Kapitel 2

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"Kaija! Du kannst nicht einfach rausrennen, die Leute erwarten eine Antwort von dir!" Der Klang ihrer Stimme ließ meine Tränen stoppen und mein Gesicht todernst werden. Ich war frustriert. Verzweifelt und frustriert, aber am meisten war ich sauer. Sauer war nicht mal ein Ausdruck.

Wutentbrannt. Entgeistert. Kochend. Entrüstet.


Sie war mir also direkt gefolgt. Natürlich... Nicht ein mal durfte ich etwas tun, was sie auch nur im geringsten stören konnte. Ich war eine Marionette und sie zog die Fäden. So lief es und nicht anders. Meine Gefühle waren nichts als Zeitverschwendung.

"Wie kannst du das nur von mir verlangen?" Flüsterte ich mit zitternder Stimme und weigerte mich, mich zu ihr umzudrehen. Sie ließ mich durch einen "Pff" Laut wissen, dass ihr meine Redensart nicht gefiel. Das tat sie immer, wenn ich ihr widersprach. "Ich dachte du brauchst das Geld." Sagte sie. Ich wusste nicht, wie sie gerade schaute, aber in meinem Kopf prägte sich das Bild eines scheinheiliges Grinsens ein. Ein Grinsen, dass mich nicht ernst nahm. Dass verriet, dass sie die Kontrolle mochte. Dass sie es liebte, mich in der Hand zu haben. Sie wusste, dass ich mich nicht wehren würde, weil ich nicht konnte.

"Oder ist dir deine wundervolle Familie auf einmal nichts mehr wert?" Fügte sie in gespielt mitleidvollem Ton Hinzu. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und versuchte gegen die Wut in meinem Inneren anzukämpfen. Ich schwieg noch immer. Schritte näherten sich. Die so klangen, wie Meteoren, die auf die Erde einschlugen. Zumindest in meinen Ohren. Wie etwas bedrohliches, vor dem man nur wegrennen wollte und das wollte ich. Ich wollte rennen. Weit weg. Einfach rennen.

Sie legte eine Hand auf meine nackte Schulter, die das ärmellose Kleid entblößte. Mein Blick huschte zu ihren pink lackierten, langen Krallen. Ekelig. Ich wollte ihre Hand wegstoßen. Sie anspucken und schreien 'was fällt dir ein mich anzufassen?'Aber ich konnte nicht. Natürlich nicht.

"Nicht weinen Schätzchen. Ich werde dir einen Gefallen tun, weil du so traurig bist. Ich werde dir das Geld früher geben, dann kannst du es direkt hinschicken." Versprach sie. Ich schwieg erneut. Und wenn du mir die Welt zu Füßen legen würdest, dass macht es nicht gut.

"Komm jetzt wieder rein. Sie erwarten deine Antwort." Ihre Stimme war kalt. Kalt, emotionslos, amüsiert an meinem Leid. "Und du wirst ja sagen." Flüsterte sie mir grinsend zu, ehe sie sich umdrehte, in Erwartung, dass ich ihr folgte. Ich wischte meine Tränen von der Wange und ging wieder auf die riesige Tafel zu. "Ah, Mrs. Yoon. Ist alles in Ordnung? Das hat sie sicher sehr überrascht." Ein Mann im hellblauen Jackett und weißem Hemd lächelte mich warm an und doch lag Erwartung in seinen Augen. Er war der Vater von ihm... Ich lächelte schwach zurück und setzte mich. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Mrs. Park lachte fälschlich. Dieses Lachen... Wie dass einer bösen Stiefmutter. Ein so falsches Lachen, dass klang, als würde sie ihren jüngsten und bösesten Triumph auskosten. "Sie ist nicht überrascht. Sie hat es geahnt." Ach so ist das...

"Sie fühlt sich wirklich geehrt der Firma einen so großen Gefallen zu tun, richtig mein Blümchen?" Mein Blümchen? Sie lächelte mich an und verdeutlichte mir mit ihren tödlich funkelten Augen, dass ich diese Frage bejahen sollte, worauf ich stumm nickte. Sie trat mir unter dem Tisch gegen das Schienbein. Meine Antwort gefiel ihr nicht.

"Ich kann es kaum erwarten." Fügte ich hinzu und sah zu seinem Sohn. Zu ihm... Er schmunzelte stolz. Musste ich mit diesem Schmunzeln den Rest meines Lebens verbringen? War dieses Schmunzeln, was ich jeden Morgen als erstes sehen würde? Wenn ich aufwachte... wenn ich einschlief...

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"Das hast du gut gemacht! Hahaha! Sehr, sehr gut, mein Kind!" Sie schmiss sich fröhlich summend auf die lederne Couch und trank einen weiteren Schock aus ihrem Sektglas. Sie war betrunken. "Das wird ein grrooooßer geschäftlicher Erfolg für misssss!" Rief sie glücklich und kicherte blöd. "Wenn das alles ist, was du sagen willst, dann gehe ich schlafen, wenn es dir nichts ausmacht." Antwortete ich kalt und begab mich bereits in Richtung Treppe. "Ahhh... du bist so ein undankbares Miststück. Geh doch." Zischte sie lallend und warf mir einen finsteren Blick zu, worauf ich augenrollend nach oben in mein Zimmer lief, dass sie mir "so unsagbar freundlicherweise" zur Verfügung gestellt hatte. Ich riss mir die Kette vom Hals, schmiss sie auf den Boden, zerrte an dem Stoff meines Kleides, bis sich die Knöpfe von selbst öffneten, zog an dem, mit Mühe gebundenen, Zopf meiner Haare, für den die Friseure sicherlich 3 Stunden gebraucht hatten und ließ mich erschöpft auf das Bett fallen. Ich hämmerte auf die Matratze.

No more Dreams (No more scars 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt