Kapitel 51 - waste of time

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Ich trat augenblicklich vor. Ich wollte in den Raum hineinstürmen. Ich wollte sein Gesicht sehen, seine Hand halten seine Stimme hören. Mich vergewissern, dass es ihm wirklich gut ging. 

"Nur zwei auf ein Mal. Das sind die Vorschriften. Sie können das ja unter sich klären." die ältere Krankenschwester lächelte uns kurz zu, ehe sie wieder den Warteraum verließ. Wir tauschten fragende Blicke aus und warteten, bis irgendwer als erstes etwas sagte, denn wir wollten alle in das Zimmer. Am liebsten sofort. "Jikai sollte zuerst gehen." die anderen brauchten nicht lange um zustimmend zu nicken, worauf ich dankend lächelte. "Ist es okay, wenn ich mitgehe?" fragte Namjoon. Seine Stimme war noch immer heiser und rau. Er sah aus, als hätte er Tage lang kein Auge zugedrückt, ähnlich wie die meisten, mich eingeschlossen. Ich zwang mir ein zuversichtliches Lächeln für ihn auf, als wir zusammen vor der Tür standen und er sie langsam aufdrückte. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb. Wie würde er wohl aussehen? Wie lange würde es noch brauchen, bis er aufwachte? Ich folgte Namjoon zögernd in den Raum hinein, während ich mir Millionen Fragen in meinem Kopf stellte. Ich sah ein weißes Bett, mit Eisen - Gestell und hellblauer Bettwäsche. Einen kleinen Tisch daneben, mit einer weißen Blume darauf und ein geklöppeltes beiges Tischdeckchen darunter, auf die das Wasser der Blumenblätter tropfte. Ich atmete tief durch und trat noch einen großen Schritt in den Raum. Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich ihn dort liegen sah. Er war bewusstlos. Seine Haut war blass und von einigen Schürfwunden versehen. Im Gesicht hatte er einige davon. Auf seiner Stirn, seiner Wange und neben seinem linken Auge. Dazu, war seine Lippe aufgeplatzt. Er sah schlimmer aus, als ich es mir vorgestellt hatte und es brach mir das Herz ihn so zu sehen. "Oh man..." murmelte Namjoon, während er seinen besten Freund reglos dort liegen sah. Ich lief zu seinem Bett und betrachtete sein Gesicht von nahem. Auch jetzt war er absolut perfekt. Wunderschön. Nur... noch blasser als zuvor. Es sah ungesund aus. Ich nahm zögernd seine Hand. Sie war kalt. Seine Ringe waren noch kälter. War ihm kalt? Froh er? Ich drückte seine Hand an meine Lippen und versuchte sie mit meinem Atem aufzuwärmen. "Ist scheiße... ihn hier liegen zu sehen, hm?" fragte Namjoon mich nach einigen Minuten des Schweigens. Er saß auf einem der zwei Stühle auf der anderen Seite neben dem Krankenbett und sah über Yoongi hinweg zu mir hinüber. Ich nickte und streichelte mit meinem Daumen über seinen Handrücken. "Ich habe so... so große Angst um ihn gehabt." gab ich zu und meine Stimme war ein beinahe bloß ein Hauchen. Die Worte "große Angst" beschrieben es nicht einmal annähernd. Es hatte sich angefühlt, als wäre mir der Boden unter den Füßen weggerissen worden. "Ja... aber... ich habe ihn schon schlimmer gesehen..." gestand er und biss sich auf die Unterlippe. "Ja, ich weiß. Er... hat es mir erzählt, was damals passiert ist." Namjoon's Augen weiteten sich ein wenig, als ich das sagte. "Das hat er dir gesagt? Das mit... seiner halmeoni, und dass er dann versucht hat sich..." ich nickte. Ich wusste alles. "Wow... ich war der Einzige, der davon wusste. Ich weiß nicht, ob ich eifersüchtig, oder erleichtert sein soll." ich schmunzelte daraufhin. "Ich habe eure Freundschaft immer bewundert." - "Ja?" - "Es ist wichtig Freunde zu haben, auf die man zählen kann, vor allem, wenn man ist wie Min Yoongi." er lachte auf und stimmte mir mit einem Kopfnicken zu. "Als ich neu zu euch gekommen bin, habe ich mich gefragt, wie du mit so einem Miesepeter befreundet sein kannst. Du warst so anders als er, aber dann... habe ich es verstanden." - "Weil du dich in ihn verliebt hast." ergänzte er grinsend. "Nein, davor noch. Ich glaube das war... nach ungefähr zwei Wochen, da hat er sich mit der Managerin am Telefon gestritten, weil sie angeblich wütend auf irgendetwas war, was du in einem Interview gesagt hast. Sie wollte dich zu Rede stellen, sie war sehr sauer. Er hat so lange mit ihr diskutiert, weil er wusste, dass es dir nicht allzu gut ging." ich musste bei dem Gedanken an diese Erinnerung lächeln. Es war wohlmöglich eine der ersten positiven Erinnerungen, die ich von ihm hatte. "Das hat er gemacht?" - "Ja." Namjoon lachte und sah auf seinen bewusstlosen Freund hinab. "Ja... das passt zu ihm." ich nickte. "Mir hat... deine Ansprache übrigens sehr gut gefallen, auf der Verlobungsfeier." ich wusste worauf er anspielte. Er zog neckisch eine Augenbraue hoch, worauf ich die Augen verdrehte und den Kopf schüttelte. "Sei bloß leise." zischte ich verlegen und drückte die Hand Yoongi's fester. 

No more Dreams (No more scars 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt