Kapitel 40

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Tae's P.O.V:


Nachdem ich den ganzen Abend über meine Gefühle nachgedacht hatte - und was ich nun mit ihnen anstellen sollte, war ich froh, dass Kaija bei mir war, um mir Rat zu geben. Sie saß in einem weiten T-Shirt von mir und einer grauen Jogginghose auf meinem Bett und trank Tee, während ich nervös im Zimmer auf und ab lief und mir alles von der Seele redete. Was war schon Liebe? Nur ein Gefühl. Empfand ich überhaupt wirkliche Liebe für sie?

"Im Prinzip ist es doch völlig egal, was ich fühle. Ich werde es ihr niemals sagen."

"Und warum nicht? Wegen Yoongi?"

"Natürlich! Er ist Yoongi. Ich könnte ihm niemals weh tun. Ich möchte ihn nie wieder unglücklich sehen." Als ich diesen Satz ausgesprochen hatte, bemerkten Kaija und ich, dass etwas daran nicht ganz stimmte. Sie lächelte schief und fuhr sich durch ihr offenes Haar, ehe sie seufzte. "Weißt du, Tae... glücklich und unglücklich sind sehr große Worte. Ich verstehe, dass du Yoongi nicht verletzen möchtest, aber von dem, was du mir gesagt hast, verletzt er sich gerade selbst und Kyra scheint keine besonders gute Ablenkung zu sein. Jungkook hat mir einiges erzählt, weißt du? Über die Beziehung von den beiden... also... glücklich hört sich das nicht an. Zusammengefasst: Yoongi ist unglücklich, Kyra ist unglücklich und du bist auch unglücklich."

Ich seufzte und ließ mich neben meiner besten Freundin nieder. "A-Aber... was mache ich denn jetzt?" sie lächelte beschwichtigend und kniff mir liebevoll in die Wange. "Sei einfach Taehyung. Was kommt, das kommt. Du bist einer der tollsten Menschen, die ich kenne, Tae. Ich bin mir sicher, dass sie das schon gemerkt hat." ich lächelte zurück und fiel ihr in die Arme. "Danke, dass ich mit dir reden kann." murmelte ich und vergrub mein Gesicht in ihrem Haar. "Pff, machen beste Freunde das nicht so?" ich ließ ruckartig von ihr ab und sah sie überrascht an. Sie hatte mich noch nie ihren besten Freund genannt. Nicht direkt zumindest und das von ihr zu hören machte mich unfassbar glücklich und ich gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie begann zu lachen und verpasste mir verlegen einen leichten Schlag auf die Schulter. "Yah! Spar dir das auf für K-"

Es klopfte an der Tür.

"Ja?"

Ein schwarzhaariges Mädchen mit blassen Wangen und verweinten Augen stand vor uns. "O-Oh... es passt wohl gerade nicht." sie senkte ihren Kopf und machte sich bereit wieder das Zimmer zu verlassen. "Nein, nein. Ich wollte gerade gehen, ich muss noch was mit Jungkook besprechen."

