Kapitel 9

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„Kaija..." eine raue, träge Stimme unterbrach meine beruhigende Stille und eine große, warme Hand legte sich auf meine Schulter. „Du hast ein Interview und du wolltest noch was für Joo Hyuk kochen. Du musst aufstehen." versuchte er es erneut, doch alles, was ich antwortete, war ein unzufriedenes Murren. Ich vernahm ein Seufzen und im nächsten Moment schien ein Schatten über meinem Gesicht zu sein. Ich fühlte heißen Morgenatem auf meiner Wange, der überraschend neutral roch, als hätte er sich bereits die Zähne geputzt.
„Komm schon." flüsterte er. Wieder keine Antwort von mir. "Ich werde mich auf dich schmeißen, ich meine es ernst und das willst du nicht, weil ich in den letzen Monaten trainiert habe und um einiges schwerer geworden bin." - "Nein, geh weg." maulte ich und versuchte ihn wegzuschubsen, doch es gelang mir nicht.  Er seufzte. "Okay... wie du willst. Eins..." ich öffnete die Augen einen Spalt, um ihn anzusehen. "Zwei..." - "Geh weg!" protestierte ich und versuchte es erneut, doch da war es schon zu spät und er begann Anlauf zu nehmen. "Dr-" - "Ist ja gut! Ich stehe ja schon auf!" rief ich und zwang meine Füße sich mit dem kalten Fußboden vertraut zu machen. Als ich aufgestanden war, sah ich unzufrieden zu ihm auf. Er wiederrum, grinste mich siegessicher an. "Hier! Ich bin aufgestanden! Zufrieden?" Er lachte und nickte mit einem Blick, als wäre er stolz auf sich, ein Mal den "großen Bruder" gespielt zu haben. "Ich hab dich vermisst, weißt du das?" ich lachte ironisch auf. "Das hat man gemerkt, als du mich vor zwei Sekunden noch zerquetschen wolltest." Wie aus dem nichts, schlang er seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. 
„Yah. Kein Grund jetzt so sentimental und kuschelig zu werden." Ich drückte ihn von mir weg und begann leise zu fluchen. „Hast du mich etwa nicht vermisst???" Fragte er empört und sah mich beschuldigend an. „Das tut nichts zur Sache!" Erwiderte ich abschwächend und stand auf. Er lief mir hinterher und umarmte mich von hinten. Ich schrie erschrocken auf. „Jungkook!" rief ich und versuchte mich von ihm zu lösen. „YAH! Dein Oppa will dich umarmen, also lass ihn!" Schmollte er und festigte seinen Griff. Ich seufzte. „Ich muss das Essen für Joo Hyuk machen, also... Dafür werde ich zu... uns..." Dieses „uns" kam mir schwer über die Lippen. „Uns" war vorher bloß Yoongi und ich... Yoongi und ich waren „wir", „uns" und „eins". Ich wollte nicht, dass sich das je änderte.

„Zu Joo Hyuk nach Hause werde ich fahren. Ich werde dort das Essen machen." entschied ich mich den Satz zu beenden. "Mach es doch hier!" Bot er an und löste sich von mir. "Nein, schon gut. Ich kenne mich bei euch in der Küche nicht aus, außerdem... ich möchte eure Sachen nicht benutzen, wenn wir auch eigene haben." Erklärte ich lächelnd und tätschelte seinen Kopf. "Denkst du wir sind arm? Tzzzzz... Also wirklich." Zischte er beleidigt. "Komm doch mit." Bot ich ihm an, während ich mir mit meiner Hand durch mein verknotetes Haar fuhr. "Schon ok. Ich hole dich vom Interview ab und dann gehen wir zusammen wohin." Er grinste allwissend. "Wohin?" Ich runzelte die Stirn, worauf er nur lachend an mir vorbei zu seinem Schrank ging. "Tja, ich denke wir haben nicht genau dieselbe Größe, aber nimm einfach erstmal meinen Pulli und ne Strumpfhose von meiner Eomma. Ich hole sie eben." Er schmiss mir einen riesigen, dunkelgrauen Winterpullover mit Kapuze entgegen, ehe er die Tür hinter sich schloss und ging. Ich spürte den weichen, flauschigen Stoff in meinen Händen und der typische Duft von Jungkook stieg mir aufdringlich in die Nase. Ich versuchte mir vorzustellen, es wäre sein Duft... Sein wundervoller, prägender Duft, nach welchem ich mich so sehr sehnte...


"Ey! Yoon!" Rief Yoongi mich. Ich wandte mich ihm zu und bevor ich etwas fragen konnte, war meine Sicht schwarz und etwas lag auf meinem Gesicht. "Yah!" Protestierte ich und nahm das Stück Stoff von mir. "Ziehe den an. Es ist kalt draußen und du hast nur ein dünnes Oberteil." Er schenkte mir ein warmes Lächeln, was mein Herz zum flattern brachte. Sein Lächeln war so wunderschön... Seine Augen waren mit Liebe gefüllt, wenn er mich so ansah. Lächelnd... Schmunzelnd zog ich Den Pullover über meinen Kopf. Die langen Ärmel fraßen meine Hände auf und er ging mir über die Knie. Er roch nach ihm... Er roch wundervoll, so wundervoll, dass ich ihn für immer anbehalten wollte, damit es sich anfühlte, als hätte ich ihn jede Sekunde bei mir. Sein Duft war so unverkennbar süß und männlich und ich liebte ihn mehr als jeden anderen Duft auf dieser Welt. Yoongi sah mich stolzen Blickes an und biss sich lächelnd auf die Unterlippe, dann schüttelte er den Kopf. „Was ist?" fragte ich und kam ihm näher. Er zog mich am grauen Stoff an sich heran und umarmte mich. „Nichts. Ich mag dich in meinen Sachen sehen. Es steht dir, aber..." er atmete tief ein und musterte mich dann von oben bis unten, ehe er sich geräuschvoll räusperte. „Aber... was?" fragte ich leicht lächelnd. Er beugte sich zu mir vor. „Am liebsten will ich das niemand sonst dich so sieht. Du siehst viel zu hübsch aus." Nach diesem kleinen Geständnis erkannte ich die leichte Röte, die seine Wangen zu färben begann und musste kichern. "Du kannst wirklich niedlich sein, weißt du das?" Er verdrehte die Augen und warf mir einen finstere Blick zu. "Sei bloß leise." murmelte er verlegen und er sah so unfassbar süß aus, dass ich ihn einfach küssen musste. Er schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich, worauf ich lächeln musste. Dann löste er sich grinsend von mir und begann Küsse auf meinem Gesicht zu verteilen. Federleichte, süße Küsse mit seinen weichen Lippen. Die einzigen Lippen, die zu mir passten...


No more Dreams (No more scars 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt