Kapitel 15

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Yoongi's P.O.V:

"Ihr habt telefoniert? Was hat sie gesagt?" Mein bester Freund hatte Besorgnis in den Augen und Unsicherheit zierte seine Gestik. Wie er sich mit der rechten Hand durch sein blond-braunes Haar fuhr und mit der linken immer wieder den Kragen seines Pullovers hinunterzog, als würde er sonst ersticken. Er sorgte sich nicht nur um mich, er sorgte sich auch um sie. So wie die anderen es ebenfalls taten.

"Wir haben... abgeschlossen." Nachdem ich diese drei Worte über meine Lippen gebracht hatte, wurden sie spröde. Trocken. So wie alles in andere in meinem Körper. Ein Laut drang aus seiner Kehle. Ähnlich wie ein ungläubiges Lachen, oder ein enttäuschter Seufzer. Eine Mischung aus beidem. Ich hatte erwartet, dass er einen Spruch loslassen würde. Irgendeinen, der mir zeigen sollte, wie dumm und unverständlich er mich und mein Verhalten fand, doch zu meiner Überraschung, beließ er es bei seinem undefinierbaren Geräusch und dem skeptischen Blick. "Sie hat mich gebeten zur Hochzeit zu kommen." - "Und du hast 'Nein' gesagt." Vervollständigte er es selbst. Ich seufzte und kaute auf der Innenseite meiner Wange herum. Das war das Zeichen für Namjoon, dass ich das Gespräch beenden wollte, doch er ließ nicht locker. "Du gehst hin." Es war kein Vorschlag, oder ein Rat. Es war ein Befehl. Zumindest sollte es einer sein. "Bist du meine Mutter? Wenn ich sage, ich gehe nicht, gehe ich nicht." - "Du weißt genau, dass das dass Dümmste ist, was du jetzt tun kannst?!" - "Ich gehe nicht!" Und die Sache stand für mich fest. Ich griff nach meiner dicken Winterjacke, die ich, als ich vom Studio nach Hause gekommen war, achtlos auf den Stuhl in der Küche geschmissen hatte, in dem Wissen, dass ich vorhatte wenig später wieder aufzubrechen. Dann lief ich an Namjoon vorbei zur Tür. "Yoongi!" Er rief mir noch ein paar Mal hinterher, doch ich hörte ihn nicht. Ich wollte ihn nicht hören.

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Tae's P.O.V:


"Ich weiß nicht, was ich sagen soll... Ich kann nicht glauben, dass du... Du hast es versprochen, Jungkook..." Er wusste, dass ich recht hatte. Ich musste ihm das alles nicht erzählen. Wahrscheinlich hatte er schon den ganzen Flug zurück nach Seoul darüber nachgedacht und versucht einen Weg zu finden, es wieder gut zu machen, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.

"Denkst du, ich weiß das nicht? Denkst du, dass ich mich nicht schlecht fühle? Ich hab noch nie so viele Dinge nacheinander falsch gemacht!"

"Du weißt, dass sie dich nicht geküsst hat, weil sie dich küssen wollte, oder? Du weißt, dass sie das nicht tun könnte, oder?" Ich suchte seine Augen, doch sie waren auf seine Füße gerichtet und schienen jedes Detail seiner Schuhe erneut wahrzunehmen, als wenn er sie noch nie gesehen hätte. "Jungkook?" Sein Kopf drehte sich zur Seite und fiel dan in den Nacken. Er wollte es nicht wahr haben, auch wenn er es wusste. Ausgesprochen war es um Einges schlimmer. "Sie hat es erwidert?" Fragte ich. "Nein, ich meine ja, hat sie, aber nicht richtig, ich habe gespürt, dass sie es nicht wollte... aber es war... Ich habe so etwas noch nie gefühlt Taehyung." Ich hasste es, wenn er mich bei meinem ganzen Namen nannte. Das tat er nur, wenn er sauer, nervös, oder frustriert war. Ich mochte meinen besten Freund nicht in diesem Zustand sehen. Es tat weh zu wissen, dass es keine Möglichkeit gab ihn zu Heilen. Außer das Heilen der Zeit. "Du musst es Yoongi sagen." - "Ich kann nicht!" - "Du musst! Er wird dir verzeihen." - "Niemals wird er mir verzeihen! Er wird mich hassen, und das für immer." Ich konnte ihm nicht raushelfen. Niemand konnte das. Niemand, außer ihm selbst. "Ich kann dir nicht mehr dazu sagen... Ich kann dir nur das raten. Yoongi wird seine Zeit brauchen, aber wenn du es ihm nicht sagst, dann wird er dich wirklich hassen." Und er wusste, dass ich damit Recht hatte. "Taaaaaaaeeeeee!" Jimin kam übermütig in mein Zimmer gestolpert und hielt sich reflexartig an meinem Bettpfosten fest, um nicht den Halt zu verlieren. "Was ist denn mit dir? Warum bist du so gut gelaunt?" Er zuckte bloß mit den Schultern, grinste dann ein wenig und fuhr sich über den Bauch. "Ich habe keine Gründe, nicht gut gelaunt zu sein, haha." Dann legte er den Arm um mich und Jungkook und kniff uns in die Wangen. Meine, die so blass und kalt waren und Jungkook's, die vor Verlegenheit Röte bekommen hatten und sich wahrscheinlich heiß anfühlten. "Wollt ihr wissen, was los ist?" Fragte er und ließ uns los. Bevor wir ihm eine Antwort geben konnten, die mit Sicherheit keine gewesen wäre, die ihm gefallen hätte, sprudelten die Worte aus ihm heraus. Sein Gesicht strahlte heller als alles Licht, dass ich je gesehen hatte und ich konnte mich noch genau erinnern, wann Jungkook's genauso aussah. Der Abend, an dem er Kaija geküsst hatte. Er wusste es war ein Fehler, doch dieses kindische, unwillkürliche Gefühl, dass ihn durchströmt hatte, füllte seinen Körper von Kopf bis Fuß und übernahm Kontrolle über ihn. Er hatte mir erzählt, wie schön es war. Wie weich ihre Lippen waren und was für ein Kribbeln er spürte, als sie den Kuss erwiderte. Wie ein Kick. Wie perfekt seine Hände an ihr Gesicht gepasst hatten. Ihre Haut war weich, hatte er erzählt und sie soll im Mondlicht geschienen haben, so einladend, wie ein Diamant. Wahrscheinlich hatte er seine poetische Phase zu diesem Zeitpunkt, aber er hatte noch nie vorher jemanden geküsst. Sie war sein erster Kuss. Sicher, er hatte eine, vielleicht zwei, Freundinnen, mit denen er ein wenig körperlich war, aber das war es auch schon. Er hatte die Lippen dieser Frauen bloß für, vielleicht eine Sekunde, mit seinen umschlossen, aber so wie er Kaija geküsst hatte, war es noch nie. Ich will ihn wieder so sehen... so glücklich...


No more Dreams (No more scars 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt