Kapitel 48

702 45 9
                                    



Yoongi's P.O.V: 


Als sie wieder ins Haus kam, kam sie ohne ihren Ehemann. Dafür zierten rote Augen ihr Gesicht und sie war um einiges blasser als zuvor. Sie sah fast ein wenig verängstigt aus, wie sie mit dem Zipfel ihres Jacketts spielte und sich ständig eine Strähne hinters Ohr strich, obwohl es oftmals gar keine Strähne zum hinters-Ohr-streichen gab. Das hatte sie damals auch schon getan, wenn sie nervös war, oder sie etwas belastete. Sie musste sich mit ihm gestritten haben. Das musste es sein und ich würde lügen, wenn ich sagte, es würde mir leid tun. Nein. Ich weiß, ich hatte ihr gesagt es war ein für alle mal aus, und das war die Wahrheit. Keine verstohlenen Blicke, heimlichen Küsse, oder herzzerreißenden Geständnisse mehr. Ich hatte so viel Zeit und Kraft an all dem verschwendet. Ich wusste, dass es mich kaputt machen würde, wenn es das nicht schon getan hatte. Mit Kyra würde ich es beenden. Noch heute. Ich musste anfangen mein Leben aufzuräumen, damit ich Platz für anderes hatte. Kein Hass mehr, keine Wut. 

"Ist alles in Ordnung?" fragte ihr Vater sie besorgt und war bereit aufzustehen, doch sie lächelte beschwichtigend und nickte. "Alles ist gut, ich... Joo Hyuk hat sich nicht gut gefühlt, deswegen ist er nach Hause gefahren. Ich, uhm, ich soll euch ausrichten, dass es ihm leid tut, und er gerne geblieben wäre." Ihre Stimme war rau und hatte etwas zerbrechliches in ihrem Ton. Sie hatte geweint. "Oh, das ist Schade. Richte ihm gute Besserung aus." sagte Alexa und lächelte Kaija mitfühlend an. Ein paar andere nickten zustimmend und sahen sie an, als würden sie sich eine Frage verkneifen wie "Geht es dir gut?" oder "Was ist denn wirklich da draußen passiert?". Dann folgte eine Minute von Stille, in der niemand wirklich wusste, was er sagen sollte, bis Taehyung das Wort ergriff. "Ich denke, es ist Zeit für den Nachtisch. Alexa hat ihn dieses Mal gemacht." Alle blickten überrascht zu ihr. "Jin hat jemand anderem die Küche überlassen?" fraget Kaija witzelnd und blickte gespielt beeindruckt zu Jin. "Er hat nicht wirklich eine Wahl gehabt." gestand Alexa und stieß ihrem Freund mit dem Ellbogen in die Seite. "Also, was gibt es denn?" fragte Jungkook's Mutter neugierig. "Cheescake!" rief sie fröhlich. Jungkook stöhnte genervt auf. "Was typischeres ist dir wohl nicht eingefallen, hm?" er lachte, doch Alexa warf ihm einen tötenden Blick zu, bei dem seine Mutter sich gleich anschloss. "Nicht frech werden Jeon Jungkook." schimpfte sie und verpasste ihm einen Schlag an den Hinterkopf, worauf der ganze Tisch in schallendes Gelächter ausbrach. "Au!" maulte dieser und sah seine Mutter empört an. 

"Es ist ein besonderes Familienrezept." erklärte Alexa stolz und spazierte direkt in die Küche, um die Teller zu holen. 

Während wir den Nachtisch genossen und uns noch ein wenig unterhielten, dachte ich über den passenden Zeitpunkt nach mit Kyra zu reden. Namjoon hatte Recht, ich musste es jetzt tun. Ich sah wie Taehyung immer wieder zu ihr schaute und verlegen weg sah, wenn ihre Augen in seine Richtung wanderten. Er tat mir beinahe leid. Er sah so unbeholfen und verzweifelt aus, dass es unfair von mir wäre, mir mit dem Gespräch Zeit zu lassen, also bat ich sie um einen Moment, nachdem wir alle mit dem Essen fertig waren und lief mit ihr in mein Schlafzimmer, während die restlichen sich unten amüsierten. 

Ich schloss die Tür hinter mir und stemmte die Hände in die Hüften, während ich nach den passenden Worten suchte, um dieses Gespräch zu beginnen. Die Wahrheit war, es tat mir leid und ich wusste, dass sie unter all meinen Verhaltensweisen gelitten hatte, aber sie hatte auch einiges falsch gemacht und daher wollte ich, dass wir all das ohne Schuldgefühle ein für alle mal hinter uns lassen konnten. Ich seufzte und drehte mich zu ihr um. Sie sah mich ebenso kapitulierend an, als wüsste sie genau, was ich jetzt sagen wollte. "Kyra, ich denke... wir sollten reden." begann ich und ging einen Schritt auf sie zu. Sie nickte. "Ja, sollten wir." Ich wusste, dass sie darauf wartete, dass ich begann auszusprechen, was mich störte, doch es fiel mir nicht einfach die passenden Worte zu finden. Emotionen auszudrücken war nicht meine Stärke. "Ich finde, dass du wissen solltest, dass wir ni-" - "Lass uns Schluss machen." kam sie mir schroff zuvor. Ich muss zugeben, ich war erleichtert, dass sie nicht um den heißen Brei herumredete, denn ich war auch kein Mensch für so etwas. Ich sah überrascht zu ihr auf und schmunzelte erleichtert. "Ja... lass uns Schluss machen." wiederholte ich mit einem erleichterten Ton. Sie seufzte, als wäre da noch mehr hinter diesem Satz versteckt, als sie mir zeigen wollte. "Yoongi ich... hör zu, es tut mir leid. Ich war wirklich unfair dir gegenüber und auch... Kaija gegenüber und ich habe dich überrumpelt und ich habe mich verhalten, wie ein kleines Mädchen, ich... ich brauche Zeit, um mich in den Griff zu bekommen... ich will nur nicht, dass wir uns hassen, denn ich finde, du bist ein sehr guter Mensch und ich kann dich sehr gut leiden, das kann ich wirklich. Auf eine... freundschaftliche Art, denke ich.", versuchte sie sich zu erklären. sie lächelte unbeholfen und sah zu mir. Ich schmunzelte. Wir hatten uns beide so kindisch und unreif verhalten. Wir hatten unsere Gefühle weggeschmissen und uns gegenseitig benutzt. Ich war froh, dass sie es ähnlich sah wie ich. "Ein guter Mensch? Das kannst du sagen, nach all den Dingen, die passiert sind?" ich lachte ein wenig, doch sie lachte nicht. "Ja. Verstehe mich nicht falsch, du warst ein Arschloch, aber... ich habe es auch zu weit getrieben... ich war eifersüchtig, weil ich wusste, du würdest immer Kaija lieben." Mein Lächeln verschwand, als sie das erwähnte, denn ich wollte nicht an all das erinnert werden, wenn ich versuchte es zu vergessen. "Weißt du Yoongi... mir ist in den letzten Wochen etwas klar geworden... manchmal trifft man Menschen, die einem zu einer besseren Version von sich selbst machen. Aber man findet sie nicht oft und nicht jeder trifft so jemanden. Verliebt sein bedeutet nicht, dass man sich vervollständigt, oder sich versteht, sich lesen kann, wie ein offenes Buch, oder mehr ist, als nur ein Liebender. Aber... wenn man jemanden findet, der einen mehr zu einem selbst macht... ist das nicht eins der größten Geschenke? Was... was ich damit sagen will ist... seinem Herzen nachzugeben ist keine Schwäche, ganz im Gegenteil.Ich meine ja, das Herz kann dich zu einem unbeholfenen, naiven Dummkopf machen, aber es lohnt sich, wenn es für die richtige Person ist. Nicht viele finden diese Person, Yoongi. Vergiss das nicht." Ja, nicht viele finden diese Person... ich schmunzelte. "Und wann bist du so weise geworden." Dann sah sie mich breit grinsend an und zuckte mit den Schultern. Tae. Ich lachte auf. "Ich verstehe." - "Tja." sie lächelte schief. "Lass ihn nicht zu lange warten, er wird schon langsam wahnsinnig." Und dann sprang sie mir in die Arme und drückte mich fest an sich und diesmal hatte ich nichts dagegen. "Okay..." ich drückte sie sanft von mir und lächelte. Es war ein ehrliches Lächeln, denn endlich war ich nach einer langen Zeit zufrieden und erleichtert und ich war froh, dass sie es mir nicht erschwert hatte, diesen Schritt. "Er macht gerade den Abwasch, falls du es wissen willst." sie nickte mir dankend zu und machte sich auf den Weg zu gehen. "Oh..." sie drehte sich noch einmal um, als sie schon fast dabei war die Treppe hinunter ins Wohnzimmer zu gehen und sagte leise: "Sie liest unten in ihrem Buch." Da ich ihr nicht sagen wollte, dass das im Moment keine Rolle spielte, nickte ich einfach dankend und beließ es dabei. Ich würde nicht zu ihr gehen. Das würde ich nicht. 

No more Dreams (No more scars 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt