schloss, dass andernfalls spätestens zu meinem vierzehnten Geburtstag an meiner Zimmertür angebracht hätte. Und das war keine Übertreibung, meine Mom hatte absolut jedem die Geschichte von Papas ersten Worten zu mir erzählt. Was wohl auch einer der Gründe war, weswegen Papa mich immer aus dem Zimmer geschickt hatte, wenn er sich ernst mit ihr unterhalten musste.
In ihren letzten Wochen hatte ich oft draußen im Flur stehen müssen.
„Wie viel hast du getrunken, Cal?" Schwungvoll klappte ich mein Buch zu und vergaß dabei zum unzähligen Mal auf die Seitenzahl zu achten. Er sah mich einfach weiter mit diesem furchtbar glasigen Blick an, den er bereits hatte, seit Tony gestern Morgen aus seiner Wohnung gestürmt war.
Es verhieß definitiv nichts gutes.
„Caleb." Ich runzelte die Stirn und drückte meine flachen Hände gegen seine Brust, als er mich an der Taille an sich zog. „Was machst du?" Der Raum war verschlossen. Neben den Kellnerinnen, die in ihren sexy Outfits alle paar Minuten durch den Durchgang zum Lagerraum kamen, war hier niemand für den wir die Show spielen müssten.
„Wieso versteckst du dich hier?" Er schwankte, weswegen ich mir einen Moment lang nicht sicher war, wer hier wen eigentlich festhielt. Ich verzog das Gesicht und antwortete mit ironischem Unterton: „Wie lange kennen wir uns schon?" An dieser Stelle sollte man vielleicht lobend erwähnen, dass ich zumindest eineinhalb Stunden in dem Chaos drinnen durchgehalten hatte – aber nur, weil Ed mich zu mehreren Tänzen genötigt hatte.
Es war aber auch unfair, dass er den Charme seiner Filmrolle Nash nicht nur nutzte, um mich herumzukriegen, sondern mir auch noch einen schlechtes Gewissen einredete, wenn ich nach den ersten drei Tänzen verschwinden wollte. Und das nur indem er darauf hinwies, dass König Nash nie die Chance hatte mit Lady Fire zu tanzen.
Wir haben während der Dreharbeiten definitiv zu viel Zeit miteinander verbracht, als dass er wusste, wie er mich durch meine Leidenschaft für Bücher herumkriegte. Wenn er mir nicht so sehr ans Herz gewachsen wäre, hätte ich glatt beleidigt sein können.
Caleb summte fast unhörbar (das machte er häufig, ohne es wirklich zu bemerken) und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge, dass die warme Luft seines Atems die Haut an meinem Nacken erwärmte. Die offenen Haare, zu denen mich Dawn (und Johan) genötigt hatten, verstärkten diese Wirkung durch ihren Thermo-Effekt. Manchmal fühlte sich die dicke Masse auf meinem Kopf an, wie eine Wollmütze im Hochsommer am Strand.
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Trust Me - n.h [beendet]
Fanfiction»Nette Menschen überleben in Hollywood nicht. Glaub mir, ich muss das wissen. Immerhin war ich mehr als ein Jahr mit einem Typen zusammen, der täglich mit jemand anderem nach Hause gegangen ist.« - Willow Sanders, 4. Juni 2017 Als deutsche Schauspie...