ich sah hilflos zu ihr, worauf sie mir ein bestärkendes Lächeln zuwarf und schnell das Zimmer verließ, um mich und das Mädchen, in das ich mich offensichtlich verliebt hatte allein zu lassen. Als die Tür in ihr Schloss fiel, stand ich langsam vom Bett auf und musterte sie ein wenig unbeholfen. "W-Willst du eine Tasse Tee?" sie schüttelte bloß den Kopf. "Ein Glas Wasser?" sie schüttelte den Kopf. "D-Dann vielleicht e-" ehe ich meinen Satz beenden konnte, kam sie auf ich zu, legte ihre dünnen Arme um meinen Körper und drückte mich fest an sich. Mein Herz machte einen Satz und mein ganzer Körper begann zu kribbeln und eine Gänsehaut fuhr über meine Haut. Mir wurde unfassbar warm und nach kurzem Zögern schlang ich meine Arme ebenfalls um sie. Sie war viel kleiner als ich, so zierlich und weich und ihre Haare kitzelten an meinem Hals und mir stieg der süße Geruch von Pfirsich in die Nase. Ich liebte Pfirsich. Pfirsich war süß und duftete wie sie. Ich mochte, dass sie mich umarmte. Ich mochte es so sehr und dass sie ihr Gesicht an meine Brust rieb, machte es nicht einfacher für mich, es weniger zu mögen. Sie weinte. Es war klar, warum sie weinte. "Du hast Recht Tae... d-das alles tut nur weh. Es tut so weh." schluchzte sie und ich spürte, wie mein weißes Oberteil nasse Flecken bekam. "Es ist ok." flüsterte ich und streichelte sanft über ihren Rücken, erwischte mich jedoch, wie ich mich dafür selbst ausschimpfte und mich fragte, ob ich das überhaupt durfte. Durfte ich sie überhaupt umarmen?  "Warum kann ich ihn nicht einfach loslassen und..." und? Sie löste sich von mir und wischte ihre Tränen mit dem Ärmel ihrer Strickjacke von ihrem Gesicht. "Manchmal ist es nicht so einfach..." antwortete ich. "Warst du schonmal verliebt, Taehyung?" Mein Herz begann unfassbar wehzutun, als hätte es Sehnsucht nach etwas. Nach... Oh Gott, bitte nicht. Sollte ich antworten? Was, wenn ich zu auffällig war? Vielleicht würde sie meine Gedanken lesen können... doch sie sah mich mit diesen großen, runden, erwartungsvollen Augen an und ich senkte meinen Kopf und nickte. "War es auch so schmerzhaft?" - "Ja, das ist es noch immer." - "Noch immer?" ich begann meinen Mund wiederholt zu öffnen und zu schließen, da ich mir nicht sicher war, ob ich etwas dazu sagen sollte. Hatte ich zu viel gesagt? Wusste sie es? Sie ging an mir vorbei und setzte sich auf mein Bett, ich beobachtete sie dabei. "Warum noch immer?" da ich wusste, dass ich ihrer Frage nicht ausweichen konnte, ohne es noch auffälliger zu machen, versuchte ich meine Nervosität mit einem Lächeln zu überspielen. "Weil ich weiß, dass ich sie nicht haben kann." Sie sah verwirrt zu mir auf. "Warum nicht?" warum musste sie so viele Fragen stellen? "W-Weil... sie liebt mich nicht." ich gab mein Bestes das schmerzende Gefühl in meiner Magengrube zu ignorieren und hielt ihrem Blick stand, den nun ein wenig Verwirrung zierte. "Wer würde dich nicht lieben?" sagte sie mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen und sah mich an. Warum sagte sie so etwas? Warum füllte sich mein Körper mit Wärme? Warum war ihre Nähe so... "Ich wusste nicht, dass du außerhalb der Arbeit ein Mädchen triffst. Ich dachte immer, du wärst in Kaija verliebt... so wie alle anderen." sie murmelte den letzten Satz und spielte mit dem Zipfel ihrer Jacke, während sich ihr Blick verdunkelte. Ich setzte mich neben sie. "Ich treffe kein Mädchen außerhalb der Arbeit und ich bin - und war auch nie in Kaija verliebt. Sie ist ganz wundervoll, aber nur als eine Freundin. Ich bin mir sicher, dass ihr auch sehr gute Freunde werden könntet." ich lächelte ihr zu und sah auf ihre Hand. Ich wollte sie halten. Ich wollte ihren Handrücken küssen... warum konnte ich mich nicht normal verhalten? Sie schwieg. "Habt ihr euch wegen Kaija gestritten?" kam mir der Gedanke und als sie wieder schwieg wusste ich, dass ich Recht hatte. "Was ist denn passiert?" sie begann zu stottern und ich merkte, wie sie mit den Tränen kämpfen musste. Am liebsten wollte ich sie wieder umarmen und dafür sorgen, dass sie nie wieder in ihrem ganzen Leben traurig sein musste. Es brach mir das Herz, es tat weh sie so zu sehen. "E-Es war nur... e-er hat..." ein verzweifeltes Schluchzen unterbrach ihren Satz und sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Erneut ein wenig unbeholfen saß ich also nun neben ihr und fragte mich, was ich tun sollte, doch ehe ich zu einer Antwort kommen konnte, setzte sie sich wieder auf, schniefte einige Male und begann wieder zu reden. "Ich habe mich s-so a-ufgeregt, w-weil Kaija ihn geschminkt hat... und er war wieder so g-gleichgültig. Er hat sie auch noch i-in Schutz genommen, dieser Bastard!" ihre Stimme wurde zum Ende hin lauter und sie drohte wieder zu weinen anzufangen, also legte ich reflexartig meinen Arm um ihre Schulter und versuchte sie zu beruhigen. "Geht es dir bei all dem um Yoongi, oder um Kaija?" - "W-Was meinst du?" - "Naja... warst du eifersüchtig, weil du Angst hattest, dass Yoongi noch ein wenig an ihr festhält, oder warst du eifersüchtig, weil du Angst hattest, sie könnte dir etwas wegnehmen?" sie sah mich an, dann Sekte sie den kopf und überlegte. "Damals... die Geschichte mit Jin... das hast du getan, weil du Alexa etwas beweisen wolltest, nicht weil du Gefühle für Jin hattest. Ich frage mich, ob es dieses Mal vielleicht genauso ist." versuchte ich herauszufinden und sah sie an, doch sie schien ganz und gar nicht zufrieden und zog wütend ihre Augenbrauen zusammen. "Warum denken alle, dass ich so bin?! Immer mache ich etwas falsch! Immer bin ich die Böse! Denkt ihr ich merke das nicht?" Sie wurde immer wütender und ihre Tränen begannen wieder zu laufen, nur ließ sie sich dieses Mal nicht davon stören und redete weiter. "Denkt ihr wirklich, ich merke nicht, dass ihr mich alle hasst? Nicht mal Yoongi kann mich wirklich leiden. Ich merke das doch!"  und dann gab sie nach und ließ ihren Kopf sinken. "Kyra... du hast ein paar Fehler gemacht, aber das bedeutet nicht, dass du sie nicht wieder gut machen kannst. Wir sehen nur, was du uns von dir zeigst, aber... ich glaube, dass du ein sehr gutes Herz hast." sie sah zu mir auf. Ihre Agugen rot und glasig und glänzend, wie Sterne, ihre Wangen blass und ihr Harr zerzaust. Sie könnte nicht schöner sein. "W-Wirklich?" ich nickte. "Du musst nur lernen loszulassen." - "Loslassen?" - "Konzentriere dich mehr auf die Liebe, als auf den Hass." flüsterte ich. Ich hatte Angst, dass irgendwer anders es hören könnte. Ich hatte Angst, dass der Ton meiner Stimme mich verraten könnte, oder die Art, wie ich sie ansah. Deshalb drehte ich meinen Kopf zur Seite und fuhr mir durch mein Haar. Dann spürte ich etwas warmes auf meiner Hand und sah schlagartig wieder zu ihr. Sie lächelte und fuhr mit ihrem Daumen langsam über meinen Handrücken, während ich unfähig war irgendetwas sinnvolles zu sagen und bloß dort sitzen - und auf unsere Hände starren konnte. Mein Herz schlug so schnell, dass ich dachte, ich würde einen Herzinfarkt bekommen. Fühlte sich so verliebt sein an? Wie konnten Menschen das ertragen? "Ich hoffe, du bekommst dieses Mädchen, Tae..." ein ironisches lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "...Obwohl..." Obwohl? "...Obwohl ich sie sehr beneiden werde." Oh Gott, ich wollte sie küssen, doch ich konnte nicht und der Fakt, dass ich das Gefühl hatte, mein Herz war stehen geblieben, machte es nicht besser. Was konnte man denn drauf sagen? Danke? Ahhhhhhhh! "B-Beneiden?" brachte ich letztendlich stotternd heraus und sah sie großäugig an. "Ja, sie wird einen ganz wundervollen Freund haben." dann musste ich sie anlächeln, weil sie so unfassbar süß aussah und mich mit diesem kleinen Satz so unfassbar glücklich gemacht hatte und sie lächelte einfach zurück, völlig unwissend von dem, was ich dachte. "Danke, dass ich mit dir reden konnte." - "Immer."

No more Dreams (No more scars 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt