Kapitel 1 - Change

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"Kaija! Komm schon, wir sind spät dran!" Rief sie mich. Ihre Stimme war kühl, emotionslos und gehetzt, so wie die ganze Zeit, seitdem ich in ihr Leben geplatzt war. Als ich zum ersten Mal vor ihrer Haustür stand und in ihr aufgespritztes, übertrieben geschminktes Gesicht starrte und mindestens eine leicht überraschte Reaktion von ihr erwartet hatte, stand sie einfach da, zog verwundert die Augenbrauen zusammen und fragte mich, wer ich war. Ich erzählte es ihr. Erzählt ihr von dem Unfall meiner Eltern, den Jahren, die ich allein mit meinen Geschwistern leben musste und alles andere, was sie wissen musste. Sie nickte bloß und bat mich herein. Sie schien weder überrumpelt, noch wirklich interessiert oder sonst etwas. Sie war einfach... Eine Fremde. Eine Fremde, die zufällig meine Mutter war.

Ich hatte von Anfang an gesagt, was ich wollte. Ich hatte nicht die Absicht sie näher kennenzulernen, mich emotional an sie zu binden oder sonst etwas. Ich wollte ihr Geld. So gierig und oberflächlich es auch klingen mochte. Ich wollte, so schnell es ging, zu meiner Familie... und zu Yoongi. Es waren weitere zwei Monate vergangen, damit blieben mir noch 7. 7 Monate, in denen ich alleine war. 7 Monate, in denen ich ohne ihn war. 7 Monate, in denen ich dasselbe Gefühlskälte, verwirrte Mädchen war, wie die meiste Zeit meines Lebens.

Er hatte sich, meines Wunsches nach, nicht ein mal gemeldet. Kein Anruf, keine Nachricht. Nichts. Trotzdem sah ich jeden Tag, jede Stunde, beinahe jede Minute auf den Display meines Handys, um zu sehen ob er es vielleicht doch getan hatte und jedes Mal verpuffte diese Vorstellung erneut.

Dafür hatten alle anderen angerufen und geschrieben, doch ich hatte nicht geantwortet. Nicht einmal Tae und dass, nach all dem, was er für mich getan hatte. Ich fühlte mich furchtbar, ekelig, egoistisch und beschämt, aber ich wollte nicht schon wieder den Boden unter den Füßen verlieren. Ich wusste genau, wie es sich anfühlte und wenn ich sie noch mehr in mein Herz schloss, würde es noch mehr weh tun.

Meine "Mutter", oder wie ich sie nannte, Mrs Park, hatte vor mich heute auf eines ihrer Firmentreffen mitzunehmen. Es war eher etwas wie ein geschäftliches Essen in einem überteuerten Restaurant mit überteuertem Essen und überteuerten Kleidern und Anzügen, die mich mit Sicherheit skeptisch und abwertend beäugen würden. Doch sie zwang mich mitzugehen, sie sagte, es wäre etwas wichtiges und ich sollte ein paar Leute kennenlernen.

Ja, sie wusste, dass ich ihr Geld wollte und ebenso, dass dies der einzige Grund war für mein plötzliches Erscheinen, doch sie schien es als eine Möglichkeit für sich selbst zu sehen. Um ihr Geld zu bekommen, musste ich etwas für Sie tun, nur ließ sie sich ziemlich Zeit mir zu verraten was.
Ich war überrascht, dass sie überhaupt eingewilligt hatte. Welche Tochter tauchte nach Jahren auf und bat um Geld? Wie unlogisch und abwegig? Aber es war meine einzige Chance und sie hatte es bejaht. Sie hatte mich nicht für ein unhöfliches, aufdringliches und gieriges Gör gehalten, zumindest nicht nach außen hin. Nur... etwas gefiel mir an der ganzen Sache nicht. In ihren Augen lag etwas... eine Gier und unverständliche Zufriedenheit und Befriedigung... Als würde sie auf einen ganz bestimmten Moment warten...

Nachdem ich das Kleid angezogen hatte, dass sie mir gegeben hatte, folgte ich ihr zum schwarzen Auto. Oder eher... Limousine und schwieg die ganze Fahrt über. Ich starrte aus dem Fenster auf die unbekannte Straße mit den unbekannten Bäumen und Häusern in der unbekannten Stadt...

Yoongi's P.O.V:

"Yoongi! Du musst was essen! Wir haben gleich ein Konzert!" Drängte mich Jin mit einer Spur Vorwurf in der Stimme, die jedoch durch den besorgten Klang weniger wichtig erschien. Ich schob den Teller demonstrativ von mir weg und sah Jin provokant in die Augen, worauf er augenrollend nach Namjoon rief.

"Was denn? Ich übe!" Brüllte dieser von der anderen Seite des Raumes und sah Jin durch die dicken Gläser seiner schwarz umrandeten Brille an, während er das Notenblatt vor sich sinken ließ. "Schau es dir selbst an! Ich schlage mich jetzt bestimmt schon seit 15 Minuten mit diesem Pabo rum! Ich muss meine Haare endlich machen lassen, also löse mich ab." Forderte dieser und entfernte sich mit einem genervten Knurren von mir und drängte mich Namjoon auf. Namjoon ließ sich seufzend auf den Stuhl gegenüber von mir fallen und starrte nachdenklich schweigend auf die noch immer nicht angerührten Nudeln, die bereits kalt waren. Ich tat es ihm nach, verschränkte meine Arme und lehnte mich zurück. "Das geht so nicht weiter." Unterbrach Namjoon die Stille und sah zu mir auf. Seine strengen, durchbohrenden Augen musterten die Konturen meines Gesichts. Ich hatte abgenommen, das wusste ich, aber es war nicht beabsichtigt und es war mir egal, so wie mir im Moment alles egal war. "Warum könnt ihr nicht einfach eine Fernbeziehung führen??? Mein Gott!" Stieß er verzweifelt aus. "Lass es einfach, Joon." Gab ich trocken als Antwort, doch damit gab er sich natürlich nicht zufrieden. "Lass den Scheiß Yoongi! Ich kann dich lesen wie ein offenes Buch. Ich weiß ganz genau was du fühlst und trotzdem tust du so unnahbar... Jinja..." Ich verdrehte die Augen, obwohl er recht hatte. Aber vielleicht war gerade das der Punkt. Vielleicht erklärte ich mich ihm nie, weil ich wusste, dass er es wusste und offen über Gefühle reden? Das war nichts, was ich freiwillig tat, wenn es sich vermeiden ließ. "Ess jetzt endlich, bevor du noch dünner wirst und verhungerst. Weit du, was für Schlagzeilen es geben würde, wenn du auf einmal tot wärst? Das kannst du mir nicht zumuten, vorher bringe ich dich selbst um und jetzt hier..." Er schob mir brutal einen vollen Löffel in den Mund, worauf ich nur protestierend maulte und das Gesicht verzog. "Du darfst auch mal wieder Lächeln. Immerhin hast du morgen Geburtstag! Wir haben eine heftige Party geplant also sei nicht so mürrisch." Der Nachgeschmack der kalten Nudelsuppe setzte sich an meinem Gaumen fest und weckte nach langer Zeit ein Hungergefühl, worauf ich mir langsam noch einen Löffel in den Mund schob. Ich dachte nach... Geburtstag...


No more Dreams (No more scars 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt