Chapter 5

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Während ich den Schulflur entlang ging, konnte ich an nichts anderes, außer an ihn denken.

Als er mich angesehen hat, schien die Welt für einen kurzen Augenblick lang stehen zu bleiben.

Es kam mir so vor, als wäre flüssige Schokolade in seinen Augen gefangen. Und von seinem restlichen Aussehen sollte ich besser gar nicht anfangen.

Er sah aus, als hätte Gott ihn von Hand erschaffen und zu seinem Meisterwerk gemacht.

Im Unterricht hatte ich andauernd seinen Blick in meinem Rücken gespürt.

Ob es wirklich er war, der mich die ganze Zeit angesehen hatte? Oder hatte ich mir das einfach nur eingebildet?

"Skyla!",hörte ich eine Stimme rufen und fuhr erschrocken zusammen. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich meine Umgebung völlig ausgeblendet hatte.

"Hey Jasmin", sagte ich erleichtert eine bekannte Person zu sehen, als sie geradewegs auf mich zukam.

"Na, wie war die erste Stunde?", fragte sie lächelnd und schlenderte neben mir her.

"Mathe halt", sagte ich nur und machte einen zerknirschtes Gesichtsausdruck.

"Verstehe", lachte sie leise.

"Kannst du mir vielleicht die Bibliothek zeigen? Ich soll noch ein paar Bücher abholen."

"Klar. Was hast du nach der Pause für ein Fach?", fragte sie und sah mich neugierig an.

"Biologie", antwortete ich, nachdem ich einen Blick auf meinen Stundenplan geworfen hatte.

"Oh cool, ich auch. Aber wir haben heute eine Freistunde. Unsere Lehrerin ist krank. Solche Informationen hängen jeden Morgen am schwarzen Brett, nur damit du Bescheid weißt. Wenn du willst, kann ich dich hier ja ein bisschen rumführen", schlug sie vor und ich stimmte sofort zu.

"Dann komm, ich zeig dir die Bibliothek", entgegnte sie begeistert, hakte sich bei mir unter und schlenderte mit mir die Flure entlang.

Als wir an unzähligen Ecken abgebogen waren und ich schon längst die Orientierung verloren hatte, steuerte sie auf eine dunkle, riesige Flügeltür zu und öffnete sie.

Auf den ersten Blick sah die Bücherei wunderschön und gemütlich aus.

Ein gigantischer Kronleuchter leuchtete den riesigen Raum mit warmem Licht aus.

Der hellbraune Holzboden bildete einen schöne Kontrast zu den hohen, weißen Decken. Der Raum war fast schon so groß, das man ihn als Saal bezeichnen könnte.

Im hinteren Bereich reihten sich tausende von Regalen mit Büchern, während vorne Schreibtische und Sessel standen.

"Guten Morgen. Kann ich euch weiterhelfen?", fragte eine junge Frau, Mitte 30, mit langen braunen Haaren und lächelte uns freundlich an.

"Hallo Mrs. Steven. Skyla ist neu an der Schule und braucht die ganzen Bücher", sagte Jasmin und schien mir der Frau bereits vertraut zu sein.

"Hier habt ihr die Liste", entgegnte Mrs. Steven und gab uns ein Blatt Papier, dass sie aus einer überfüllten Schublade rausgezogen hatte.

"Dankeschön", flötete meine neue Freundin und zog mich mit sich zu den Regalen.

Zwanzig Minuten später fanden wir uns mit Büchern vollgepackt vor meinem Zimmer wieder. Umständlich kramte ich mit einer Hand den Schlüssel aus meinem Rucksack und schloss die Tür auf.

"Okay also jetzt eine Schlossführung?", fragte Jas als sie die Bücher auf meinen Schreibtisch knallte.

"Du meinst wohl Ruinenführung", scherzte ich und bekam ein Lachen ihrerseits zurück.

"Naja so schlimm ist es hier gar nicht. Du musst dich nur erstmal daran gewöhnen", lachte sie und ging Richtung Tür. "Okay, also was willst du zuerst sehen?"

"Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Vielleicht den Außenbereich? Oder wie auch immer man das hier nennt."

"Klar, aber dann würde ich dir empfehlen eine Jacke mitzunehmen. Mit dem T-Shirt wird dir bestimmt schnell kalt werden", riet sie mir, woraufhin ich mir eine dicke Jacke schnappte und meine Zimmertür hinter mir zuzog.

"Komm ich zeig dir zuerst den Balkon", sagte sie aufgeregt und lief zu einer Wendeltreppe am Ende des Ganges.

"Nicht so schnell", rief ich, als sie in Windeseile die Stufen hochrannte.

"Na komm Omi", hörte ich sie lachen und stieg mit in ihe Lachen ein, während ich ihr hinterher hetzte.

Völlig außer Atem hielt ich am Ende der Treppe an, als mir ein kleines Schild den Weg versperrte.

'Betreten auf eigene Gefahr.'

"Jasmin bist du sicher, dass es das Richtige ist, auf diesen Balkon zu gehen?", fragte ich ein bisschen misstrauisch.

"Klar, jetzt komm. Es passiert schon nichts. Hier war ich schon unzählige Male", hörte ich sie um die Ecke rufen und stieg zögerlich über die kleine Absperrungen.

Der Ausblick, der sich mir bot, als ich ihrer Stimme folgte, war wunderschön.

Von hier oben aus konnte man den ganzen Außenbereichs des Internats überblicken und sogar die Klippen des Felsens, auf dem das Gebäude gebaut wurde und dahinter das dunkle Meer.

Auf dem Internats Gelände, stand eine riesige Buche, umgeben von kleineren Bäumen, die langsam ihre verfärbten Blätter verloren, unzählige Bänke und ein Springbrunnen in der Mitte.

Erst schien ich meinen Augen nicht zu trauen, aber als ich noch ein zweites Mal genauer hinsah, glaubte ich den Typ mit dem braunen Augen unter einer alten Eiche sitzen zu sehen. Wie gebannt starrte er auf den Block vor sich und tippt sich nachdenklich mit dem Stift in seiner Hand an die Schläfe.

Mit dem Ellenbogen stupste ich Jas an und deutete mit einem Kopfnicken in seine Richtung.

"Wer ist das?", fragte ich belanglos und versuchte meine Neugier so gut es ging zu verstecken.

"Aiden Mallory. Aber du brauchst dir keine Hoffnung zu machen. Jeder war Mal in ihn verknallt. Er allerdings beachtet keines der Mädchen. Ganz im Gegensatz zu dem da.", entgegnte sie und zeigte auf einen dunkel gekleideten Typen mit schwarzen Haaren.
"Jeremy. Schwarm vieler Mädchen und jede Woche drei neue. Kein wirklich guter Umgang. Es hieß sogar einmal, dass er jemanden vergewaltigt haben soll, aber auf dieser Schule gehen so viele Gerüchte rum, man darf eigentlich nichts mehr glauben", erzählte sie, als wäre es etwas alltägliches, während ich diesen Jeremy beobachtete, wie er seinen Arm um die Taille eines blonden, schlanken Mädchens mit kurzem Rock legte.

"Okay komm wir gehen was essen", schlug Jasmin vor und ging zurück zu den Treppen.

Bevor ich ihr hinterher ging, warf ich noch einen schnellen Blick zu der Eiche.

Für einen Augenblick stockte mein Atem, als seine braunen Augen geradewegs in mich hinein zu schauen schienen und ein warmen Schauer durch meinen Körper jagte.

Dann wandte er seinen Blick schnell ab und verschwand aus meinem Blickfeld.

Dann wandte er seinen Blick schnell ab und verschwand aus meinem Blickfeld

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The angel's featherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt