Kapitel ZEHN

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~ Hollywood, Los Angeles / 25. Februar 2017 / 6.58 pm ~

Meine Hände waren so fest in meinem Schoß verschränkt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Endlich war es soweit. Es war soweit! Das war der Moment, auf den wir die letzten eineinhalb Jahren hingearbeitet hatten. Die monatelange Vorbereitung auf die Rolle, die Stunden, die wir schlussendlich vor der Kamera verbrachten, das Reisen zu den verschiedenen Drehorten – all das nur für diesen Abend.

In wenigen Stunden war Fire draußen.

Die tausend Menschen, die da draußen auf uns warteten, waren nur ein Bruchteil der eigentlichen Masse, die uns in den nächsten Wochen und Tagen auf der viereckigen Leinwand anstarren, kritisieren und bewerten würden. Wenn dieser Abend vorbei war, war ich nicht mehr Willow Sanders, die unbekannte Schauspielerin aus Deutschland.

Ich war Willow Sanders, das Mädchen, dass in dem internationalen Blockbuster Fire die Hauptrolle gespielt hatte. Ab heute würde ich in Hollywood jemand sein. Man würde meinen Namen kennen.

Es war ein riesiger Schritt in meiner Karriere. Wieso fühlte ich dann nicht diese kribbelnde Aufregung in meinem Bauch, wenn ich auf die Tür der Limousine starrte, die jeden Moment geöffnet werden würde?

Stattdessen hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Mein rasender Herzschlag pochte in meinem Ohr und ich spürte Schweißperlen meinen Nacken hinunter rinnen. Es war mir sehr wohl bewusst, dass jeder heute auf meine Haare achten musste, denn immerhin waren sie ein zentrales Thema in Kristins Buch. Doch jetzt gerade verwünschte ich die Stylistinnen, die mir am Nachmittag unsichtbare Klämmerchen und klebriges Haarspray reingesprüht hatten.

Ich hatte das Gefühl, mein Rücken würde brennen.

Panische Gedanken, wie Fotos auf denen mein Schweißausbruch zu sehen war, durchzuckten dunkel mein Gehirn. Hatte ich vielleicht Flecken unter den Armen?

Nein. Das Prinzessinnenkleid war aus einem Stoff gemacht, der zwar erstaunlich schwer, aber eindeutig nicht in der Lage war, meine Körperflüssigkeiten sichtbar aufzunehmen.

Wenigstens ein Vorteil.

Okay, nein. Das war gelogen. Als ich vor zwei Stunden das erste Mal in den Spiegel geguckt hatte, war ich ehrlicher Weise einen Moment sprachlos gewesen. Das Filmpremieren immer dafür genutzt wurden, die bekanntesten Modedesigner nochmal hervorzuheben, war mir klar gewesen, aber dieses Kleid war wirklich der Hammer.

In den hellen, blauen Stoff war weiße Spitze eingenäht worden, die faszinierende Blumenmuster darstellten. Es war bodenlang und besaß sogar eine Schleppe, sodass es einen ziemlich beeindruckenden dramatischen Effekt gegeben hatte, als ich zu Caleb, Nic und seiner Verlobten ins Foyer getreten war.

Nun, zumindest bis ich beinahe über den Saum gestolpert war und mich an Johans Ellenbogen hatte festhalten müssen, um nicht geradewegs auf dem Gesicht zu landen (und damit das mühsam aufgelegt Make-Up zu ruinieren). Zu sagen, dass ich meinem Agent damit ein eher ungutes Gefühl vermittelt hatte, war maßlos untertrieben.

Anschließend schärfte er mir bestimmt eine Millionen Mal ein, das Kleid immer ein Stückchen anzuheben oder zumindest kleinere Schritte zu machen. Wenn ich auf dem roten Teppich genau so stolpern und wie auf einem sinkenden Schiff schwanken würde, würde das wahrscheinlich durchaus einen Herzinfarkt bei Johan auslösen können.

Anscheinden hatte er, trotz meiner Versicherungen, absolut kein Vertrauen in meinen Gleichgewichtssinn, denn ließ sich sogar dazu herab, Caleb darum zu bitten, mich im Auge zu behalten. Dass es bei ihm eher wie ein Befehl und nicht wie eine Bitte klang, war wahrscheinlich unnötig zu erklären.

Trust Me - n.h [beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt