"Hey, Rhys.", stupst mich jemand an und ich knurre nur. "Ich muss den Laden zumachen."
Ich öffne langsam meine Augen und stöhne auf. Vor mir steht ein Blondie und erst beim genaueren Hinsehen, sehe ich, dass es sich um Hillary handelt.
"Mach doch.", seufze ich und strecke mich auf der Sitzbank.
"Du musst nach Hause."
Ich schüttele nur den Kopf und setze mich auf.
"Kann ich nicht."
Sie sieht mich fragend an, aber ich sage kein Wort. Der Schlaf hat mich nüchterner gemacht, nicht ganz, aber ein bisschen.
Ich werde ihr nicht gleich meine gesamte Familiengeschichte erzählen. Vor allem, weil es eigentlich gar nicht so viel ist. Die meisten aus meiner Familie sind tot. Und der Rest sind eigentlich nur Arschlöcher und Idioten. Nicht immer, aber manchmal. Manche auch immer, aber nicht alle.
Mein Vater ist zum Beispiel immer ein Arschloch, dass fängt damit an, dass er seiner Frau Olivia nicht treu ist und seinem Sohn das Leben versaut hat, genau so, wie er Mitschuld an Pennys Tot hat. Ich will nicht die ganze Scheiße auf ihn alleine schieben, es sind auch andere an der ganzen Scheiße schuld, vor allem an Pennys Tot sind viele Schuld. Viele aus der Familie, fast alle, und viele aus der Schule. Es ist schrecklich gewesen, vor allem, weil ich nachdem so gut wie allen das Leben schwer gemacht habe. Ich hatte ja keinen, der mich zurück gehalten hat und Colton war selbst so sauer, dass er mir sogar geholfen hat. Nathan war damals schon im Knast. Und meinen Vater habe ich da auch schon gehasst. Caroline interessiert sich nur für mich, wenn ich mit Nathan rede oder was für NJ habe. Gina interessiert sich überhaupt nicht für mich, was aber auf Gegenseitigkeit beruht und Olivia - tja, Olivia ist halt Olivia. Ich kann sie nicht mehr anschauen, seitdem ich mitgekriegt habe, wie mein Vater sie betrügt. Er verarscht sie von vorne bis hinten. Nach Strich und Faden. Es ist schrecklich und ich will Olivia auch nicht in den Schutz nehmen, aber keine Frau hat es verdient, dass man sie betrügt. Manche Männer sind einfach Schweine. Und ich bin bestimmt auch für manch einen ein Schwein, aber ich würde meine Frau niemals betrügen.
"Aber du musst raus hier. Du kannst nicht hier bleiben.", sagt Hillary und reißt mich aus den Gedanken.
"Ich kann mit zu dir kommen."
"Nein, danke.", lacht sie und hebt die Hände vor ihren Körper.
"Ach komm schon. Ich schlaf auf der Couch?", frage ich und sehe sie bittend an.
Ich sehe wie sie mit sich ringt, aber ich weiß genau, dass ich in einer halben Stunde auf ihrer Couch sitzen werde. Ich weiß es genau, man kann es ihr sowas von ansehen.
Sie zuckt mit den Schultern und bedeutet mir raus zu gehen. In meinem besoffenen Hirn kommt es aber nicht an, ob sie nun Ja gemeint hat oder eher nein. Ich gehe einfach mal vom Ja aus. Ich meine, ich hab ja keine bösen Absichten oder so. Ich will einfach nur nicht nach Hause. Und Blondie - ich meine, Hillary - scheint mir ganz nett zu sein. Ich will ja nicht gleich mit ihr ins Bett gehen, nur bei ihr schlafen.
Und Colton kann ich bei sowas auch nicht gebrauchen, weil seine Eltern ja meine Tante und Onkel sind. Und diese würden sofort zu meinem Vater rennen und sich verplappern, von wegen, ich wäre bei ihnen. Dann würde mein Vater kommen und mich zurück zerren, weil er es nicht riskieren kann, dass ich frei rum laufe mit der Gewissheit etwas in der Hand zu haben, dass ihn stürzen könnte.
Mein Vater hat eine der größten Anwaltskanzleien ganz Arizonas. Was heißt eine der größten, es ist die größte. Und bei so einem großen Konzern, bekommt man schnell Feinde, die einem das Leben schwer machen wollen. Man muss damit umgehen können, versuchen sie sich vom Hals zu schaffen. Und das hat mein Vater auch gemacht, aber vor zweieinalb Jahren gab es einen Fall, in dem mein Vater höchstpersönlich den Anwalt gab, bei dem mein Vater ihn nicht rausboxen konnte. Er wurde verurteilt zu 20 Jahren Haft und einer hohen Geldstrafe. Dann haben sich die Angehörigen von dem Kerl gerächt. Der Mann war Millionenschwer und hat damit gedroht, dass er die Firma stürzt, aber das geschah nie. Der Mann hat geblöfft und mittlweile wissen wir auch, dass er uns nichts hätte anhaben können. Aufjedenfall hat mein Vater aus Angst seine Schlägerjungs bei dem Bruder des Mannes vorbei geschickt, der sich so sehr für den Mann eingesetzt hat, und der Bruder war von der Bildfläche verschwunden. Alle Hinweise auf sein Dasein als Mensch jemals wurden vernichtet. Dann hat mein Vater einem Polizisten jede Menge Geld geboten, dass er den Mann im Knast auch verschwinden lässt. Das hat eine Weile gebraucht.
Aber Leute reden und spinnen sich Geschichten aus. Somit wurde idgendwann jedem klar, dass der Mann, ich glaube er hieß Greg, tot ist. Und dann hat die CSI ermittelt und mein Vater war der Hauptverdächtige. Dann erfuhr mein Vater aber, dass Caroline von Nathan schwanger ist. Und mein Vater ist ausgetickt, hat Nathan für den Mord verantwortlich gemacht.
"Rhys, bist du mit Auto hier?", fragt sie und sieht fragend von mir zu den zwei Autos, die noch auf dem Parkpkatz stehen.
Ich nicke nur und versuche meinen Schlüssel zu finden, aber ich finde ihn nicht.
"Wir fahren dann wohl mit meinem.", sagt sie belustigt und ich muss ebenfalls grinsen.
"Ja..", seufze ich und umfasse meinen Autoschlüssel, den ich gefunden habe. Ich lasse es mir nicht anmerken, dass ich ihn gefunden habe, denn dann mache ich es womöglich wieder zunichte, dass ich bei ihr sein darf.
"Wie lange fahren wir?", frage ich, als ich neben ihr in ihren SUV steige und mich anschnalle.
"Nicht lange, zehn Minuten."
Ich nicke nur und lehne mich im Sitz zurück, weil ich wirklich hundemüde bin.
"Bevor du in meine Wohnung kommst, würde ich gerne noch was über dich wissen.", sagt sie und fährt das Auto vom Parkplatz.
"Bin für alles offen.", sage ich und grinse einladend.
Sie lacht nur und ich weiß es sofort. In dem Moment, als ihr Lachen erklingt, weiß ich sofort, dass sie öfter Lachen soll, vor allem, wenn ich sie dazu bringe. Ich will sie zum Lachen bringen. Mehrmals. Ganz oft. Immer. Am besten für immer. Das Lachen klingt so weich, aber trotzdem rau. Ich weiß auch nicht, irgendwie ist alles an ihr so wunderschön und das, obwohl ich eigentlich keine Blondienen mag. Aber Hillarys Haare sind nicht einfach blond, sie sind so schön natürlich blond und hängen ihr nicht nur über die Schulter, sondern sind hochgknotet in einem sehr schwierig aussehenden Zopf. Aber Penny meinte immer, dass das ganz einfach ist, man aber wissen muss, wie es gut an einem aussieht. An Penny sah es nie gut. Aber an Hillary. Gott.
Und ihre Augen, blau und doch irgendwie grau. Und dann ihre Klamotten. Sie entpsrechen meiner Seele; vollkommen dunkel. Ihre Hauptfarbe ist definitiv schwarz. Ich kann ihr da nur Recht geben.
"Also, wie heißt du richtig?"
"Rhydian Chest."
"Chest? So wie Benedikt Chest?"
Ich nicke und senke den Kopf. "Bin nicht stolz drauf."
Hillary sieht mich bewundernd an und ich würde es ihr am liebsten ausreden. Es gibt nichts zu bewundern. Die Familie um Bendeikt Chest herum ist kaputt und sie wird nicht wieder heile werden.
"Arbeitest du?"
"Ja, morgens in einem Café, nachmittags in einem Souvenierladen."
"Wow.", staunt sie und blickt mich an. "Hätte ich nicht gedacht."
"Warum nicht?"
"Naja, ein Souvenirladen? Ernsthaft? Du?"
"Mein Vater bezahlt nicht-"
"Nein, das meine ich nicht. Du mit deinen Tattoos und den Piercings, das dich ja jemand in einem Souvenirladen annimmt."
"Tja, mein gutes Aussehen hilft."
Hillary lacht und ich klopfe mir imaginär auf die Schulter, weil ich sie wieder zum Lachen gebracht habe.
"Lebst du alleine?"
"War das eine versteckte Frage danach, ob ich Single bin?"
Wieder lacht sie und wirft mir einen Seitenblick zu.
"Noch wohne ich bei meinem Vater in einer Wohnung im Dachgeschoss vom Haus."
"Noch?"
"Ich habe morgen eine Wohnungsbesichtigung,.", fange ich an und weiß allmählich wieder, wo wir sind. "Die ist hier auch irgendwo."
"Ah, alleine?"
"Mit Colton."
"Colton?"
"Mein Kumpel und Cousin."
Hillary gribst in meine Richtubg.
"Hast du viele Freunde?"
"Colton."
Wieder lacht sie.
Es ist das schönste Lachen, das ich je gehört habe.
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Show me your darkness
Roman pour Adolescents>> Light is easy to love. Show me your Darkness. << R. Queen Zwei Tage. Unendlich viele Küsse. Zwei Seelen, die sich gefunden haben und sich seit der ersten Sekunde nicht mehr loslassen wollten. Liebe auf den ersten Blick? Schwachsinn. Oder?