Kapitel 20 - Wedding (1)

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"Willst du mich verarschen, Joon? Was soll diese Scheisse?" Schrie ich aufgebracht und schmiss meinen Koffer rücksichtslos in die nächste Ecke des Hotelzimmers, wo er mit einem lauten Knall versehentlich gegen die große weiße Kommode stieß und sie zum Wackeln brachte. „Jetzt übertreib doch nicht! Wir haben hier ein Fotoshooting, also beruhige dich." Namjoon ließ sich zufrieden seufzend aufs Bett plumpsen und schloss die Augen. „Ein Fotoshooting... klar. Und deshalb musstet ihr mich in diesen Flieger stecken, ohne mir etwas davon zu erzählen, oder was? Denkst du, ich bin dumm, Joon?! HUH?"
Er verdrehte seine mittlerweile geöffneten Augen. „Wenn ich dir gesagt hätte, dass wir nach Busan fahren, dann währst du allein aus Prinzip nicht mitgekommen." - „Und wenn! Es ist meine Entscheidung!" - „Jetzt nicht mehr." Namjoon grinste neckisch und schloss die Augen erneut. In mir kochte das Blut und ich hatte das Gefühl, mein Körper würde jeden Moment in Flammen aufgehen. Bevor es also dazu kam, dass ich das ganze Hotel abfackelte, da mir der Anblick Namjoon's wirklich eine riesige Motivation bot, entschied ich mich doch lieber aus dem Zimmer zu stürmen und mir eine Schachtel Zigaretten zu kaufen. Ich hatte nie geraucht... Ich hatte es immer verabscheut. Als ich klein war, hatte meinen Vater die Sucht nach Nikotin gepackt und er war von morgens bis Abends mit einem „Krebsmacher", wie ich es gerne nenne, zwischen den Lippen rumgelaufen. Seit dem hatte ich mir geschworen so etwas nie anzufangen... Aber diese ganzen unerträglichen Wochen machten es schwer und ich war so wütend auf mich selbst und auf die ganze Welt, dass ich mich bestrafen wollte. Also tat ich das. Ich hatte damit angefangenen, als ich von ihrer Hochzeit erfuhr. Ich rauchte nicht viel und nicht oft. Nie, wenn die anderen dabei waren, oder in der Nähe, aber hin und wieder, wenn ich ein Stechen in der Brust spürte, um mich abzulenken. Zum Beispiel bei dem Aussprechen ihres Namens oder wenn jemand sie erwähnte... wenn ich Nachts nicht schlafen konnte, weil etwas fehlte.

„HYUNG!" Ich ließ vor Schreck das Feuerzeug fallen und sah dem geschockten Taehyung in die Augen. „Was?" knurrte ich entnervt und hob es wieder auf, um mir meine Zigarette anzünden zu können. „Seit wann rauchst du???" Er stand scheinbar bewegungsunfähig vor mir und starrte den aufsteigenden Rauch an, als würde er sich jeden Moment in etwas verwandeln, dass die ganze Welt zerstören könnte. „Seit wann hab ich Lust mit dir über sowas zu reden?" - „Hyung.... das ist schlecht für deine Gesundheit." ich lachte auf. Als könnte es mir noch schlechter gehen. Wenn ich mich mit physischen Problemen ablenken konnte, war es mir das Risiko wert. „Verschwinde endlich. Ich brauch meine Ruhe, nachdem ihr alle mich hierhin geschleppt und angelogen habt." ich nahm meine Zigarette zwischen zwei Fingern aus meinem Mund und wies auf die Tür, die wieder in die Lobby des Hotels führte. Der penetrante Rauch vermischte sich mit der Kälte der Luft, als ich diese Worte aussprach und stieg auf, bis er nicht mehr zu sehen war.
„So war das gar nicht! Wir woll-" - „Lass es gut sein."
„Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass wir uns fertig machen sollen. Wir fahren gleich zum Shooting. Ach ja... und du sollst ein Jackett tragen. Das Thema soll irgendwie edel sein." Edel...Wundervoll.

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Kaija's P.O.V:



Mein Brustkorb hob und senkte sich schnell und unregelmäßig. Ich hielt mich an der weißen Säule neben mir ein wenig fest, um nicht jeden Moment den Halt zu verlieren, da ich befürchtete, meine zitternden Knie würden es mir schwer machen. „Mache dir keine Sorgen. Diese Heirat bedeutet nichts für dein Leben." Joo Hyuk legte den Arm um mich und lächelte zumutend. „Dir werden keine Möglichkeiten verwehrt sein, dafür sorge ich." - „Die aller größte Möglichkeit ist mir verwehrt!" Stieß ich aus und ließ meinem Kopf in den Nacken fallen. Er sah mich besorgt an. „Welche m-" - „Joo Hyuk!" Wurde er unterbrochen und einer der 10000 Gäste winkte ihn zu sich. „Du sollst schon mal zum Altar." Joo Hyuk war mir einen entschuldigenden Blick zu und ließ seine Mundwinkel für einen Moment nach oben zucken. „Ich verspreche dir, ich werde dir alles möglich machen, was geht, in Ordnung?" Das kannst du nicht...
Ich nickte.
Jetzt war ich allein. Mein Herz raste, ich fing an Panik zu bekommen, wollte an nichts denken. Nichts hatte sich je so falsch angefühlt.
Ich würde allein durch die riesige Tür zu meinem Verlobten spazieren. Mein Vater wusste ja nichts davon. Frau Park hatte mich begleiten wollen. Für die Presse natürlich. Warum auch sonst, aber ich hatte abgelehnt und ihr Stolz war zu groß, um mich darum zu bitten, es mir doch anders zu überlegen. Das wusste ich und hatte kein Problem damit, es auszunutzen.
Denk an etwas schönes... Yo- nicht zu schön... sonst wirst du dein Make-Up ruinieren.
Ein angeekelter Blick zierte meine Gesichtszüge... Ich hasste den Gedanken. Ich hasste ihn!

Yoongi's P.O.V

„In 5 Minuten sollten wir da sein." Verkündete unsere Managerin mit einem hektischen Lächeln, dass ich sehen konnte, ohne sie anzuschauen. Tae grinste aufgeregt und sah mich freudig an worauf ich den Blick abwendete und mich auf das Fenster konzentrierte. Es war noch nie so still... Zwischen uns hatte sich eine Distanz aufgebaut... eine unangenehme Spannung. Faszinierend, was ein Mensch verändern konnte. Wir waren Da und alle grinsten wie verrückt. So siegessicher und triumphieren. Genug, um mich stutzig zu machen. Ich vernahm durch die geschlossenen Türen lautes Gerede und als ich sie öffnete, die vielen Kleider und Anzüge sah und die Menschen, die darin herumstolzierten und vor allem wo wir waren, schloss ich sie wieder. „Komm schon, Yoongi." die Managerin öffnete meine Tür und sah mich erwartungsvoll an. „Wir stehen im Zeitdruck."
Ich lachte. „Wir stehen nirgendwo und hier ganz bestimmt nicht."

„Hyung, komm schon." schloss Taehyung sich an.
„Wessen scheiss Idee war das?!" schrie ich.
„Das ist unwichtig! Wichtig ist, dass du hier bist!"

Ich schnallte mich ab und stieg aus, um mit dem Jüngeren mehr oder weniger auf Augenhöhe zu sein. „Pass mal auf. Ich treffe meine Entscheidungen selbst und diese Entscheidung habe ich schon lange getroffen. Geht hin wenn ihr wollt. Ich werde mir das nicht ansehen."

„Sie braucht dich!"
„Nicht mehr!"
„Sie hat dich darum gebeten und mich hat sie auch gebeten! Sie hat  nie irgendetwas von dir erwartet, Hyung! Und jetzt, wo sie dich am meisten braucht, willst du so egoistisch sein? Sowas hätte sie dir nie angetan." und nun war er derjenige, der das letzte Wort hatte und sich umdrehte und ging. Zusammen mit den anderen, die diese Show betrachtet hatten. Ich blieb stehen.
Welcher Mensch hätte die Selbstlosigkeit gehabt so etwas auszuhalten?

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Kaija's P.O.V:


Es waren noch wenige Minuten, bis ich in meinem langen Kleid, ohne irgendwelchen Halt den Flur entlang zum Altar spazieren würde. Meine Augen wollten zu glänzen beginnen, doch ich spannte meinen gesamten Körper an und hielt sie gekonnt davon ab. In so etwas hatte ich Übung. Ich öffnete die Holztür einen Spalt, um festzustellen, dass es weit aus voller war, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich wollte mir vorstellen, er wäre hier. Ich wollte, er würde einfach dort sitzen und mich anlächeln. Einfach, dass ich in seine Augen schauen konnte. Ich durfte mich nicht in diesem Gedanken verlieren, sonst würde ich es nicht schaffen. Die Tür begann sich langsam zu öffnen. In Zeitlupe.
Ich vernahm Schritte, die durch den hellen, leeren Flur hallten, aber ich realisierte sie kaum. Das einzige, was in meinen Ohren zu hören war, war das pochen meines aufgeregten Herzens. Ich zwang meinen Fuß einen Schritt nach vorne zu gehen, doch ich stoppte... Ein Geruch stieg mir in die Nase. Ein Bekannter Geruch. Ein schöner Geruch... Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der genau denselben Duft hatte. Mein Gehirn spielte mir einen schmerzhaften Streich, doch wieso gerade jetzt? Ich sah aus dem Augenwinkel eine Silhouette, wagte es jedoch nicht hinzusehen, als die Person sich neben mich stellte und meinen Arm sanft mit dem seinem verhakte. Ich schauderte. Zitterte. Meine Augen fingen an nass zu werden und zu glitzern. Das ist unmöglich. Er hat gesagt, er kommt nicht.
Ich hielt diese Neugier keine Sekunde länger aus... Ich musste es wissen. Mein Kopf drehte sich langsam in die Richtung der unbekannten Gestalt.

„Augen nach vorne. Es geht los, Yoon."

Yoon.

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CUT BOOM! Muss ich dazu noch was sagen? Nein? Ok😊

No more Dreams (No more scars 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt