Brunchen war noch nie so mein Ding. Ich habe immer nur gedacht, dass das etwas für Leute ist, die ein Geschäftsessen haben, dass man einfach nicht auf später verschieben kann. Aber für mich ist es eindeutig zu früh und deswegen habe ich auch heute ausnahmsweise mal Colton meinen Jeep fahren lassen, damit ich die zwei Stunden, die wir brauchen nach Tucson, noch schlafen kann.
Denn man muss Nathans Freiheit feiern, das sehen auch meine und Coltons Großeltern so. Sie sind zu alt, um noch Auto zu fahren, würden aber ihren Enkel gerne sehen und auch ihren Urenkel. Was kann man schon großartiges machen außer ohne Umschweife Ja sagen und hinfahren? Richtig, nichts. Man macht es einfach.
Ich werde wieder wach, als wir in Tucson reinfahren und gerade in die Innenstadt fahren. Denn meine Großeltern haben an nichts gescheut und haben uns in ein Lokal eingeladen, das direkt an einem Brunnen liegt und in dem ich auch schon mal mit Kyla war, als das mit ihr noch irgendwie dieses Ding war. Wahrscheinlich wäre ich nie mit ihr hergefahren, wenn sie mich nicht halb entführt hätte um mit ihr hier zu essen. Ich muss faierweise sagen, dass dieser Tag mit ihr hier gar nicht so anstrengend war die übrigen in Phoenix. Es ist fast so, als würde Phoenix sie zu dieser Bitch werden lassen, die sie nun mal ist.
Als wir dann an dem Parkhaus ankommen, bleiben Colton und ich noch im Auto und warten auf Nathan, der mit Caroline und NJ extra gefahren ist.
Ich gucke auf mein Handy und sehe, dass Hillary mich angerufen hat. Sie ist ja immer noch auf dem Wochenendtrip und sie meinte, sie kommt heute Abend zurück.
Vielleicht fahren wir beide ja auch bald mal nach New Mexico um ihre Tante zu besuchen.
Ich tippe auf den grünen Hörer und höre wie es tutet. Dann steige ich aus dem Auto und mache mir eine Zigarette an.
"Hey, Rhys.", geht sie ran und ich lächele.
"Hi, Hon.", sage ich und höre sie lachen.
"Was machst du grade?", fragt sie und im Hintergrund höre ich Leute lachen. Vielleicht ist sie essen.
"Meine Großeltern haben uns zum Brunchen eingeladen.", bringe ich heraus, als ich auch eine Stimme höre, die weder nach einer kranken Tante klingt, noch nach ihren Eltern, nicht, dass ich sie kennen würde, aber trotzdem.
"Euch?"
"Colton und mich.", lüge ich.
Ich weiß nicht mal mehr, ob sie NJ und Caroline überhaupt noch kennt. Sie hat sie erst einmal gesehen und das war, als ich im Krankenhaus lag und da war ihr Gehirn sowieso benebelt. Ich meine, sie hat mich gefragt, ob ich mich umbringen wollte.
"Das ist aber nett, wo seit ihr denn Brunchen? Im Mississippi?"
"Ne, wir sind grade nach Tucson gefahren. Sie wohnen hier."
Dann höre ich nichts als Stille.
Keine Hintergrundstimmen, nichts. Ich höre sie nicht einmal atmen und das hört man bei ihr sonst immer.
"Achso, na dann. Viel Spaß. Ich muss jetzt auch auflegen, Rhys. Bis nachher."
Und dann hat sie aufgelegt. Einfach so.
Ich schmeiße vor Wut meine angefangene Kippe weg und reiße die Autotür wieder auf.
"Habs gehört, brauchst nichts sagen.", kommt von Colton und ich schnaube.
"Irgendwas ist mit ihr.", sage ich und reibe mit meinen Händen über mein Gesicht.
Ich bin so fucking müde.
"Ihr seid beide nicht ehrlich.", sagt er.
Ich nicke nur ratlos und zucke dann mit den Schultern.
"Ich habe ja auch gesagt, dass es mir egal ist, aber ist es nicht. Ich weiß, ich bin nicht besser, aber ich will trotzdem wissen, was sie dazu bewegt diese Dinge zu sagen."
"Ich weiß."
-
Als Nathan und Caroline ankommen, ist fast eine Stunde vergangen.
Das letzte Mal, als wir unsere Großeltern gesehen haben, war Pennys Beerdigung. Seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen und ich habe auch nur mit ihnen gesprochen, wenn sie anriefen oder ich ihnen zum Geburtstag gratuliert habe. Ansonsten war praktisch Funkstille in dieser Familie.
Die Familie Chest ist sowieo eine unpersönliche Familie. Das ist uns erst später aufgefallen, als wir irgendwann öfter bei Freunden waren und die Eltern sich immer gefragt haben, was los ist. Unser Vater hat nie gefragt, was los ist, hat aber immer alles von uns erwartet. Am meisten ist es mir aufgefallen, als ich Freunde gesehen habe, wie sie ihre Väter umarmten und ich konnte mich nicht daran erinnern meinen Vater jemals umarmt zu haben. Das soll nicht so bettelnd klingen, eher feststellend. Es ist mir aufgefallen und in dem Moment habe ich meine Familie, die wohl kit erfolgreichste Phoenix' immer als unpersönlich betitelt, egal, mit wem ich redete.
Aber man gewöhnt sich daran und es wird zwar nie besser, aber man selbst wird auch unpersönlich und dann juckt es einen fast gar nicht mehr.
Tucson hat sich kein Stück verändert. Ich weiß noch genau, wie ich mit Colton vor ein Paar Jahren durch die Stadt gerannt bin, betrunken, muss man dazu sagen. Aber wir sind bestimmt eine Stunde nur gerannt und dann standen wir vor dem Zoo und sind über die Zäune geklettert. Ja, wir sind in einen Zoo einbegrochen und nein, wir wurden nicht erwischt.
Als wir an dem Café ankommen, setzen wir uns gleich nach vorne an den Tisch, meine Großeltern sind noch nicht da.
Nathan und Colton unterhalten sich über alles mögliche und Caroline spielt mit NJ und seinen Spielzeugauto.
Ich lasse meinen Blick schweifen im Restaurant und mein Blick bleibt bei blonden Haaren hängen. Sie sind in einem Dutt, so, wie Hillary sie auch immer hat. Sie trägt eine Lederjacke mit Rissen, so, wie Hillary sie trägt.
Ich stehe auf und gehe langsam zu dem Tisch. Ich weiß, ich bin verrückt geworden, eigentlich ist mit ihren Eltern nach New Mexico. Aber was, wenn sie mit wem anders ganz woanders hingefahren ist?
Ich umkreise den Tisch einmal, an dem drei junge Leute sitzen, das Hillary Double einbezogen, und ein altes Ehepaar.
Als ich an der Front des Tisches ankomme, sehen mich alles an.
Ich stehe hinter der Blondine, die aussieht, wie meine Freundin, die eigentlich mit ihren Eltern in New Mexico ist.
Sie bekommt von der Sache nichts mit und ich sehe auf ihren Rücken hinunter.
Die Lederjacke und das Shirt stehen ab, man kann also hinein sehen.
Und da steht es; Light is easy to love, show me your darkness.
"Hillary?", frage ich und bemühe mich, dass meine Stimme nicht all zu brummend klingt, was oft passiert, wenn ich wirklich sehr sauer werde.
Sie versteift sich, das Mädchen, das hier sitzt, mit einem anderen Typen, das eigentlich nicht Hillary sein sollte.
Als sie sich umdreht und ich in Hillarys Gesicht sehe, das, das eigentlich gerade mit ihren Eltern über die Grenze New Mexicos fahren müsste, weil sie über das Wochenende zu ihrer Tante gefahren ist.
Ich reibe mir über mein Gesicht und seufze.
Ich sehe sie an und ich weiß genau, dass sie nach den richtigen Worten sucht, aber keine findet.
Als ich mich umdrehe und gehe, gerade an der Tür ankomme, höre ich Schritte von ihren High Heels, die sie trägt. Sie hat noch nie welche in meinem Beisein angehabt.
Ich flüchte praktisch aus dem Café und vergesse dabei vollkommen die Tatsache, das ich mit meiner Familie hier bin. Das wir Nathan feiern wollten, aber Hillary mich daran gehindert hat.
"Rhys, bitte. Bitte hör mir zu."
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Show me your darkness
Teen Fiction>> Light is easy to love. Show me your Darkness. << R. Queen Zwei Tage. Unendlich viele Küsse. Zwei Seelen, die sich gefunden haben und sich seit der ersten Sekunde nicht mehr loslassen wollten. Liebe auf den ersten Blick? Schwachsinn. Oder?