"Chest!", ruft Hugh, als er in den Raum tritt. Es ist der gleiche Besucherraum, wie auch Nathan ihn immer hat.
Hugh ist der Drogenboss, der mir meine Zeit im Knast um einiges erleichtert hat. Durch ihn hatte ich keine Probleme mit anderen Insassen.
"Hallo, Hugh."
Ich lächele und stehe auf, um ihn zu umarmen. Der Wärter, der mit Hugh hier ist, ist der, der zu seiner kleinen Mafia dazu gehört.
"Wie kommt es dazu, dass du mich besuchst?"
"Ich bin hier um Nathan abzuholen und deswegen werde ich wohl in der nächsten Zeit nicht mehr hier sein und ich wollte die letzte Chance nutzen."
Er grinst und setzt sich auf den Tisch. Ich bleibe vor ihm stehen.
"Nathan kommt raus?"
Ich nicke und kann meine Freude nicht verbergen.
"Ja, er muss gerade den Papierkram unterschreiben und bekommt seine Sachen wieder."
Hugh nickt und verschränkt die Arme.
"Schade, hab mich oft durch den Zaun mit ihm unterhalten.", lacht er.
"Was machen die Frauen da draußen, Chest? Laufen schon Miniversionen von dir da rum?", fragt er lachend nach einer Weile der Stille.
"Nein, noch nicht. Ansonsten, weiß ich nicht, was sie alle grade machen, weil ich mich zur Zeit lieber nur mit einer beschäftige."
"Bloß nicht heiraten und dann wie ein kastrierter Kater enden, Chest.", sagt er und zeigt mit dem Finger auf mich.
"Ich glaube Hillary ist nicht der Mensch fürs Heiraten, außerdem kennen wir uns noch gar nicht lange."
Hugh nickt zweideutig und schmunzelt.
Wir reden noch so lange über alle möglichen Sachen bis ein Wärter herein kommt und Hugh mit sich nimmt. Also gehe ich wieder zu Nathan, der mittlerweile fast fertig ist. Er hat das an, was er am Tag seiner Verhaftung getragen hat, weil ich - zuverlässig wie eh und jeh - die anderen Sachen für Nathan vergessen habe. Aber gut, dass es auch anders geht.
Er grinst mich an, als ihm die Handschelle abgenommen werden und er den Raum verlassen kann. Er reibt sich die Handgelenke und auch, wenn er glücklich ist, sie los zu sein, weiß er auch, dass es jemand neues gibt, der nun an Nathans Stelle einsitzt und das ist keine andere Person, als unser Vater. Man sieht ihm an, dass es ihm leid tut, aber unserem Vater tat es auch nicht weh Nathan in den Knast zu stecken.
Nathan hätte dreißig Jahren sitzen müssen für einen Mord, den er nie begangen hat, er war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Nun wird unser Vater an Nathans stelle sein und ich weiß wirklich nicht, ob ich ihn jemals besuchen werde. Auch wenn es mir minimal leid tut für Olivia, aber wenn sie alles richtig macht, hat sie bald eine Firma zu leiten und dann bleibt keine Zeit dafür, über den Knastaufenthalts ihres tollen Mannes nachzudenken.
Nathan schmeißt einen Arm um meine Arm und ich klopfe ihm auf den Rücken. Wir haben seit Jahren nicht mehr gelacht, aber als wir das Gefängnis verlassen, lachen wir lauthals. Ich fühle mich selbst schon fast wieder so, wie damals, als ich im Knast war. Aber das ist jetzt schon drei Jahre her.
Wir werden unterbrochen von einem Auto und scharf vor uns bremst, sodass die Reifen quietschen. Es ist meins und erst bekomme ich Panik, weil ich denke, dass Hillary mir gefolgt ist und doch nicht wie besprochen mit ihren Eltern einen Wochenendtrip macht. Aber es ist Colton am Steuer meines Jeeps und als sie halten springen er und Caroline, samt NJ, aus dem Wagen und kommen auf uns zu. Nathan geht in die Knie, fängt NJ auf, der ihm in die Arme springt und umfasst mit dem anderen Arm Caroline, die vor Freude weint.
Ich kann immer noch nicht aufhören zu grinsen und selbst als wir wieder zu Hause sind, nach elendig langen Stunden, grinse ich immer noch wie ein Honigkuchenpferd und nicht einmal Gina kann das kaputt machen, mit ihren so nervtötenden Art. Es kommt mir so vor, als wäre jetzt endlich alles gut. Alles erledigt und alles fantastisch. Jedenfalls wünsche ich mir das.
*
Ich kann froh sein, dass ich damals nicht verhört wurde, als Nathan eingebuchtet wurde. Denn dann wäre ich, und auch Penny, ebenfalls dran gewesen. Wegen Falschaussage versteht sich. Denn Penny und ich wussten von dem, was passiert ist, weswegen es mir auch immer so vor kam, als wäre es unserem Vater ganz recht gekommen, dass bei Penny plötzlich sämtliche Sicherungen im Kopf, sowie in ihrer Seele durchgebrannt sind, die wohl niemand wieder hätte reparieren können.
Mein vater hat den Mann nicht wirklich aelbst umgebrachg, aber das zählt in diesem Rechtssystem nicht. Zum Glück. Er hat den Mord an den Mann in Audtrag gegeben und hat schon vor seinem Anruf, bei seinen Leuten, die die Drecksarbeit für ihn machen, alles durchdacht. Er hat von Nathans Hamdy angerufen, und hat somit alle Hinweise auf ihn geleitet. Wir wussten alle, dass mein Vater dahinter steckte, denn wieso hätte Nathan sowas tun sollen?
Aber meine Freude, die, seitdem ich die E-Mail von unserem Anwalt bekommen habe, ist grenzenlos. Schon als ich gelesen habe, dass ich ihn abholen kann und das auch schon in vier Tagen war ich komplett anders. Ich war einige Male davor, Hillary etwas zu erzählen, weil in letzter Zeit es wirklich gut um uns steht. Und es ist schon wieder viel Zeit ins Land gegangen, in der Hillary und ich wirklich null gestritten haben und uns beide bemüht haben, dass das hier zwischen uns klappt. Und ich habe mir vorgenommen, ihr davon zu erzählen, wenn sie wieder da ist. Sie kommt morgen wieder und jedes Mal wenn ich daran denke, bekomme ich Beklemmungen, aber ich vertraue Hillary genug um zu wissen, dass es sie zwar nicht freuen wird, es aber für sie auch Grund ist mit mir Schluss zu machen. Das einzige, was ich ebenfalls hoffe, ist, dass sie mir auch die Wahrheit sagt. Ich wünsche es mir, dass sie mit mir darüber redet und ich weiß auch, dass, egal, was es ist, ich sie trotzdem lieben werde.
Was ist nur aus mir geworden?
Aber ich erwische mich dabei, wie ich anfange zu lächeln und wieder aus meinen Gedanken erwache und die Torte erblicke, die Caroline vor der Abfahrt hier vorbereitet hat. Es ist Nathans Lieblingstorte und ich kann gar nicht anders, als Nathan anzuschauen, immer wieder zu grinsen und Torte zu essen. Und wahrscheinlich werde ich dann nächsten Monat, wenn Weihnachten ist, mit Hillary hier auftauchen und sie allen vorstellen, jedem unter die Nase reiben, dass sie zu mir gehört und ich sie echt verdammt klasse finde.
Denn ich finde sie wirklich ziemlich Klasse und ich glaube ich kann mit Überzeugung sagen, dass sie mich auch nicht ganz so schlecht findet.
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Show me your darkness
Teen Fiction>> Light is easy to love. Show me your Darkness. << R. Queen Zwei Tage. Unendlich viele Küsse. Zwei Seelen, die sich gefunden haben und sich seit der ersten Sekunde nicht mehr loslassen wollten. Liebe auf den ersten Blick? Schwachsinn. Oder?